Dezember 2016

Peter Doherty – Hamburg Demonstrations

VÖ: 02.12.2016

Label: Clouds Hill

Genre: Indie- / Alternative-Rock

Comeback, Teil 1: Der Dezember bietet wieder einige Veröffentlichungen von hinlänglich bekannten bzw. berühmten Musikern/innen – sprich: „alten Hasen“ -, von denen man im Vorfeld eventuell nicht viel erwartet hat, die aber dann doch mit bemerkenswerter bis absolut hochwertiger Qualität überraschen. Okay, bei Peter Doherty, der ja im letzten Jahr mit den Libertines ein ziemlich gutes Comeback feiern konnte, ist man wohl kaum davon ausgegangen, dass er mit seinem neuen Solowerk (nach 7 Jahren) enttäuschen würde. Das tut er auch nicht wirklich, aber unter Umständen hat man es doch mit dem umgekehrten Fall zu tun, in der Hinsicht, dass man vielleicht etwas mehr erwartet hat. Die „großen Songs“ vermisst man insgesamt ein wenig, aber immerhin: seine Songwriter-Künste kann er erneut ausspielen, u.a. mit treffsicheren Kommentaren zu den letztjährigen Anschlägen von Paris und einer liebenswerten Ode an Amy Winehouse.

http://albionrooms.com/

 

 

Jean-Michel Jarre – Oxygène 3

VÖ: 02.12.2016

Label: Sony

Genre: Electronica / Ambient

Eigentlich hätte hier ja an dieser Stelle wie bei Peter Doherty und The Rolling Stones „Comeback, Teil…“ gestanden, wenn die 68-jährige französische Ikone der elektronischen Musik nicht bereits Ende 2015 und im Frühling diesen Jahres die beiden tollen Electronica – Alben herausgebracht hätte. Die Klasse wussten ja auch die hicemusic-Leser zu schätzen, denn der 2.Teil wurde zum Album des Monats Mai gewählt. Die Zusammenarbeit mit diversen aktuellen Künstlern der Electronica hat Jean-Michel Jarre – so viel ist auch in der Nachbetrachtung klar – sehr gut getan. Denn nicht nur er hat die junge Generation inspiriert, sondern ebenso diese gab ihm anscheinend genug Impulse, dass er sich entschied, seine klassische Reihe fortzuführen und in die Moderne zu transferieren. Ohne Jarre nahe treten zu wollen, aber vor kurzem hätte man sich sicher noch Sorgen gemacht, dass jeglicher Zeitgeist verloren gegangen ist. Nun befindet sich Jarre jedoch in einer richtig fruchtbaren kreativen Phase, was ihm selbstverständlich zu gönnen ist.

http://jeanmicheljarre.com/

 

 

The Rolling Stones – Blue & Lonesome

VÖ: 02.12.2016

Label: Polydor

Genre: Electric Blues / (Rhythm &) Blues

Comeback, Teil 2: 11 Jahre kein Studioalbum mehr von den Rolling Stones und dann das! Obwohl, nicht alle Musikfans werden diese lange Wartezeit als negativ bewertet haben, so mancher hat ja eher gehofft, dass die Band, die seit 54 Jahren (!) existiert, nicht zu viele weitere mäßige, kraftlose Platten ihrer einzigartigen Diskografie  hinzufügen möge. Denn wenn man ehrlich ist, sind die letzten Studiowerke oft besser beurteilt worden als sie letztlich waren. Wenn man dann auch noch hört, dass die Briten ein Cover-Alben produziert haben (angeblich innerhalb von 3 Tagen), in denen sie ihren großen Vorbildern (u.a. Howlin‘ Wolf, Little Walter) huldigen, sich ihrer musikalischen Blues-Wurzeln besinnen, darf man sicherlich skeptisch sein. Allerdings, das muss man auf gar keinen Fall. Denn die Rolling Stones spielen absolut vital und fokussiert auf, zeigen auf, weshalb sie einst zu dieser fantastischen, generationsübergreifend einflussreichen  Band geworden sind. Brillant! *

*Eric Clapton unterstützt hier die Band mit seinem herausragenden Gitarrenspiel (auf zwei Songs).

http://www.rollingstones.com/

 

