Arctic Monkeys – The Car

VÖ: 21.10.2022

Label: Domino

Genre: Lounge-/Baroque-Pop / Art-/Orchestral-Rock

Habe ich nicht noch kürzlich über die Bands der Indie-/Garage-Rock-Welle der frühen bis mittleren 2000er Jahre geschrieben und wie es manche später geschafft haben, sich erfolgreich vom frühen Sound der Anfangstage zu emanzipieren? Ja gut, wenn man ehrlich ist, sind es ja im Endeffekt nicht unzählig viele. Aber: wenn man es einer Band zugestehen darf, dann sind es wohl die „Pickelgesichter“ (darf man sowas heute eigentlich noch schreiben?!?) von einst, die es so richtig gepackt haben. Denn es gab die richtige Emanzipation. Im Gegensatz zu so anderen Formationen haben sie nicht nur ein mehr als gutes drittes Album (mit Humbug aus dem Jahr 2009) vorgelegt, sondern auch danach noch überzeugt (sieht man vielleicht mal von dem etwas verquasten 2011er-Suck It And See ab). Nach dem wunderbaren Tranquility Base Hotel & Casino (2018) sind sie bei diesem grandiosen orchestralen und loungigen Klängen geblieben bzw. haben sie diese noch weiter verfeinert, unter anderem mit einer ordentlichen Portion Soul und Funk. Erinnerungen an Burt Bacharach, Scott Walker, David Bowie oder die James Bond-Soundtracks kommen da sicherlich nicht von ungefähr. Interessant ist dabei, dass in den Texten konträr zu den Sounds – die ja eher einen beschwingten Eindruck machen – mit zu großen Teilen pessimistisch anmutenden Themen beschäftigt wird. Denn auch wenn sicherlich nicht alle Hörer mit den „neuen“ Arctic Monkeys zufrieden sind, so sind sie dadurch unheimlich spannend und vielseitig. Die Band erlaubt sich mit der großartigen Produktion so viele Kniffe und Überraschungen, dass es eine wahre Freude ist! Das ist nicht nur gut, das ist Meisterklasse!

Note: 1,7   

https://arcticmonkeys.com/

Arcade Fire – WE      

VÖ: 06.05.2022

Label: Columbia

Genre: Indie-/Folk-Rock / Dance-Pop

Gestern hörten meine Schwester und ich das neue Album der kanadischen Indie-/Folk-Rocker Arcade Fire. Sie meinte, dass sie sehr begeistert von dem sechsten Werk sei und fragt mich schon seit ein paar Wochen, wie ich dazu stehe. Ich sagte eher unfreiwillig etwas, das bei genauerer Betrachtung irgendwie kennzeichnend für WE steht. Denn ich meinte, dass ich das Album so spannend fände, weil hier Bewährtes zu hören sei, ich die neue Herangehensweise an die Komposition der Stücke heraushören würde. Dann pausierte, dachte dass das doch ein Widerspruch sei. Meine Schwester sagte dann, dass das wohl das Geheimrezept sei. Ich finde, dass sie Recht hat, denn man hört einerseits diese Electro-/Disco-/Dance-Pop-Experimente heraus, die die kanadische Band bei Everything Now (2017) und insbesondere bei Reflektor (2013) in den Arcade Fire-Sound einfließen ließen. Zum anderen kommen auch die klanglichen Strukturen wieder verstärkt zum Vorschein, welche die ersten drei Werke prägten. Vor allem: man lässt sich viel Zeit! Man versieht die Songtitel mit Teil 1, Teil 2 etc., lässt die Lieder sich über mehrere Minuten entwickeln, gibt ihnen fast schon einen progressiven Charakter. Wahrscheinlich auch, um diesen recht häufig zu vernehmenden Vorwurf zu widerlegen, man mache nur noch Musik für die Massen. Vielleicht war es auch eine super Wahl, sich für Nigel Godrich als Produzenten (hat u.a. für Radiohead, Air oder R.E.M. gearbeitet) zu entscheiden, der da sicherlich geholfen hat, neue Soundimpulse und -ideen einfließen zu lassen. In den Texten widmet man unter Bezugnahme auf den dystopischen Roman We des Schriftstellers Jewgeni Samjatin (daher sicherlich der Albumtitel) Themen wie den Verlust von Individualität in einem Überwachungsstaat, die Nachwehen der Trump-Regierung und unterwirft generell sozial-politische Begebenheiten einem kritischen Blick. Insgesamt merkt man, dass Arcade Fire weiterhin einen sehr explorativen Stil pflegen, ihr Sound weist immer noch individuelle Formen auf. Mir gefällt das sehr. Liebe Ninja, du kannst beruhigt sein, We ist auch für mich ein tolles Album geworden, ganz wie du es gemeint hast! 😊

