Interpol – The Other Side Of Make-Believe    

VÖ: 15.07.2022

Label: Matador

Genre: Post-Punk / Indie-Rock

Als um 2001/2002 die ersten Bands der damaligen Indie-Rock-Welle aufkamen, habe ich das ja – wie ich wahrscheinlich schon so einige Male hier bei hicemusic erwähnt habe – zuerst gar nicht mitbekommen. The Strokes, The White Stripes, The Black Keys…all diese habe ich nicht so richtig gekannt. Stattdessen gab es die Nu Metal-Formationen, deren Namen ich hier zu großen Teilen nicht erwähnen möchte. Nun gut, so 2003/2004, als schon einige weitere Bands zu Ruhm gelangten – Franz Ferdinand, Bloc Party, Maxïmo Park, Yeah Yeah Yeahs etc. –, da wurde mir erst klar, was ich da verpasst hatte. Interpol und deren beiden Studioalben – die Meisterwerke Turn On The Bright Lights (2002) und Antics (2004) – habe ich damals zuerst gar nicht so geschätzt, im Zusammenhang mit dem Drittwerk Our Love To Admire (2007), das ich ebenfalls bis heute verehre, habe ich die hohe Qualität der New Yorker erkannt. Doch ebenso wie vor vier Jahren – als Marauder (2018) veröffentlicht wurde, das ich hier übrigens ebenfalls in der „Kontrovers“-Sparte besprochen habe – sehe ich es wie meine Schwester damals schon: man kann nicht immer denselben Song machen, auch wenn er gut ist. Und ich wiederhole es, produktionstechnisch und klanglich gesehen, leisten Interpol fantastische Arbeit. Doch auch die Songs auf The Other Side Of Make-Believe – das zu großen Teilen wirklich ziemlich positive Kritiken bekommt – klingen im Gesamten etwas ähnlich. Es wird sich aber wieder mehr dem Sound der Anfangstage gewidmet bzw. auch jenen Klängen, die El Pintor (2014) ausmachten. Textlich wird es trotz der ganzen gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Umstände – für Band-Verhältnisse – fast schon optimistisch, zumindest wird Durchhaltevermögen proklamiert. Trotzdem bleibt für mich: ich bin noch ein bisschen zurückhaltend, daher auch die erneute Platzierung in der „Kontrovers“-Sparte. Andererseits: das Album ist für mich etwas besser als der Vorgänger Marauder! Was sagt ihr zu dem Album? Auf eure Einschätzungen bin ich gespannt!                              

Note: 2,7 (nach den ersten Eindrücken)

https://www.interpolnyc.com/

Isolation Berlin – Geheimnis

VÖ: 08.10.2021

Label: Staatsakt

Genre: Indie-Pop/-Rock

Das Faszinierende für mich an deutscher/deutschsprachiger Pop- und Rock-Musik – und ich betone dabei: sie muss nicht zwangsweise aus dem Indie-Bereich kommen – ist oft, dass sie mich packt, wenn sie einmal gutes Songwriting aufweisen kann und vor allem von den tradierten, „radiophilen“ Strukturen abweicht. Das war bei mir in der Vergangenheit nahezu immer so. So habe ich letztens in zwei Shows der hicemusic Live Show mich einigen deutschsprachigen Songs gewidmet, die wahrlich den verschiedensten Genres entsprangen, aber auf jeweils unterschiedliche Weise ihren Eindruck hinterließen. Da gab es ja auch so einige Spielarten. Man denke nur an die ganzen Bands der Hamburger Schule, die aufgrund ihrer Texte, die auf unvergleichliche Weise mit der deutschen Sprache experimentierten – der Slogans, ihrem generellen Appeal für viele Hörer/innen u.a. – bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Und es musste ja nicht unbedingt (sozial)politisch oder intellektuell sein. Okay, auch in anderen Genres nicht. Die Band Isolation Berlin um Frontmann Tobias Bamborschke, die insbesondere im Bereich von Indie-Pop/-Rock und Post-Punk musizieren, habe ich vor kurzem im Radio vorgestellt, mit ihrem grandiosen Fahr weg (aus dem meisterlichen 2016er Werk Und aus den Wolken tropft die Zeit). Die aus der Bundeshauptstadt stammende Formation hat nun ihr viertes Album Geheimnis veröffentlicht, das mich – ähnlich wie die wundervollen Vorgänger – erneut aufgrund des souveränen Umgangs mit Sprache, der herrlichen offenen, sarkastisch-humorvollen Art der Abrechnung mit alltäglichen Problemen, Phänomenen und Klischees sowie dem unvergleichlichen Können, detailverliebte und vielseitige Melodien zu erschaffen, fasziniert. Mein absolutes Highlight und wahrscheinlich auch schon Songs des Jahres ist Enfant Terrible, in dem aus der Sicht eines Künstlers erzählt wird, der wahrhaft schwerlich seine inneren Gedankengänge und seine für die Mitmenschen scheinbar nicht zu ertragenden Art zu reflektieren versteht. Absolut großartig! Aber auch andere Lieder wie der Titelsong, (Ich will so sein wie) Nina Hagen, Ich hasse Fußballspielen, Stimme Kopf oder Private Probleme sind außergewöhnlich. Ganz sicher eines meiner Alben des Jahres, ohne Zweifel!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://www.isolationberlin.de/

