Jean-Michel Jarre – Electronica 2: The Heart Of Noise
VÖ: 06.05.2016
Label: Sony
Genre: Electronica
Wie angekündigt, ist nun der zweite Teil von Jean-Michel Jarres Großprojekt – einer Zusammenkunft seines Sounds mit jenen seiner (mehr oder weniger) direkten musikalischen Erben – erschienen. Wie vielfältig seine Auswahl der Kooperationspartner tatsächlich ausgefallen ist, hat ja bereits der im Oktober letzten Jahres veröffentlichte Erstling dokumentieren können, mit Künstlern unterschiedlichster Couleur (die nicht zwangsweise der elektronischen Musikspielarten zuzurechnen sind), auf dem Nachfolger nun ergänzt durch weitere spannende Persönlichkeiten. Man kann sich nur wiederholen: in Anbetracht der Tatsache, dass viele vor dem Zweiteiler erschienene Werke von mäßiger bis schlechter Qualität waren, verblüfft die Unverkrampftheit, mit der Jarre hier vorgegangen ist. Es will ihm zwar nicht ausnahmslos gelingen, aber im der Mehrzahl hält der Soundpionier die Fäden in der Hand, versteht es – mit Hilfe der Gäste – überraschende Kniffe einzubauen, wirkungsvolle Akzente zu setzen. Respekt dafür!
White Lung – Paradise
VÖ: 06.05.2016
Label: Domino
Genre: Punk-/Indie-Rock
Die kanadische Band besteht seit 2006 und hat seitdem – das neue Werk Paradise eingerechnet – vier Alben herausgebracht, die in einheimischen und internationalen Musikfachmagazinen gelobt, teilweise auch gefeiert wurden. Vor allem die ersten beiden, noch auf dem auf Hardcore-Punk spezialisierten Label Deranged erschienenen Alben hatten einige Anhänger, waren sie ja auch dem Genre entsprechend schön auf Konfrontationskurs ausgelegt. Mit dem 2014 veröffentlichten Deep Fantasy wollten sie ihrem Sound trotz Festhaltens an punkigen Melodien einen etwas „softeren“ Touch verleihen und der Stimme von Sängerin Mish Way mehr Freiräume einräumen. Dies funktionierte auch zum größten Teil, obwohl die härtere Gangart dominierte. Dies ist auch auf der neuen LP weiterhin festzustellen, was natürlich nicht problematisch ist, aber auf Albumdauer gerade für Nicht-Fans des Punk-Rock-Genres etwas eintönig erscheinen mag. Doch auch diese werden wohl einzelne Songs mögen (Hungry z.B.).
Digitalism – Mirage
VÖ: 13.05.2016
Label: Magnetism /[PIAS]
Genre: EDM / House
Das Hamburger Duo veröffentlichte sein Debüt 2007 genau zur richtigen Zeit, denn Idealism wies jene Zutaten auf, die in der Electronica-Szene damals für Aufregung sorgten, mit einem klar hörbaren Bezug auf Dance-Sounds der 1990er Jahre – French House-Größen wie Daft Punk oder dem Big Beat-Bands der Chemical Brothers, also tanzbaren Beats & Melodien. Neben Justice und Simian Mobile Disco konnten Digitalism glänzen, hatten Songs wie Pogo oder Zdarlight auf Lager, die richtig Laune machten. Ihre erst vier Jahre später veröffentlichte LP I Love You Dude löste zwar nicht dieselbe Begeisterung aus, wies dennoch lebhafte Momente auf, ebenso wie die Single Wolves von 2014. Das gilt auch für Mirages, auch wenn man mittlerweile vielleicht auch mal andere Sounds von der Band erwarten dürfte. Denn sie ist weiterhin auf ihren Trademarksound beschränkt – die Mischung aus EDM und House. Ist man auf Unterhaltung aus, dann gefällt die Platte. Man darf nur nicht wirklich Neues von Digitalism erwarten.
Digitalism – Utopia (Official Video) from SODA MUSIC KIOSK on Vimeo.