P.S.: Als ich es noch nicht wusste, habe ich bei Unconditional II (Race And Religion) gedacht, dass Win Butler sich jetzt mit seiner Stimme sehr dem Peter Gabriel angenähert hat, nur um dann festzustellen, dass der große Sänger selbst hier tatsächlich gastiert hat. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, da die Sympathien füreinander ja schon längere Zeit beiderseits bekundet wurden (u.a. hat der 72-Jährige im Rahmen seines 2010er-Albums Scratch My Back auch My Body Is A Cage von den Kanadiern gecovert; in der Folge boten Arcade Fire dann eine Neuinterpretation von Games Without Frontiers auf dem 2013er-Werk And I’ll Scratch Yours).    

Note: 2,0

https://www.arcadefire.com/

Die Ärzte – Dunkel

VÖ: 24.09.2021

Label: Hot Action

Genre: Punk-/Alternative-Rock / Pop-Punk

Es ist nicht einmal ein Jahr her, als die Ärzte das wirklich gelungene Comeback-Album Hell nach 8 Jahren Platten-Pause vorlegten. So schrieb ich damals: „(…) vor allem die Texte sind wirklich gut geraten, mit gewohnt bösen, bissigen, ironischen und lustigen Stellungnahmen zu Politik und Gesellschaft. Natürlich fehlt da nicht der Klamauk, aber es sind eben diese direkten Statements zu zum Beispiel Rechtsextremismus, Schönheitswahn oder Chris Hemsworth, die mir imponieren.“ Vor allem möchte ich in diesem Zusammenhang betonen, dass mir der klamaukige Stil gerade bei den Ärzten sehr oft ja auch gefallen hat. Vor allem dann, wenn jeglicher Respekt gefehlt hat, der Humor mehrere Ebenen aufbot und hinter dem Ganzen eben besagte bissige Kommentare zu zeitgemäßen Geschehnissen und Entwicklungen steckten. Jetzt ist der Gegenpart zu Hell – ja Dunkel eben – erschienen. Und dieser Nachfolger ist mit gemischten Kritiken bedacht worden, was ich total nachvollziehen kann. Irgendwie bleibt kaum eine Textzeile bei mir hängen, kaum ein Song hinterlässt mit seiner Melodieführung Eindruck. Es wirkt alles so verkrampft, gerade im direkten Vergleich zu Hell. Nein, Dunkel ist für mich keine Katastrophe, das Album ist schon gut produziert, dennoch bleibt wie gesagt kaum etwas hängen. Und das ist schon – vielleicht auch aus meinem Respekt für Die Ärzte heraus – enttäuschend für mich. Was sagt ihr zu dem Album? Auf eure Meinungen bin ich gespannt!