 

              

International Music – Ententraum

VÖ: 23.04.2021

Label: Staatsakt

Genre: Indie-Rock / Noise-Pop / Neo-Psychedelia             

Ich habe mich ja in den Kurzkritiken des Aprils auch mit dem neuen Album Die Gruppe der Berliner Ja, Panik auseinandergesetzt, einem wirklich klanglich und textlich ausgezeichnetem Werk! Es offenbart eine hintergründige, intellektuelle Herangehensweise an zurzeit aktuelle Themen. Wobei es dieser Formation vor allem um das Spiel mit Sprache geht. An diesen Bands mangelt es tatsächlich auch zurzeit in der deutschsprachigen Musikszene nicht, die nicht allzu offensichtliche, aber hochgradig reflektierte Standpunkte einnehmen und sich einer Angelegenheit multiperspektiv annehmen. Eigentlich bin ich ein großer Fan dieser Musik, habe schon immer mit Interesse verfolgt, was für Musiker/innen da in der Tradition und Nachfolge von beispielsweise „Hamburger Schule“-Musikgruppen wie Tocotronic, Die Goldenen Zitronen, Blumfeld oder Die Sterne vielschichtige Rock-/Punk-/Pop-Sounds produzieren, ebenfalls wie sprachlich komplexe, vielseitige Stimmungsbilder vermittelnde Texte. Leider war ich da 2018 nicht so aufmerksam, als ein Album namens Die besten Jahre erschien. Klar, habe ich das im Nachgang gehört und in den entsprechenden Jahresrückblick genommen. Aber das Werk – das unter anderem die Knaller-Single Cool bleiben aufbietet – und die Formation dahinter – die Essener von International Music – hatten eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient! Die Kritiker/innen zogen damals Parallelen zu besagten Ja, Panik – gerade aufgrund der Mischung deutscher und englischer Sprache –, verwiesen gleichzeitig aber auch auf die weiteren Stilrichtungen und Bands – ebenfalls in internationaler Hinsicht. Es wurden unter anderem gleichzeitig The Jesus And Mary Chain, Can und F.S.K. im Musikexpress ins Spiel gebracht. Die Band soll vor allem von den Beatles, The Velvet Underground, Spacemen3 und Trio inspiriert sein. So oder so, die Klänge sind tatsächlich vielseitig aufgestellt. Das wird auch bei dem genialen Zweitwerk Ententraum klar, das den Hörer unter anderem wieder mit Psychedelic-/Kraut-/Progressive-Rock und Noise-Pop bekannt macht und dabei eindeutig zeigt, dass da begnadet virtuose Musiker am Werk sind, die reichhaltig instrumentierte Songs mit unwiderstehlichen Melodien erzeugen! Es geht thematisch vor allem um den Zustand des Träumens, um die Bilder die erzeugt werden und offenbart verschiedene Deutungsansätze. Es wird mal lustig, ironisch, überschwänglich, aber auch melancholisch, traurig und düster! Das Album ist nur aus einem Grund in der „Kontrovers“-Sparte: ich bin hingerissen von Ententraum, finde es mindestens genauso gut wie das Debüt von International Music, habe aber auch die teilweise und vergleichsweise noch etwas verhaltenden Wertungen der Kritiker/innen registriert! Was sagt ihr zu dem Album? Genial, gut, schlecht oder doch nur Mittelmaß? Auf eure Meinungen bin ich sehr gespannt 😊                       

Note: 1,7 (mit Potential nach oben)