 

The Colorist & Emilíana Torrini – The Colorist & Emilíana Torrini

VÖ: 09.12.2016

Label: Rough Trade

Genre: Indie- / Chamber-Pop

Emilíana Torrini kennen viele Musikhörer aufgrund ihres Superhits aus dem Jahr 2009, dem ziemlich oft im Radio gespielten Jungle Drum (landete in vielen Ländern, unter anderem auch in Deutschland auf Platz 1 in den Hitparaden). Bei aller Klasse dieses Songs, die auch durch den erwähnten Großeinsatz in den Medien unberührt geblieben ist, die Isländerin hat noch so viel mehr im Repertoire, was sie unter anderem auf ihren bisherigen Longplayern unter Beweis stellte. Sie arbeitete oder tourte zudem mit Künstlern unterschiedlichster stilistischer Couleur zusammen oder schrieb Songs für Andere (u.a. Kylie Minogues Slow). Nun haben zwei Belgier (Aarich Jespers und Kobe Proesmans) ihre Vielseitigkeit noch einmal aufgegriffen und mit Unterstützung Torrinis‘ Gesang selbst sowie eines Orchesters ein wundervolles Live-Album aufgenommen, auf dem ihre Songs äußerst originell rearrangiert wurden.

http://thecoloristorchestra.com/

http://emilianatorrini.com/

 

 

Raf Rundell – The Adventures Of Selfie Boy Pt.1

VÖ: 09.12.2016

Label: 1965

Genre: Indietronica

Raf Rundell kennt man eventuell als die eine Hälfte von The 2 Bears, ein Projekt, das er zusammen mit Joe Goddard, eine der führenden Mitglieder von Hot Chip, betreibt. Ähnlichkeiten zu beiden genannten Bands sind festzustellen, was aber auch daran liegt, dass die Musik auf dem Solodebüt ähnlich vielseitig, im Spannungsfeld von Pop und Electronica angelegt ist. Allerdings geht es hier schon eher ins Poppige, was gerne mit beliebter, zeitgemäßer Psychedelia kombiniert sowie mit Ausflügen in Funk und Rock, vor allem dem krautigen, ergänzt wird. Die LP weist zwar eine ziemlich kurze Spielzeit auf, unterhält aber dennoch oder gerade aus diesem Grund, weil unterschiedliche Ansätze an Genres unternommen und zusammengeführt werden. Ähnlich wie es den Mitgliedern von Hot Chip gelingt, schafft es Rundell sehr gut, Pop-Elemente (die hier nur nicht in das ruhige, gern auch schnulzige verfallen) mit hochmodernen, abenteuerlustigen  elektronischen Rhythmen zu synthetisieren. Spaßig, diese Platte!

https://de-de.facebook.com/RafRundell/

 

 

Neil Young – Peace Trail

VÖ: 09.12.2016

Label: Reprise

Genre:   Folk(-Rock)

Im Zusammenhang mit Neil Young verbietet es sich von Comeback (wie bei den oben Genannten) zu sprechen, angesichts der vielen musikalischen Arbeiten, die er allein in diesem Jahrzehnt schon veröffentlicht hat. Auch wenn die Musikpresse ihm gegenüber zuletzt nicht selten ziemlich kritisch eingestellt ist, hat er – zumindest der Meinung des Schreibers dieser Zeilen nach – Werke von annähernd gleichbleibend hoher Qualität abgeliefert, auf denen Young Experimentierlust an den Tag legte (erinnert sei beispielsweise an A Letter Home, das er unter der Produktion von Jack White in einer Record Booth aufnahm). Peace Trail ist zu einem gewissen Teil klanglich abenteuerlustig (auch wenn der Kanadier in seinen Texten sich dahingehend äußert, dass er glaube, den Anschluss an die Moderne verloren zu haben), so greift er z.B. auf das allzu beliebte Autotune zurück. Kein revolutionäres, dennoch ein ansprechendes, sehr politisches Album, das sich erwartungsgemäß klar gegen Trump positioniert*.

*Young ging unter anderem gegen Trump vor, weil dieser in dessen Wahlkampf Rockin‘ In The Free World spielen ließ.

http://www.neilyoung.com

 

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