Note: 3,0

https://www.bademeister.com/aktuell

The Avalanches – We Will Always Love You

VÖ: 11.12.2020

Label: EMI

Genre: (Dance-)Pop / Electronica / Sampledelia

„We Will Always Love You“ – irgendwie gibt es da meinerseits einen Reflex, auf diesen Satz – vielmehr handelt es sich um den Titel des neuen Albums der Australier – mit „I Love You Too, Forever!“ zu antworten 😊 Denn es sollte ja hier auf hicemusic von mir schon oft genug erwähnt worden sein, dass ich The Avalanches für absolut fantastisch halte. Ihr 2000 veröffentlichtes, zahlreiche originell verarbeitete Samples (aus den unterschiedlichsten Richtungen) bietende Debüt Since I Left You halte ich für unglaublich meisterhaft, es gehört zu meinen All Time-Favorites und wurde hier nicht umsonst in der „Classics“-Reihe vorgestellt. Es gibt für mich – mal von DJ Shadow und seinem Endtroducing….. (1996) abgesehen – wohl kein Werk der sogenannten „Plunderphonics“, das mich mehr fasziniert hat! Wer erinnert sich als Musikfernseh-Freak, der um die 2000er Jahre VIVA Zwei gesehen hat, nicht gerne an die abgefahrenen, wahnsinnig originellen Videos von Since I Left You und Frontier Psychiatrist? Es war ja fast schon so, als hätte mich eine große Liebe für immer verlassen und womöglich enttäuscht, als ich als Fan so eine lange Zeit auf den immer wieder angekündigten Nachfolger gewartet hatte. Der erschien dann mit Wildflower (2016) und ich war aufgrund der psychedelischen, verlockenden Disco-/Electro-Melodien – auch wenn natürlich die Genialität des Debüts nicht ansatzweise erreicht werden konnte – doch wieder mit den Avalanches versöhnt. Ich konnte sie ja zusätzlich kurz darauf live in Köln sehen und war von der Show begeistert. Nun hat die australische Band sich glücklicherweise nicht wieder eineinhalb Dekaden versteckt und mich als Fan im Unklaren gelassen. Kurz vor Weihnachten wurde besagtes We Will Always Love You veröffentlicht, auf dem die Avalanches unzählige hochkarätige Gäste vereinen, unter anderem Blood Orange, MGMT, Kurt Vile, Neneh Cherry, Tricky, Jamie XX, Johnny Marr, Mick Jones, Leon Bridges Karen O, Denzel Curry, ja sogar Rivers Cuomo und Vashti Bunyan sind dabei. Es geht nicht mehr vordergründig um die Kunst des Samplings, sondern es wird den Stars die Möglichkeit gegeben, ihre individuelle Note (insbesondere mittels Gesang) einzubringen, ohne dass dem Duo Robbie Chater und Tony Di Blasi die unvergleichlichen Trademarks abhanden kommen. Das „We Will Always Love You“ nimmt Bezug auf Ann Druyan und Carl Sagan, die 1977 die Voyager Golden Records mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 als Botschaften an Außerirdische versendeten. Auch anderen großen Persönlichkeiten wird hier gehuldigt. Mit Musik, die mal sehnsuchtsvoll, mal romantisch, mal feierlich, mal melancholisch, generell gesagt zauberhaft daherkommt und zu jeder Zeit gewohnt vielseitig aufgebaut ist. Ich muss zugeben, nach dem ersten Hören war ich noch nicht ganz fasziniert (außer vom großartigen Gold Sky mit Kurt Vile), doch das Werk entfaltet seine Kraft mit jedem weiteren Durchgang. Bin mittlerweile mehr als überzeugt. Die alte Liebe zu den Avalanches besteht meinerseits immer noch, wie schön!

Note: 2,0

http://theavalanches.com/

 

AnnenMayKantereit – 12

VÖ: 17.11.2020

Label: Irrsinn Tonträger

Genre: (Indie-)Rock / (Folk-)Pop

Anlässlich des letzten Albums Schlagschatten (2018) – das hier bei hicemusic nicht ohne Grund in der Sparte „Kontrovers“ besprochen wurde (vorwiegend wegen der überwiegend negativen Kritiken) – schrieb ich, dass ich die Gruppe durchaus schätze. Es ist vielleicht nicht unbedingt so, dass ihre Texte immer vor Subtilität strotzen, aber ich würde den Kölnern schon assistieren, dass sie wissen, wie sie direkt und aufrichtig schreiben können und dabei auch sozialpolitische Themen verständlich verpacken können. Irgendwie kann ich mich oft mit den Texten identifizieren. Hier sehe ich den Unterschied zu vielen anderen deutschsprachigen Bands, die im Radio gespielt werden. Da empfinde ich die vermittelten Emotionen als eher oberflächlich und eindimensional, ja leider auch oft vollkommen irrelevant. Das soll oft gefühlvoll sein, dem Hörer aus der Seele sprechen, aber tut es das wirklich? Naja, soll ja denen gegönnt sein, die es mögen. Bei AnnenMayKantereit stelle ich jedoch oft etwas fest, was ich bei einigen Anderen vermisse: eine Unverkrampftheit gepaart mit wirklichem Können. Man muss sich nur mal die Version von The Polices Roxanne (zusammen mit Milky Chance) anschauen! Klar, dann ist da ja auch noch die markante Stimme von Henning May, die wirklich „älter“ klingt als von einem 28-Jährigen, die nicht nur der Musik der Band eine Individualität und einen Wiedererkennungswert verleiht, sondern unter anderem ja auch das grandiose Hurra die Welt geht unter von K.I.Z. veredelt hat Es gibt für mich bestimmt noch mehr Gründe, warum ich diese Band schätze. Ich empfinde es andererseits aber auch so, dass AnnenMayKantereit es manchmal übertreiben, die Tiefgründigkeit ihrer textlichen Ausführungen vielleicht nicht so hoch wie beabsichtig ist, ja manchmal auch vor Plattheiten nicht ganz zurückgeschreckt wird. Doch das hält sich für mich alles in allem in Grenzen. Jetzt ist eine neue LP – schlicht 12 betitelt – unvermittelt erschienen. Es gab da ein nicht wirklich überraschend dominierendes Thema, natürlich die Corona-Pandemie, von der natürlich auch die Band wie so viele – natürlich ebenfalls über die Musik-Branche hinaus – schwer getroffen wurde. Denn es war unter anderem eine ganz große Tour geplant. So gibt es viel zu reflektieren, natürlich auch generell aus sozialpolitischer Perspektive. Es werden die Ängste, Sorgen und Entbehrungen, die Isolation vieler Menschen uvm. verarbeitet. Was lässt sich nun zum Resultat sagen? Sagen wir es mal so, das Album bietet einerseits erneut tolle Songs, die hintergründig das Thema aufbereiten und dazu vielschichtige Sounds aufbieten. Andererseits sind da auch Lieder dabei, die nicht so richtig zum Zuge kommen und letztlich wenig Eindruck vermitteln. Über die kurzen Songs – die Demo-Fassung zu Beginn beispielsweise – kann ich mir noch nicht so richtig ein abschließendes Urteil bilden. Doch ich würde sagen, dass das Positive auf dem Album für mich überwiegt. Ich mag die Band halt immer noch irgendwie gern!