https://www.internationalmusic.band/

Idles – Ultra Mono

VÖ: 25.09.2020

Label: Partisan

Genre: Post-/Hardcore-Punk

Wie ihr sicherlich schon in den Kurzkritiken für diesen Monat gesehen habt, ist der 25. September diesen Jahres ein Release-Tag, an dem einige tolle Künstler/innen/Bands ihre Platten veröffentlicht haben. Da fiel es mir auch ziemlich schwer auszuwählen, wen ich denn genauer besprechen sollte. Zwischen den Fleet Foxes (okay, da war der VÖ schon am 22.09.), Will Butler, Crucchi Gang, den Deftones, Sufjan Stevens und Anna von Hausswolff. Zudem waren da ja noch einige Acts, die ich außen vor gelassen habe (es gab ja unter anderem noch Releases von Bob Mould, Thurston Moore, Sylvan Esso, Sophia oder Public Enemy!) Und dann wären da eben noch jene Post-Punker, denen ich hier bei hicemusic schon längst hätte mal meine Aufmerksamkeit widmen sollen, die Idles! Ich habe mich für Letztere entschieden, aber neben dem erwähnten Grund war es vor allem eine weitere Angelegenheit, auf die ich mich beziehen muss. Denn das dritte Album der Band um Frontmann Joe Talbot bekommt gemischte Kritiken in der Presse. Deshalb auch unter „Kontrovers“ diese Auseinandersetzung mit Ultra Mono. Zunächst aber: wer sind eigentlich die Idles? Nun der 2009 in Bristol gegründete Fünfer hat sich im Bereich des Post-Punk mit aggressiv-energetischem Sound und Parolen gegen die gesellschaftlich-politischen Missstände  – insbesondere in der Heimat in Großbritannien (z.B. in Opposition zur Politik Boris Johnsons) – Aufmerksamkeit verschafft. Die großartigen Werke Brutalism (2017, hier waren aber auch persönliche Themen vorhanden, z.B. der Tod von Talbots Mutter) und Joy Of An Act Of Resistance (2018) waren Zeugnis einer auf Krawall gebürsteten Haltung. Warum sollten sich die Idles in 2020 – einem Jahr, in dem ja wieder so einiges passiert ist – also nicht auch wieder Gehör verschaffen? Na klar, im Bereich des Post-Punk sind in letzter Zeit schon Alben in der Art erschienen, unter anderem von Protomartyr, Fontaines D.C. oder den Sleaford Mods. Doch die Idles sollten da nicht fehlen. Wie erwähnt sind die Reaktionen unterschiedlich. In den deutschen Magazinen sind sie eher positiv, in den internationalen Medien tendieren sie in die negative oder verhaltene Richtung (5.5/10 in der Pitchfork z.B.) Es werden ihnen zum Beispiel musikalische Wiederholung und  Unfokussierheit vorgeworfen. Kann ich persönlich nicht bestätigen, ich finde das Album erneut stark in seiner klanglichen Rohheit, in der ehrlichen textlichen Ausarbeitung mit der Wut über die Mächtigen und der Solidarität mit Menschen in sozialer Not, als auch der Produktion an sich (Nick Launey, Adam Greenspan). Ich bin sogar begeistert! Wie geht es euch? Was haltet ihr von dem Album? Auf eure Reaktionen bin ich sehr gespannt!

Note: 2,0

https://www.idlesband.com/uk

 

Great 2000’s Indie-/Garage-Rock – Meine weiteren liebsten Alben

Interpol

http://interpolnyc.com/

Interpol – Turn On The Bright Lights

VÖ: 19.08.2002

Label: Matador

Genre: Indie-Rock / Post-Punk

 

Interpol – Antics

VÖ: 27.09.2004

Label: Matador

Genre: Indie-Rock / Post-Punk

 

The Libertines

https://www.thelibertines.com/

The Libertines – Up The Bracket

VÖ: 21.10.2002

Label: Rough Trade

Genre: Indie-/Garage-Rock, Post-Punk

 

The Libertines – The Libertines

VÖ: 30.08.2004

Label: Rough Trade

Genre: Indie-/Garage-Rock

 

Kings Of Leon

http://kingsofleon.com/

Kings Of Leon – Youth And Young Manhood

VÖ: 01.09.2003

Label: RCA

Genre: Indie-/Garage-/Southern-Rock

 

The Strokes

http://thestrokes.com/

The Strokes – Room on Fire

VÖ: 20.10.2003

Label: BMG

Genre: Indie-/Garage-Rock

 

Franz Ferdinand

http://franzferdinand.com/

Franz Ferdinand – Franz Ferdinand

VÖ: 16.02.2004

Label: Domino

Genre: Indie-Rock / Post-/Dance-Punk

 

Franz Ferdinand – You Could Have It So Much Better

VÖ: 30.09.2005

Label: Domino

Genre: Indie-Rock / Post-/Dance-Punk

 

Bloc Party

http://blocparty.com/

Bloc Party – Silent Alarm

VÖ: 14.02.2005

Label: V2

Genre: Indie-Rock / Post-Punk

 

Bloc Party – A Weekend In The City

VÖ: 02.02.2007

Label: V2

Genre: Indie-/Alternative-Rock / Post-Punk

 

Maxïmo Park

https://www.maximopark.com

Maxïmo Park – A Certain Trigger

VÖ: 17.05.2005

Label: Warp

Genre: Indie-Rock / Post-Punk / New Wave

 

Maxïmo Park – Our Earthly Pleasures

VÖ: 30.03.2007

Label: Warp

Genre: Indie-Rock / Post-Punk / New Wave

 

Kaiser Chiefs

https://www.kaiserchiefs.com

Kaiser Chiefs – Employment

VÖ: 22.08.2005

Label: Universal

Genre: Indie-/Alternative-Rock

 

Arctic Monkeys

https://www.arcticmonkeys.com/

Arctic Monkeys – Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not

VÖ: 20.01.2006

Label: Domino

Genre: Indie-/Garage-/Punk-Rock / Post-Punk

 

Arctic Monkeys – Favourite Worst Nightmare

VÖ: 20.04.2007

Label: Domino

Genre: Indie-/Garage-Rock / Post-Punk

 

