Neko Case – Hell-On
VÖ: 01.06.2018
Label: Anti
Genre: Indie-/Alternative-Rock / Folk / Americana
Auf die US-amerikanische Künstlerin Neko Case bin ich erstmalig durch den wunderbaren Internet Radio-Sender Radio Paradise und dessen Moderator Bill Goldsmith aufmerksam geworden, als dieser einen Song des Albums Middle Cyclone (2009) vorstellte. Das gefiel mir sofort, obwohl ich bei so manchen Folk-/Americana/Country-Künstler/innen meine Anlaufschwierigkeiten habe. Es ist interessant, wie Case den Stilrichtungen in Kombination mit Pop-/Indie-/Alternative-Zutaten und starken Texten immer wieder neue Aspekte abgewinnen kann, was sie sowohl auf The Worse Things Get, The Harder I Fight, The Harder I Fight, The More I Love You (2013) als auch ihrer Gemeinschaftsarbeit mit Laura Veirs und k.d. lang – Case/lang/veirs (2016) – und auch wieder auf den Werken von The New Pornographers – der Band, der sie zudem angehört – unter Beweis gestellt hat. Hell-On hält erneut höchst originell und klangvoll arrangierte Melodien bereit, mit denen Neko Case ihre Texte über höchst ehrliche, persönliche Angelegenheiten unterlegt. Die Natur spielt dabei eine übergeordnete Rolle. Ein weiteres Mal ziemlich spannend, das Ganze!
Note: 2,3 (mit Tendenz nach oben)
Oneohtrix Point Never – Age Of
VÖ: 01.06.2018
Label: Warp
Genre: Electronica / Experimental
Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never passt mit seinen hochgradig experimentellen Electronica-Sounds perfekt zum dafür immer noch repräsentativ stehenden und von mir so verehrten Label Warp Records. Da fanden sich unter seinen Releases schon so einige spannende Tracks, die mir imponierten. Seine Kollaborationen mit Künstler/innen wie David Byrne, Iggy Pop, Anohni, Tim Hecker oder auch FKA Twigs deuten an, wie vielseitig der 35-jährige US-Amerikaner seine atmosphärischen, kinematographisch anmutenden Klänge auslegen kann. Age Of lässt erneut mit ambitionierten Sounds aufhorchen, die sicherlich herausfordern, es kann auch recht viel Geduld erforderlich werden! Neben Experimenten und „Verrücktheiten“ finden sich aber gleichzeitig Momente von Nachdenklichkeit und Harmonie. Das in diesem Zusammenhang ein James Blake einfallen könnte ist kein Wunder, hat dieser doch an Age Of mitgewirkt. Zudem ist oben erwähnte Anohni auch dabei. Ein großes Werk mit interessanten Ansätzen: u.a. würde Lopatin nach eigener Aussage mit dieser Musik einen Pixar-Film unterlegen. So oder so, ein großes Werk, jetzt schon!
Note: 2,0 (mit Tendenz nach oben)
Lily Allen – No Shame
VÖ: 08.06.2018
Label: Parlophone
Genre: (Elektro-)Pop / Dancehall
Die 33-jährige Britin Lily Allen hat wirklich 2 klasse Alben produziert, die ersten beiden – einmal Alright, Still (2006, bei diesem hatte ich damals noch ein paar Anlaufschwierigkeiten, da ich mich zunächst komischerweise nicht mit der Single Smile anfreunden konnte) und dann den Nachfolger It’s Not Me, It’s You (2009). Mutiger Pop mit Reggae-, R&B- und Elektro-Zutaten, der auch in textlicher Hinsicht klar überzeugte, da direkt und vor allem nicht so „pseudofrech“ wie andere Pop-Produktionen der damaligen Zeit. Den dritten Tonträger Sheezus (2014) allerdings fand ich total enttäuschend, nachzulesen hier bei hicemusic. Bei No Shame wird jetzt oft geschrieben, dass Allen zu großen Teilen zu alter Form zurückgefunden habe. Dem kann ich bisher nur bedingt zustimmen, finde allerdings auch, dass der vierte Tonträger um einiges besser als besagter Vorgänger ist. Die Sängerin behandelt persönliche Themen (Mutterschaft, Scheidung u.a.) und ist dabei äußerst selbstkritisch. Das weiß zu gefallen, ebenso wie ihre Gesangs- sowie die produktionstechnischen Leistungen (u.a. waren Ezra Koenig und Mark Ronson beteiligt). Bin nur noch nicht so hundertprozentig überzeugt (kann sich noch ändern)!
