Ibeyi – Ash

VÖ: 29.09.2017

Label: XL

Genre: R&B / Neo-Soul / (Art-/Experimental-)Pop / World

Die französisch-kubanischen Zwillingsschwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz sind bei mir vor 2 Jahren – als ihr selbstbetiteltes Debüt erschien – nicht so sehr angekommen, wie es angesichts der damaligen Berichterstattung hätte der Fall sein müssen. Ein persönliches Versäumnis, was aber nichts damit zu tun hatte, dass ich keinen Zugang zu ihren Klängen gehabt hätte. Ich kann mich an TV- und Radio-(Kultur-)Sendungen sowie Zeitungsartikel erinnern, in denen nicht nur kommuniziert wurde, dass es sich um die Töchter des ehemaligen und leider sehr früh verstorbenen Buena Vista Social Club-Multiinstrumentalisten Angá Díaz handelt, sondern auch  dass diese eine Musik präsentieren würden, die im Indie-Bereich außergewöhnlich sei, eine vielfältige Mixtur der unterschiedlichsten Weltmusik-Elemente. Dies kommt nicht von ungefähr: Naomi Díaz hat nach dem Tod ihres Vaters (2006, im Alter von 11 Jahren) dessen bevorzugtes Instrument zu spielen gelernt  – die Cajón de rumba („Trommel-Kiste“). Zudem haben sich beide Schwestern ausführlich mit Yorùbá-Folklore auseinandergesetzt, deren Ursprünge in Westafrika, insbesondere Nigeria, liegen und deren Kultur Ende des 18. bzw. Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge des Sklavenhandels in Kuba Verbreitung fand. Ibeyi kombiniert  die tradionelle Musik mit mittel-/südamerikanischen als auch „westlichen“ Elementen, bedingt durch die familiäre Abstammung – ihre französisch-venezolanische Mutter Maya Dagnino ist ebenso Musikerin (Sängerin, zudem heutige Managerin ihrer Töchter, sie soll ihnen auch jene traditionellen Yorùbá-Lieder in deren Kindesalter vorgesungen haben). Was daraus Spannendes resultiert, konnte man auf dem überaus gelungenen Debüt schließlich hören. Songs wie River und Exhibit Diaz unterstreichen die Mannigfaltigkeit ihrer Sounds sowie deren textlichen Stärken. So wurden auf Ibeyi  vor allem persönliche Themen aufgegriffen, der Tod ihres Vaters sowie der älteren Schwester verarbeitet. Dem Duo geht es jedoch ebenso um eine kulturell-gesellschaftliche Message, was jetzt auf dem Nachfolger besonders deutlich wird. So setzten sich Ibeyi für die Rechte der Frauen ein, greifen dazu in No Man Is Big Enough For My Arms wirkungsvoll auf ein Sample einer Michelle Obama-Rede zurück. Stark gemacht! Der Wahnsinn ist aber Deathless, welches an sich bereits groß ist, durch das unvergleichliche Saxophonspiels des Ausnahmekünstlers Kamasi Washington zusätzlich veredelt wird. Schon jetzt einer der Songs des Jahres! Insgesamt ist das Album ziemlich gut gelungen, bietet neben den musikalischen Fähigkeiten des Duos weitere tolle Gäste (Chilly Gonzales u.a.). Ich muss es allerdings noch etwas auf mich wirken lassen, um ein abschließendes Urteil fällen zu können!

Note: 2,3 (mit Potential nach oben)    

http://ibeyi.fr/

 

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