Vampire Weekend

https://www.vampireweekend.com/

Vampire Weekend – Vampire Weekend

VÖ: 22.02.2008

Label: XL

Genre: Indie-Rock / Indie-/Chamber-Pop / Worldbeat

 

Ich habe hier bei den Classics zuletzt zwei Bands mit Alben besprochen, die ich als Initiatoren der 2000er Indie-/Garage-Rock-Welle ansehe: The White Stripes und The Strokes. Im englischsprachigen Wikipedia-Eintrag wird die entsprechende Phase als „post-punk revival“ – wahlweise auch „new wave revival“, „garage rock revival“ oder schlicht „new rock revival“ – bezeichnet, was sicherlich zumindest den Kern trifft. Denn die Formationen, die dazu gezählt werden, haben sich die großen Vertreter jener Musikrichtungen zum Vorbild genommen, die in den oben genannten Begrifflichkeiten zum Ausdruck kommen und diesen zugerechnet werden, und haben diese Sounds auf ihre Weise neuinterpretiert. Es gab neben diesen (Post-)Punk-/Garage-Rock/New Wave-Strukturen auch Ausflüge in die unterschiedlichsten klanglichen Bereiche, zum Beispiel Rock’n’Roll, Blues oder Grunge, (in Großbritannien vor allem) in den Britpop, später auch verstärkt in die Electronica und den Worldbeat. Ja, oder generell eine Orientierung hin zum „klassischen“ Indie-Rock der 1980er und -90er Jahre in all seinen verschiedenen Varianten und Ausdrucksformen: Pixies, Dinosaur Jr., The Smiths und uvm. Natürlich ist heute der Begriff „Indie“ zu einem eher schwammigen Begriff geworden. Wenn heute etwas nicht „mainstreamig“ ist, dann wird es mit jenem Prädikat versehen. Was ist heute nicht alles „indie“? So ist es schwer, so wie ich über eine „Indie-Rock-Welle“ zu sprechen, bei deren Bezeichnung nicht jedermann klar wird, welche entsprechenden Bands und Alben gemeint sind. Die anfangs erwähnten Wikipedia-Begriffe sind daher kein Zufall. Es ist nicht immer leicht, alles zu kategorisieren, das wird auch bei meinen Zuordnungen deutlich. Ich nenne es dennoch „Indie-Rock-Welle“ und versuche entsprechende Formationen mit ihren Werken zu benennen, die in den Artikeln solchen Begrifflichkeiten wie „post-punk revival“ zugerechnet werden. Nun, wie so oft in der Pop-Geschichte ist ein Aspekt besonders wichtig. Wenn eine Stilrichtung etwas von ihrer musikalischen und sozialpolitischen Bedeutung verliert, die entsprechenden Sounds langweilig werden, dann ist es wichtig, dass Musiker/innen sich zusammenfinden, um eine Alternative zu starten, mit neuen Klängen auf sich aufmerksam machen und eine nächste Musikrichtung begründen. Im Fall der 2000er-Indie-/Garage-Rock-Welle ist es vielleicht kein konkretes Genre, sondern eher eine Bewegung, aber das spielt wohl eher eine untergeordnete Rolle. Es gibt auch nicht wenige, die mir gesagt haben, dass in der Zeit keine wirklich neue, „revolutionäre“ Musik produziert wurde, dass nur „alte“ Sounds im Retro-Gewand präsentiert wurden. Dazu möchte ich mich an dieser Stelle nicht weiter äußern. Da gibt es ein interessantes Buch von Simon Reynolds dazu. Wichtig ist, dass mit dieser Indie-/Garage-Rock-Welle eine Alternative zu jenen Musikrichtungen geboten wurde, die vorher an Relevanz verloren hatten: Nu Metal/Crossover, Euro-Dance und was es nicht alles in den 1990ern bis teilweise in die 2000er Jahre hinein hab. Ein in der Pophistorie wie bereits erwähnt normaler Prozess. Es sollte wieder „authentische“, vermehrt auf den Gitarreneinsatz bezogene Musik mit bedeutungsvollen gesellschaftsrelevanten Texten geboten werden, mit einsprechend modischen Trends (u.a. Röhrenjeans, Lederjacken), die vor allem die Jugend der damaligen Jahre ansprechen und sich andererseits von den „Älteren“ abgrenzen sollte. Vor allem die Live-Shows der Bands waren spektakulär! Ich habe allerdings schon ein paar Mal hier bei hicemusic erwähnt, dass ich diese Musik-Bewegung zunächst etwas verschlafen habe. Als die Strokes und die White Stripes auf den Plan traten, war ich passionierter Hörer von Nu Metal-/Crossover- oder auch Mainstream-Pop. Das ist in der Nachbetrachtung ein bisschen schade! Allerdings habe ich dann so 2002/2003 die hier gleich vorgestellten Indie-/Garage-/Punk-Rock/New Wave-Bands mit ihren Alben kennen und lieben gelernt. Es waren zudem die Sounds, auf die ich mich vor allem mit meiner Schwester (mit der ich einige Shows damals besucht habe) als auch meinen Freunden einigen konnte. Die Klänge haben generell meine späten Jugendjahre sowie dann meine Zwanziger – somit den Übergang von der Schule zum Zivildienst und auch noch zum Studium – geprägt und bleiben für mich aus unterschiedlichen Gründen unvergessen. Dazu äußere ich mich im Folgenden. Aus dem Grund, dass ich The White Stripes Elephant  und das Debüt der Strokes (ihr zweites Album habe ich damals nicht erwähnt, weshalb es hier noch einmal auftauchen wird) schon besprochen habe, gehe ich nun auf weitere Bands ein, die zumindest aus meiner persönlichen Sicht heraus mit ihren nicht weniger wichtigen Alben hier im Zusammenhang mit dem „post-punk revival“ genannt werden müssen. Zum Schluss kommen noch Formationen mit ihren Platten zu ihren Ehren, die bedeutsam sind, aber aus Grund, dass eine ausführliche Besprechung hier den Rahmen sprengen würde, nur kurz ohne Text erwähnt werden. Ich wünsche euch viel Spaß, über entsprechende Kommentare und Schilderungen individueller Erlebnisse und Eindrücke würde ich mich sehr freuen! Vielleicht habe ich auch jemand Wichtiges vergessen 😊