Note: 2,7 (hat eventuell noch Potential nach oben)
Lykke Li – So Sad So Sexy
VÖ: 08.06.2018
Label: RCA
Genre: (Elektro-)Pop / R&B
In diesem Fall – anders als bei Lily Allen – habe ich nach mehrmaligem Hören des neuen Tonträgers der 32-jährigen Schwedin Lykke Li kaum Hoffnung, dass ich mich mit ihm noch anfreunden werde. Vor genau 3 Jahren habe ich im Zuge des LiebsterAwards geschrieben, dass ich dem letzten Album I Never Learn (2014) anfangs vielleicht zu wenige Chancen eingeräumt habe. War ja auch tatsächlich so, es gab einige tolle Songs darauf zu finden. Lykke Li zeigte, dass sie sicherlich kein Interesse daran hatte, unbedingt Allen zu gefallen, nachdem sie einen solchen Mainstream-Erfolg mit (dem The Magician-Remix von) I Follow Rivers gefeiert hatte. Das imponierte mir. Allerdings habe ich nach der Rezeption von So Sad So Sexy den Eindruck, dass ihr ein wenig die interessanten Ideen abhandengekommen sind. Es sind sicherlich jene Momente vorhanden, die einem bewusst machen, weshalb Lykke Li eine begabte Künstlerin ist, aber so richtig überzeugt bin ich insgesamt leider nicht. Wirkt oft etwas „glatt poliert“!
Note: 3,0
SOPHIE – Oil Of Every Pearl’s Un-Insides
VÖ: 15.06.2018
Label: [PIAS]
Genre: Avant-Pop / Electronica
Ich muss gestehen, dass ich zunächst nicht so richtig gepackt wurde von den Tracks, die ich im Vorfeld (also in den Jahren vor) der Veröffentlichung von SOPHIE’s Debüt-LP gehört hatte (vor allem, als 2015 die Compilation Product erschien), ich war wohl ein bisschen abgeschreckt von diesem Bubblegum-Stil. Ist natürlich Quatsch, das ist bei genauerer, etwas geduldigerer Rezeption klasse ambitionierter Elektropop! Die Vielseitigkeit der 31-jährigen, in den USA ansässigen Schottin zeigt sich nun besonders auf Oil Of Every Pearl’s Un-Insides, denn hier wird von hymnischen Pop bis zu ausgeklinkter Electronica alles Mögliche aufgefahren und höchst wirkungsvoll zusammengeführt – von Klang- und Stimmexperimenten, tiefen Bässen und auch „ruhigen“, atmosphärischen Momenten, mit einer ordentlichen Portion Ironie. Das ist schwer zu fassen, wird sicherlich nicht allen zusagen. Mir aber gefällt dies insbesondere wegen des innovativen und kompromisslosen Charakters!
Note: 2,0 (mit Potential nach oben)
Leon Vynehall – Nothing Is Still
VÖ: 15.06.2018
Label: Ninja Tune
Genre: Ambient / Electronica
Ich muss es wiederholen: 2018 hält schon jetzt, kurz nach Überschreitung der ersten Jahreshälfte, eine Menge richtig guter bis genialer Electronica-Platten bereit (siehe oben, Oneohtrix Point Never und Sophie)! Klar, es gibt sicherlich immer wieder tolle Platten innerhalb einer Zeitspanne von 12 Monaten, doch hier in diesem Fall haben einige davon das Zeug zum Klassiker (von Mouse On Mars, DJ Koze u.a.). Leon Vynehall kann sich bestimmt bald einreihen, denn seine atmosphärische Downtempo-Debüt-LP Nothing Is Still ist mit dieser wohligen Wärme und Introversion schon jetzt absolut einnehmend! Fantastische, oft jazzig angehauchte, das Tempo und die Stimmung jederzeit verändernde Klangkonstruktionen, Vynehall lädt uns auf eine Reise in seine persönliche familiäre Vergangenheit ein. Wow, Ninja Tune legt mal wieder einen Volltreffer hin!
Note: 2,0 (mit Potential nach oben)