Mark Pritchard – Under The Sun
VÖ: 13.05.2016
Label: Warp
Genre: Ambient / Electronica
Mark Pritchard wurde schon früh mit Musik in Verbindung gebracht. So hat er einmal erzählt, dass seine Mutter ihn im Alter von 5 Jahren zu einem Plattenladen mitgenommen habe, mit dem Versprechen, dass er von da an jede Woche eine 7inch-Platte geschenkt bekommen würde. Die bevorzugte Richtung schien schon früh klar, denn die vom Vater gekaufte Gitarre wurde durch allerlei elektronisches Equipment ersetzt. Unter unterschiedlichen Pseudonymen hat Pritchard seitdem die Felder der elektronischen Musik wirkungsvoll beackert, u.a. als Global Communication, Jedi Knights, auf Warp Records auch schon als Link, Harmonic 33 oder Africa Hitech oder unter seinem Geburtsnamen. Auf Under The Sun gibt es organisch-sphärische Songs zu hören, die außerelektronische Elemente einbeziehen und klanglich ein wenig an Labelkollegen (wie Boards Of Canada, Brian Eno) erinnern, zum Teil unterstützt von versierten Gastsängern (Thom Yorke, Bibio u.a.). Pritchards Handschrift bleibt dennoch stets erkennbar.
Mark Pritchard – Beautiful People (feat. Thom Yorke) from Warp Records on Vimeo.
Mark Pritchard • ‘Sad Alron’ from Warp Records on Vimeo.
Arthur Beatrice – Keeping The Peace
VÖ: 27.05.2016
Label: Vertigo
Genre: Indie- / Dream-Pop
Ist ja schon interessant, mit welchen Pop-Heroen der Sound der Band bereits in Verbindung gebracht wurde. Nun, es ist nicht Neues, dass Kritiker die verschiedensten Vergleiche herbeiführen, wenn Newcomer heutzutage ihre Werke veröffentlichen, aber hier kam schon einiges zusammen, als Arthur Beatrice ihr Debüt herausbrachten: annähernd aus allen Dekaden der Popgeschichte wurden Beispiele herausgesucht, seien es The Sundays, The Turtles, Belle & Sebastian, vor allem auch The XX. Allerdings, falsch lag man nicht unbedingt, vor allem letztere waren stark herauszuhören, nicht zuletzt durch den Wechselgesang von Ella Girardot und Orlando Leopard. Das britische Quartett hat einen eigenen Stil gefunden, der sich klanglich ein wenig an andere Bands anlehnt – es geht nun in Richtung Indie-/Dream-Pop à la London Grammar, Girardot singt nun solo – vor allem jedoch durch die abwechslungsreiche musikalische Gestaltung, reizende eigene Ideen – vor allem in instrumentaler Hinsicht – punkten kann.
Arthur Beatrice, ‚Real Life‘ from George Belfield on Vimeo.
Beth Orton – Kidsticks
VÖ: 27.05.2016
Label: Anti
Genre: Folktronica
Beth Orton hat in ihrer jetzt auch schon über 20 Jahre andauernden Karriere stets einen Folk gespielt, der sich nicht mit dem bloßen Bezug auf die traditionelle Komponente zufrieden gab. So wurden schon zu Frühzeiten möglichst vielfältige Electronica-Elemente integriert und ein Sound etabliert, der sich bestens mit dem Genre „Folktronica“ um-/beschreiben lässt. Bereits ihre Debüt-LP Superpinkymandy (1993) nahm sie mit ihrem Ex-Freund auf, dem (vor allem in den 1990er Jahren angesagten) britischen Produzenten William Orbit. Auch in den darauffolgenden Jahren bewies Orton ein Gespür für zeitgemäße Electro-Sounds, mit Hilfe versierter Musiker des Genres, seien es Andrew Weatherall, die Chemical Brothers, Red Snapper oder Four Tet. Nun hat sie sich für ihr neues Werk Kidsticks wiederum einen gegenwärtig angesagten Produzenten ausgewählt: Andrew Hung (Fuck Buttons). Das Resultat ist ein vielseitiges Soundgewand, das vor allem in den ersten Songs zum Tragen kommt (z.B. Moon oder 1973).
http://www.bethortonofficial.com/