 

Interpol – Turn On The Bright Lights / Antics

Ich bin mit den New Yorkern vergleichsweise sehr spät in Berührung gekommen, obwohl sie natürlich als eine der wichtigsten Initiatoren der Bewegung aus dieser Stadt gelten (sicherlich neben den Strokes und den Yeah Yeah Yeahs). Im Spätsommer 2002 – als das Debüt Turn On The Bright Lights da war  – hatte ich sie noch nicht auf dem Schirm, war aber spätestens mit dem ebenso genialen Antics (2004) eingeweiht, fand es zunächst nicht so toll, um dann aber voll drin zu sein in dieser Musik, die vor allem durch die Stimme von Paul Banks geprägt ist. Hat bestimmt nicht nur mich an Ian Curtis denken lassen, dessen Band Joy Division sicherlich ebenso unter anderem Vorbild war wie The Smiths und The Cure. Zwei starke Alben haben Interpol da vorgelegt, wobei ich eigentlich auch noch Our Love To Admire (2007) hätte hinzu zählen sollen.

Turn On The Bright Lights

Note: 1,3

 

 

Antics

Note: 1,3

 

 

 

The Libertines – Up The Bracket / The Libertines

Bei den Libertines ist es ähnlich wie bei Interpol, ich habe sie sehr spät entdeckt! Es gibt eine weitere Parallele: als das zweite Werk 2004 erschien, war ich zunächst aus mir heute unerfindlichen Gründen nicht so gepackt, fand sie in der folgenden Zeit immer besser und muss gerade aus jener gegenwärtigen Perspektive heraus sagen, dass die Briten wohl zu den besten Vertretern des Genres gelten. Sie haben nicht nur mit Up The Bracket (2002) ein geniales Debüt mit herausragenden Hymnen und ebenfalls grandiosen Texten veröffentlicht, sondern mit dem selbstbetitelten Zweitwerk (2004) ein weiteres Meisterstück hinzugefügt. Vor 5 Jahren konnte ich sie nochmal live in Düsseldorf erleben, es war so schön, das unnachahmliche Songwriter-Duo Pete Doherty und Carl Barât mit den anderen Bandmitgliedern wiedervereint zu sehen!

Up The Bracket

Note: 1,0

 

 

The Libertines

Note: 1,0

 

 

Kings Of Leon – Youth And Young Manhood

Okay, das ist wohl eher ein individuelles Ding: ich bin ein Riesenfan des Debüts der US-Amerikaner! Gerade angesichts der Tatsache, dass der Sound der Followills parallel zum steigenden Erfolg stets an Qualität eingebüßt hat, muss ich eine Lanze für Youth And Young Manhood brechen! Wie toll hier die Stimme von Nathan Followill in der großartigen Rockmusik – die sich bevorzugt an Blues und Southern Rok orientiert – zur Geltung kommt! Molly’s Chambers ist beispielsweise eine Wucht!

Note: 1,7

 

 

The Strokes – Room On Fire

Ich habe ja bereits einiges zum Debüt geschrieben, das meiner Meinung nach das stärkste Album der Indie-/Garage-Rock-Welle ist. Doch was ich vielleicht hätte noch erwähnen sollen ist, dass der Nachfolger ebenso ein Klassiker ist! Muss man ja auch erst einmal hinbekommen, nach nur zwei Jahren ein fast ebenbürtiges Werk vorzulegen. Wieder richtig große Songs sind darauf zu finden!

