Boards Of Canada – Music Has The Right To Children

VÖ: 20.04.1998

Label: Warp

Genre: Electronica / Ambient

Wo wir schon beim Thema “Nostalgie” und damit zusammenhängenden Kindheits- und Jugenderinnerungen sind, so ist in demselben Jahr, in dem Air mit Moon Safari den passenden, absolut perfekten  Soundtrack dazu lieferten, ein weiteres atemberaubendes Album erschienen, auf dem eine Rückschau auf die Vergangenheit vorgenommen wird. Wenn auch auf eine andere Weise, aus einer  im Vergleich wohl etwas pessimistischeren Betrachtungsweise heraus. Es handelt sich um die offizielle Debüt-LP des Brüder-Duos Michael Sandison und Marcus Eoin, das sich nach einer kanadischen Filmgesellschaft benannte. Die Dokumentationen der National Film Board Of Canada inspirierten die Schotten, eigene gedrehte Kurzfilme mit selbst komponierter Musik zu unterlegen. Vor allem was für welche! Überaus psychedelische und kinematographisch anmutende, zwischen glückseligen, sehnsuchtsvollen und düsteren, unbequemen Momenten wechselnde Musik. Die Zutaten: mit analogen Synthies und allerlei Equipment erzeugte moderne Electronica/Ambient-Sounds (auch „Intelligent Dance Music“ getauft, weshalb das Werk perfekt zum ausgezeichneten britischen Warp-Label passt), langsame Rhythmen sowie Samples/Field Recordings aus Fernsehen/Film, kuriosen Quellen, die auch gern mal wegen ihrer totalen Verfremdung nur sehr schwer zu verorten sind. Es geht um Erinnerungen an die Kindheit und Jugend, die nicht nur positiv konnotiert sind, vornehmlich wie Erwachsene sie haben könnten. Man muss sich nur mal das Cover anschauen, auf dem Menschen zu sehen sind, deren Gesichter unkenntlich gemacht sind. Es geht also um verschwommene Erinnerungen, vieles bleibt angedeutet, man ist sich nicht sicher, ob sie der Realität entsprechen. Das fand ich schon immer spannend, ich fühle mich auch heute oft beim Anhören der Musik an Filmarbeiten von David Lynch erinnert (die ich so liebe), rufe mir andererseits manchmal ins Gedächtnis, wie ich mit einem Freund in der Vergangenheit (ich denke mal im Alter von ca. 9-12 Jahren) Filme ausdachte – damals noch ohne Kamera, wir spielten sie einfach nach, taten so als ob wir Schauspieler seien. Auch da erinnere ich mich nur noch ansatzweise, habe einzelne Erlebnisse im Kopf, denke beim Hören der Musik an diese Zeit zurück. Auch andere Bilder von früher erscheinen vor dem inneren Auge. Passend finde ich, dass es bei Youtube zu der Musik von Boards Of Canada einige von Usern selbst hergestellte Videos gibt (siehe unten, offizielle gibt es wohl nicht), bei denen alte Werbespots, Filme, kuriose erscheinende Szenen zu sehen sind. Genau dies verbinde ich mit den Klängen der Schotten. Ich habe diese Band erst relativ spät entdeckt, nach anderen Acts des Labels Warp, wie z.B. Aphex Twin oder Autechre, die ich gehört hab, als ich noch Ambitionen und Träume hatte, im Filmgeschäft tätig zu werden (ca. im Alter von 18-21 Jahren). Als ich Boards Of Canada erstmals rezipierte, war ich hin und weg, dies wäre der perfekte Soundtrack für meine Filme gewesen. Ich liebte ihre Werke, egal ob das verstörende Geogaddi, das entspannte The Campfire Headphase oder ihre experimentelle Früharbeit Twoism, ihre EPs, Remixe und unveröffentlichten Tonträger (von denen einige Songs bei Youtube gehört werden können, obwohl nicht ganz sicher ist, ob sie alle echt sind). Music Has The Right To Children ist aber ihr unantastbares Meisterstück! Ein guter Freund von mir sagte einmal, dass er den Titel des Albums so toll fände, recht hat er!

Note: 1,0

https://bleep.com/artist/78-boards-of-canada

Boards of Canada – Aquarius from David Dohrmann on Vimeo.

 

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