VÖ: 05.02.2001
Label: Mute
Genre: Ambient / Electronica / (Kammer-/Dream-)Pop
Das Film-Feeling, das ich im Zusammenhang mit Music Has The Right To Children von Boards Of Canada angesprochen habe, kommt noch stärker im Zusammenhang mit einem Album zum Tragen, welches ich leider erneut erst spät kennengelernt habe. Ich kann mich noch ganz dunkel daran erinnern, dass ich – vermutlich im damaligen alternativen Abendprogramm von Radio 1Live, im „Kult Komplex“ (heute „Plan B“) – den Song Utopia hörte. Das muss ein paar Monate, vielleicht auch ein Jahr nach dem Release von Felt Mountain gewesen sein. Ich bin mir jedoch sehr sicher, dass ich außerordentlich fasziniert von diesen Melodien war. Wer kann bei solchen Klängen aber auch nicht an Filme denken, große epische Western, vielmehr Werke mit atemberaubenden Natur- oder Fantasyaufnahmen? Hieß ja nicht umsonst Utopia. Das Album selbst habe ich dann erst um 2003 zur Kenntnis genommen, als der fantastische Nachfolger Black Cherry erschien, der in Richtung Synthie-Pop und Electroclash tendierte. So oder so, die unglaublich präsente und zauberhafte Stimme dieser Sängerin passte zu beiden Varianten, dem „härteren“ Sound, den letztgenanntes Werk aufbot, gleichsam wie zu dem „sanften“ Klanggewand, das noch besser – nein, wirklich perfekt – auf Felt Mountain zur Entfaltung kommt (danach wurden fast im Wechsel beide Soundformen auf Goldfrapps weiteren Alben fortgeführt). Alison Goldfrapp schafft es spielend leicht, unvergleichliche Höhen zu erreichen, fast so wie es die abgebildeten Gebirgsaufnahmen im Booklet versinnbildlichen könnten (man höre nur mal ihre Leistungen in dem einzigartigen Titelsong). Ich hatte es in der Review zum neuen, wirklich immer noch wunderbar produzierten Silver Eye schon erwähnt, welche Ausstrahlung Alison Goldfrapp hat, was für eine bewundernswerte Persönlichkeit sie ist. Mit dem Debüt hat meine Wertschätzung für die damals 34-Jährige ihren Anfang genommen. Man sollte jedoch auch nicht vergessen, wer die sagenhaften Melodien zu ihrem fabelhaften Gesang mitgestaltet, ihr kongenialer Partner Will Gregory. In Zusammenarbeit sind großartige, höchst aufwendige instrumentell arrangierte Songs entstanden, in denen verschiedene stilistische Einflüsse genial in einem einzigartigen Sound verschmolzen werden, angelegt zwischen Ambient, Electronica, Pop, Jazz, Cabaret, Folk, Trip-Hop und eben Filmmusik. Kein Wunder, dass man zugleich an Portishead oder Björk, an James Bond-Soundtracks – vor allem jene von Shirley Bassey – aber eben auch an Ennio Morricone, Lalo Schifrin oder auch Maurice Jarre denkt. Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass der Aufnahmeprozess einige Schwierigkeiten für das Duo bereithielt, man etliche Hürden auf sich nahm, um dieses Album zu produzieren, zum Beispiel setzte die Abgeschiedenheit in der Grafschaft Wiltshire Sängerin Alison Goldfrapp zu. Wie so oft in der Kunst führen verschiedene Aufarbeitungen persönlicher Probleme zu herausragenden Werken. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Kindheit und Filmklassikern – z.B. mit Roman Polanskis Wenn Katelbach kommt (im Original: Cul-de-sac), das Sinnieren über Reisen im Weltall sind nur ein paar der vielen Themen auf Goldfrapps Meisterwerk. Mal introvertiert und verträumt, mal nach vorne treibend und erotisch angehaucht. Unglaublich, für mich ein ewiger Klassiker, der in den über eineinhalb Dekaden seines Bestehens nichts von seinem Glanz verloren hat. Felt Mountain stellt unter den sieben, allesamt tollen Studioalben der Briten das Prachtexemplar dar, ist mein absoluter Favorit!
Note: 1,0
A Trip to Felt Mountain from Rick Romaniuk on Vimeo.
Lovely Head (Alternate Version) from Goldfrapp on Vimeo.
Goldfrapp: ‚Feltmountain‘ (2000) from Music Collector on Vimeo.