Róisín Murphy – Róisín Machine

VÖ: 02.10.2020

Label: Skint

Genre: Electronica / Elektro-/Art-Pop / Disco

Ich war richtig gespannt auf das fünfte Solo-Werk der ehemaligen Moloko-Frontfrau Róisín Murphy, das kann man wohl sagen! Ich bin fast schon in Panik geraten, als ich es Ende September – wo ich den Release erwartete – noch nicht hören konnte. Okay, es war ja eine Woche später da und die Freude war dementsprechend groß. Die Singles des Albums, die schon im Vorfeld erschienen, hatten bei mir zu dieser großen Erwartungshaltung geführt. Ich las etwas von einer Orientierung der 47-jährigen Irin zu House und 70er-/80er-Disco. Da hätten aber auch durchaus andere Musikrichtungen stehen können, ich wäre dennoch äußerst gespannt gewesen. Denn Murphy liefert beständig hohe Qualität ab, das hat sie schon mit ihrem Ex-Partner Mark Brydon als Moloko getan und führte dies in ihrer Mitte der 2000er Jahre beginnenden Solo-Karriere fort, zusätzlich auch als Gast (z.B. auf DJ Kozes formidablen 2018er Album Knock Knock). Die vier Vorgänger-Werke waren auf ihre Art immer speziell, präsentierten eine Künstlerin, die mehr oder weniger trendige, aber stets moderne und in ihrem Charakter unkonventionelle Sounds in ihre Musik einfließen ließ, ohne diese einfach zu kopieren. Es blieb stets eine individuelle Vorgehensweise bestehen, die sich zudem zu großen Teilen vom Klangkosmos von Moloko emanzipieren konnte. Dieses selbstbewusste, extrovertierte Auftreten hat mir eh schon seither imponiert, das war ja schon immer klasse, auch zu besagten Band-Zeiten. Meine Erwartungen wurden erfüllt. Auf Róisín Machine geht es tatsächlich in housige, discoide und wavige Sound-Gefilde, die Künstlerin lässt den Tracks jeweils genügend Zeit sich zu entfalten. Das imponiert, die Vorgehensweise ist insgesamt nicht ganz so unkonventionell wie auf den Vorgängern, sondern gibt den einen klaren Befehl: „Los, fang an zu tanzen!“. Das ist alles so herrlich modern und vielseitig produziert, klingt funky, sexy und einfach cool. Hervorragend in diesen Zeiten, um sich fallen zu lassen und die Musik auf sich wirken zu lassen. Bereits jetzt große Klasse!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://www.roisinmurphyofficial.com/

 

Róisín Murphy – Take Her Up To Monto

VÖ: 08.07.2016

Label: Play It Again Sam

Genre: Elektro-/Art-Pop

Oliver Götz weist in seiner Rezension zum vierten Solo-Album der Ex-Moloko-Sängerin darauf hin, dass eine Aussage im Vorfeld einer Veröffentlichung, man habe noch genügend Soundmaterial von den Aufnahmen des letzten produzierten Werkes übrig gehabt, so dass man die Klänge deshalb kurzerhand auf eine weitere Platte gepresst habe, ja beim Empfänger einer solchen Nachricht eher zu Schauder, zumindest Skepsis führten. Völlig richtig, sind solche Mitteilungen (von Band- oder Presseseite) fast genauso zu hinterfragen wie jene, dass man mit dem jeweils neuesten Album das Beste in seiner Musikerkarriere vorgelegt habe. So schreibt der ME-Autor weiter: „Besser beraten sind doch meist jene Künstler, die lieber die B-Seiten ihrer Singles dick mit besten Resten bestreichen.“ In diesem Fall weiß man ja mittlerweile, dass derlei Songs meistens nicht gut genug sind für die erste Wahl, es heißt oft, dass sie nicht in das Konzept eines Albums oder des darauf verfolgten Musikstils gepasst hätten. Es gibt aber immer wieder Ausnahmen, manchmal ist die B- sogar qualitativ besser als die A-Seite. Wie sieht es hier aus? Die Sounds, die auf Róisín Murphys Werk Take Her Up To Monto zu hören sind, waren in denselben Aufnahmesessions entstanden wie für das letztjährige, absolut wunderbare Hairless Toys, in Zusammenarbeit mit Eddie Stevens. Jegliche Skepsis sollte nach dem Hören der neuen Platte spätestens verflogen sein. Alles andere als „B-Seiten-Material“, das soundtechnisch zwar viele Zutaten aufgreift, die man in Zusammenhang mit der Irin bereits kennt, allerdings immer wieder mit Überraschungen (z.B. mit den Chören in Mastermind) garniert ist. Insgesamt etwas zurückgelehnter als  Hairless Toys, manchmal noch extrovertierter, als man es ohnehin von Murphy gewöhnt ist. Auf jeden Fall zu jeder Zeit spannend und vielseitig strukturiert. Vielleicht nicht besser als der Vorgänger, aber im Gesamten diesem ebenbürtig. Da hast Du mal wieder ein starkes Statement abgegeben, liebe Róisín!

Note: 2,0

http://www.roisinmurphyofficial.com/

Róisín Murphy – Ten Miles High [Official Video] from PIASGermany on Vimeo.

RÓISÍN MURPHY – TAKE HER UP TO MONTO (Preview Trailer) from Markus Fuchs on Vimeo.

 

Róisín Murphy – Hairless Toys

VÖ: 08.05.2015

Label: Play It Again Sam

Genre: Art-Pop / Electronica

Keine Frage, nach dem Ende des Electronica/Trip-Hop-Duos Moloko hat es die charismatische Sängerin stets verstanden, ihren individuellen, experimentellen sowie extrovertierten Stil beizubehalten, ohne den Sound der Ursprungsband lediglich zu kopieren. Das ist ihr selbst natürlich zum größten Teil anzurechnen, aber auch den Produzenten und Instrumentalisten, die ihr auf den bisher zwei Solo-LPs zur Seite standen. Vor ziemlich genau 10 Jahren, auf Ruby Blue, war dies zuvorderst Matthew Herbert, der seinen Ansatz der ambitionierten Herangehensweise an Musik in Form von jazzig-souliger Disco-Electronica zur Geltung brachte. An dem Nachfolger Overpowered (2007) waren gleich mehrere Kreative beteiligt (u.a. Richard X, Jimmy Douglass, Carl Cox oder Groove Armada-Mitglied Andy Cato), die ihm einen poppig-zugänglicheren Touch verliehen. Dies soll aber nicht bedeuten, dass die Irin die Beteiligten frei walten ließ. Ganz im Gegenteil, sie hat glücklicherweise ganz eindeutige Soundvorstellungen, weshalb es gewiss schon zu Streitigkeiten kam. Dennoch, auf Hairless Toys, dem Comeback nach 8 Jahren, hat sie die Zusammenarbeit mit Eddie Stevens versucht, der bereits an Arbeiten von Moloko als auch den Solowerken beteiligt war, allerdings nun als ausführendem Produzenten. Das Ergebnis der Kooperation ist beeindruckend, denn so verspielt, wagemutig und Genre-ungebunden hat man Murphy wahrscheinlich – zumindest ohne Mark Brydon – noch nie erlebt. Eine exzellente Mischung aus anspruchsvollem Pop und den Möglichkeiten der Electronica, inklusive einer düstereren, persönlichen Thematik. Herausragend: die Single Exploitation.

Note: 2,0

www.roisinmurphyofficial.com/

Roisin Murphy – Exploitation from PIASGermany on Vimeo.

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