Note: 1,3

 

 

Franz Ferdinand – Franz Ferdinand / You Could Have It So Much Better

Die Schotten Franz Ferdinand sind ohne Zweifel eine meiner Lieblingsbands. Ich weiß noch genau, wie im Frühjahr 2004 ihr Debüt herauskam, wie es in den Zeitungen gefeiert und wie eine Live-Show im Radio bei Eins Live im „Kultkomplex“ übertragen wurde. Ich war ebenfalls begeistert von solch komplex arrangierten, dabei höchst eingängigen Songs wie Take Me Out oder auch unvergessenen textlichen Großleistungen („Schampus mit Lachsfisch“). Ein Riesenalbum! Dann kam nur ein Jahr später der Nachfolger heraus, der nicht ganz die Klasse erreichte, doch ebenso überragend ist. Unter anderem eiferte man so klasse den Beatles nach (in Eleanor Put Your Boots On)!

Franz Ferdinand

Note: 1,0

 

 

 You Could Have It So Much Better

Note: 1,7

 

 

 

Bloc Party – Silent Alarm / A Weekend In The City

Ich meine, es habe mal früher geheißen, dass die Briten live überhaupt nicht gut seien. Also, immer wenn ich sie gesehen habe, war ich hin und weg. Kele Okereke und seine Mannen haben mit Silent Alarm (2005) richtig eingeschlagen! Wie bei Franz Ferdinand hatte ich glücklicherweise die Gelegenheit sie kennenzulernen, als ihr Debüt erschienen ist und somit ihren Werdegang aufmerksam verfolgen zu können . Klar, Silent Alarm ist der Wahnsinn mit seinen an Gang Of Four oder Joy Division erinnernden Songs. Ich fand aber den experimentellen Charakter des Nachfolgers ebenso überaus fesselnd! Man mag ja von den Electronica-Elementen, die dann auf dem Drittwerk Intimacy noch mehr eingesetzt wurden, halten was man möchte, ich fand es aber immer toll, dass Bloc Party wagemutig waren!

Silent Alarm

Note: 1,3

 

 

A Weekend In The City

Note: 1,7

 

 

Maxïmo Park – A Certain Trigger / Our Earthly Pleasures     

Komischerweise wird die Band aus Newcastle nicht in dem Wikipedia-Eintrag zu „post-punk revival“ erwähnt, ebenso wenig wie in der Liste des ME zu den „besten Alben des neuen Jahrtausends 2000-2015“! Dann ist das eher so eine persönliche Sache, denn meiner Meinung nach ist A Certain Trigger (2005) eine Glanztat, die interessanterweise auf dem Warp-Label erschienen ist, was sonst eher für ambitionierte Electronica bekannt ist. Hymnen, die ich damals als Anfang-Zwanziger rauf und runter gehört habe, mein von Auf und Abs geprägtes Leben damals begleitet haben. Mein Vater war damals überhaupt nicht begeistert. Seine Frage war: „Ist das auf dem Klo produziert worden?“  😊  Der zwei Jahre später erschienene Nachfolger ist ebenfalls bezaubernd. Ich liebe Books From Boxes und Your Urge (mein Geheimfavorit)!

A Certain Trigger

Note: 1,3

 

 

Our Earthly Pleasures     

Note: 1,7

 

 

Kaiser Chiefs – Employment

Von den Bands dieses Genres haben einige heute viel von ihrer Bedeutung verloren. Ich denke aber, dass für mich die Kaiser Chiefs den größten qualitativen Niedergang hingelegt haben. Klar, sie haben zwischendrin etwas aufhorchen lassen, ohne aber lange im Gedächtnis haften zu bleiben. Ach doch, einen Hit gibt es, der auf so ziemlich jeder Feierlichkeit gespielt wurde bzw. wird: Ruby. Aber schon das Album, auf dem der Song zu hören war – Yours Truly, Angry Mob (2007), der Zweitling der Kaiser Chiefs (der Name ist übrigens angelehnt an einen südafrikanischen Fußballverein) – war höchstens Mittelmaß. Aber: das Debüt Employment mit seinen Hymnen und tollen Lyrics ist richtig gut gealtert! Vielleicht ist es deshalb auch erwähnenswert!

Note: 1,7

 

 

Arctic Monkeys – Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not / Favourite Worst Nightmare

Da bleibt nicht viel weiteres zu sagen als: die Arctic Monkeys sind großartig, die Songs ihres Debüt-Albums sind gerade angesichts ihres damaligen Alters (ich sah 2006 einen Bericht, in dem sie als „Pickelgesichter“ bezeichnet wurden) unglaublich gekonnt instrumentiert, mit einer unvergleichlichen Direktheit, Souveränität und Abgeklärtheit. Was für unvergessliche Songs! Für den Nachfolger habe ich auch sehr viel übrig, da nur ein Jahr später die gute Form bestätigt werden konnte!

Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not

Note: 1,3

 

 

Favourite Worst Nightmare

Note: 1,7

 

 

 

Vampire Weekend – Vampire Weekend

Es ist einmal an der Zeit, eine Band zu erwähnen, deren Erstling zu einer Zeit erschien, als schon einige gefeierte Formationen des Indie-/Garage-Rock mit ihren zweiten und dritten Werken schwächelten oder gar richtig enttäuschten. Das Rezept: mehr Experimente, Öffnung zu neuen Richtungen wie Worldbeat oder Chamber-Pop. Sozusagen die akademische Version des Indie-Rocks, die aber so locker und lässig daherkommt, mit Hymnen aufwartet und zu jeder Zeit gute Laune verströmt. Man muss sich vorstellen, ich war 2008 mit einer damaligen Freundin im Kölner Gloria, wobei die Show von einer großen Örtlichkeit (ich meine es war das Palladium) in eben jene kleinere umverlegt wurde. Wir hatten ordentlich Spaß! Eine großartige Live-Band, die heute auch schon mehr Leute damit begeistern kann. Von deren Qualitäten konnte ich mich damals dann nochmal bei strömenden Regen auf dem Hurricane Festival 2010 überzeugen! Wie großartig Vampire Weekend sind, haben sie dieses Jahr nach zwei weiteren fantastischen Alben unter Beweis gestellt. Father Of The Bride ist nach wie vor meine Platte 2019!

Note: 1,3

 

 

Weitere Erwähnungen hier:

https://hicemusic.wordpress.com/weitere-erwaehnungen-great-2000s-indie-garage-rock/

Interpol – Marauder

VÖ: 24.08.2018

Label: Matador

Genre:  Indie-Rock / Post-Punk

Ich habe es schon mehrmals erwähnt, hier bei hicemusic erscheinen in der Kategorie „Kontrovers“ einige von mir eigentlich favorisierte Bands. Es liegt aber irgendwie auch nahe, da man als Fan oder zumindest als wertschätzender Hörer der jeweiligen Musik wohl immer mit ziemlich hohen Erwartungen an das Rezipieren eines neuen Albums herangeht, was in vielen Fällen angesichts eines oder mehrerer exzellenten/exzellenter Vorgänger(s) eine schwierige Aufgabe darstellt. Im Monat August erscheint an dieser Stelle eine mittlerweile zum Trio geschrumpfte, seit 1997 existierende Formation aus New York, Interpol. Diese gehört zu jenen Musikgruppen, die dem Indie-Rock-/Post-Punk-Revival der frühen bis mittleren 2000er Jahre den Stempel aufdrückten. Da gab es zum einen das 2002 erschienene Meisterwerk Turn On The Bright Lights sowie das zwei Jahre später veröffentlichte, nicht minder beeindruckende Antics, die in diesem Zusammenhang immer erwähnt werden sollten (mit Hymnen wie PDA, NYC, Obstacle 1, Slow Hands oder Evil). Mit dem 2007 – also zu einem Zeitpunkt, als die damalige Indie-Rock-/Post-Punk-Welle so langsam an Schwung verlor – produzierten Drittling Our Love To Admire konnte Interpol mich erneut erreichen, ich mochte Songs wie The Heinrich Maneuver oder No. I In Threesome außerordentlich gerne. Nun, die beiden danach veröffentlichten Nachfolger waren sehr gut produziert, hatten auch ihre Momente, boten jedoch ebenso einige Trademark-Sounds, die vor allem die beiden ersten Werke ausgemacht haben. Jetzt besteht für mich die Frage, wie ich Marauder einschätzen soll, denn vor allem die Vorabsingle The Rover zeigte, dass trotz eines immer noch irgendwie gut klingenden Sounds mit wirklichen Innovationen nicht zwanghaft zu rechnen ist, oder wie meine Schwester kürzlich passend zu diesem  sagte, dass man als Band nicht immer den gleichen Song machen dürfe, auch wenn es ein guter  sei. Dieses Problem sehe ich auch für die gesamte Länge der neuen Platte. Gerade zu Anfang klingt mir das zu ähnlich, zu sehr orientiert an den Erfolgen der früheren Zeit. Zum Ende mache ich auch Momente aus, in denen Paul Banks & Co. zumindest zu Teilen zu überraschen verstehen. Aber insgesamt gesehen ist das nicht so richtig zufriedenstellend, gerade weil man generell von Interpol doch mehr erwartet, oder? Sehe ich das falsch? Was haltet ihr von dem neuen Werk? Über Eure Meinungen freue ich mich sehr!

Note: 2,7

http://interpolnyc.com/

 

Isolation Berlin – Vergifte dich

VÖ: 23.02.2018

Label: Staatsakt

Genre:  Indie-Rock/-Pop, Post-Punk

Manchmal bin ich wirklich simpel gestrickt… Ja, ich weiß, selbigen Satzanfang habe ich schon an den Anfang der Rhye-Rezension gesetzt, aber hier passt es erneut. Denn diesmal kann man sich aber wohl nur am Kopf kratzen. Vor allem, ist der Vorfall erst jüngst geschehen, als ich die neue Platte von Isolation Berlin hörte. Ich dachte mir, dass die Hauptstädter ja nur wenig aufregende ruhige Songs aufgenommen hätten, ich war nicht sonderlich angetan. Nur wäre es eventuell ratsam gewesen, wenn ich die Musik auf der Anlage etwas lauter gedreht hätte und mich vielleicht mehr den Klängen und Texten gewidmet hätte statt mich dabei auch noch der Gartenarbeit zu widmen. Nun ja, glücklicherweise habe ich Vergifte dich seitdem noch einige Male aufmerksamer gehört. Denn sonst hätte ich das Album nicht als solches geschätzt was es wirklich ist: absolut wundervoll! Isolation Berlin, deren letzten Veröffentlichungen – LPs, EPs, Singles (ich sage nur Annabelle!) – wirklich feinsten deutschen Indie-Pop/-Rock (garniert mit anderen Zutaten aus Punk u.a.) aufboten, widmen sich in ihren Texten Alltagsthemen aus unterschiedlichsten Perspektiven. Dabei wird es nicht nur bitter, zynisch oder pessimistisch, sondern es wird ebenso Lebensfreude, Witz und Scharfsinn versprüht. Die Musik ist dabei – ganz anders als ich es bei der oben beschriebenen „Hörsession“ vermutet hatte – so vielseitig angelegt (es gibt u.a. großartige Ausflüge in Post-Punk/No Wave-Gefilde), dass man den Mannen um Sänger Tobias Bamborschke nur höchsten Respekt zollen sollte. Bei all den Vorbildern, die sich hier eventuell ausmachen lassen (von Element Of Crime über Rio Reiser, Tocotronic oder auch Fehlfarben) ist das doch sehr höchst eigenständig, Isolation Berlin bieten fantastischen, jederzeit charmanten Indie-Rock, lasst Euch ruhig darauf ein!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://staatsakt.hanseplatte.de/kuenstlerinnen-und-kuenstler/isolation-berlin

 

Ibeyi – Ash

VÖ: 29.09.2017

Label: XL

Genre: R&B / Neo-Soul / (Art-/Experimental-)Pop / World

Die französisch-kubanischen Zwillingsschwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz sind bei mir vor 2 Jahren – als ihr selbstbetiteltes Debüt erschien – nicht so sehr angekommen, wie es angesichts der damaligen Berichterstattung hätte der Fall sein müssen. Ein persönliches Versäumnis, was aber nichts damit zu tun hatte, dass ich keinen Zugang zu ihren Klängen gehabt hätte. Ich kann mich an TV- und Radio-(Kultur-)Sendungen sowie Zeitungsartikel erinnern, in denen nicht nur kommuniziert wurde, dass es sich um die Töchter des ehemaligen und leider sehr früh verstorbenen Buena Vista Social Club-Multiinstrumentalisten Angá Díaz handelt, sondern auch  dass diese eine Musik präsentieren würden, die im Indie-Bereich außergewöhnlich sei, eine vielfältige Mixtur der unterschiedlichsten Weltmusik-Elemente. Dies kommt nicht von ungefähr: Naomi Díaz hat nach dem Tod ihres Vaters (2006, im Alter von 11 Jahren) dessen bevorzugtes Instrument zu spielen gelernt  – die Cajón de rumba („Trommel-Kiste“). Zudem haben sich beide Schwestern ausführlich mit Yorùbá-Folklore auseinandergesetzt, deren Ursprünge in Westafrika, insbesondere Nigeria, liegen und deren Kultur Ende des 18. bzw. Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge des Sklavenhandels in Kuba Verbreitung fand. Ibeyi kombiniert  die tradionelle Musik mit mittel-/südamerikanischen als auch „westlichen“ Elementen, bedingt durch die familiäre Abstammung – ihre französisch-venezolanische Mutter Maya Dagnino ist ebenso Musikerin (Sängerin, zudem heutige Managerin ihrer Töchter, sie soll ihnen auch jene traditionellen Yorùbá-Lieder in deren Kindesalter vorgesungen haben). Was daraus Spannendes resultiert, konnte man auf dem überaus gelungenen Debüt schließlich hören. Songs wie River und Exhibit Diaz unterstreichen die Mannigfaltigkeit ihrer Sounds sowie deren textlichen Stärken. So wurden auf Ibeyi  vor allem persönliche Themen aufgegriffen, der Tod ihres Vaters sowie der älteren Schwester verarbeitet. Dem Duo geht es jedoch ebenso um eine kulturell-gesellschaftliche Message, was jetzt auf dem Nachfolger besonders deutlich wird. So setzten sich Ibeyi für die Rechte der Frauen ein, greifen dazu in No Man Is Big Enough For My Arms wirkungsvoll auf ein Sample einer Michelle Obama-Rede zurück. Stark gemacht! Der Wahnsinn ist aber Deathless, welches an sich bereits groß ist, durch das unvergleichliche Saxophonspiels des Ausnahmekünstlers Kamasi Washington zusätzlich veredelt wird. Schon jetzt einer der Songs des Jahres! Insgesamt ist das Album ziemlich gut gelungen, bietet neben den musikalischen Fähigkeiten des Duos weitere tolle Gäste (Chilly Gonzales u.a.). Ich muss es allerdings noch etwas auf mich wirken lassen, um ein abschließendes Urteil fällen zu können!

Note: 2,3 (mit Potential nach oben)    

http://ibeyi.fr/

 

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