Note: 2,7

https://www.annenmaykantereit.com/

 

Fiona Apple – Fetch The Bolt Cutters

VÖ: 17.04.2020

Label: Epic

Genre: Art-/Experimental-Pop

Sorry schon einmal für folgenden einleitenden Satz: Die US-Amerikanerin Fiona Apple und hohe Wertungen bzw. Lobpreisungen verschiedenster Art scheinen miteinander verlobt/verheiratet zu sein. Die Kritiker überbieten sich quasi mit Worten der Wertschätzungen, wenn es um ihre Werke geht. Um mich nicht falsch zu verstehen, ich kann dies total nachvollziehen. Sie ist tatsächlich eine der aufregendsten Künstlerinnen der letzten 25 Jahre. Schon ihr Debüt Tidal (1996) ist ein unfassbares Meisterwerk, ebenso wie der Nachfolger When The Pawn…(1999, übrigens eine Abkürzung eines gloriosen, unglaublich langen Albumtitels)! Doch auch die Alben der 2000er Jahre sind fantastisch, egal ob Extraordinary Machine (2005) oder The Idler Wheel…(2012, wieder eine Abkürzung). Wie man an den Veröffentlichungsjahren erkennen kann, lässt sich Fiona Apple immer wieder Zeit. Nun gut, dieser von höchstem Experimentiergeist und feinster Detailverliebtheit gekennzeichnete Pop muss natürlich irgendwie erst erschaffen werden. Nach 8  Jahren meldet sie die Künstlerin also mit Fetch The Bolt Cutters zurück, das jetzt schon mit den eingangs erwähnten Höchstwertungen bedacht wird, unter anderem wird eine 100/100 (!) bei Metacritic erreicht, bei Pitchfork wurde beispielsweise die volle Punktzahl 10.0. gezückt. Das ist natürlich unglaublich und lässt vermuten, dass Apple mit ihrem Werk die Jahresabschlusslisten entern wird. Was macht nun Fetch The Bolt Cutters aus? Das Piano ist nicht mehr das zentrale Instrument, es werden in die anspruchsvoll arrangierten Songs unter anderem verschiedene Aufnahmen von Umgebungsgeräuschen (u.a. Hundebellen) oder Gegenständen ihres Hauses eingestreut – als vielseitiges, rhythmisches Grundgerüst. Daher kommt es zunächst im Vergleich zu den Vorgängern minimaler daher. Aber wie gesagt, man braucht etwas, um sich in die Details der Musik einzuarbeiten. Das Songwriting ist tatsächlich exzeptionell. Bezieht man sich auf die Texte, sind diese wieder hintergründig und mehrdeutig wie eh und je. Es werden persönliche Themen behandelt – zum Beispiel ihre psychischen Probleme sowie Erinnerungen und Schicksalsschläge aus ihrer Vergangenheit –, aber auch sozialpolitische Statements abgegeben (u.a. bekommt Donald Trump sein Fett weg). Direkt und raffiniert! Allerdings: aus dem Grund, dass diese Musik sicher ihre Zeit brauchen wird, um sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen, werde ich von einer Höchstwertung (noch) absehen. Es wäre zu voreilig in meinen Augen, noch bin ich nicht so begeistert, wie es viele Kritiker sind. Trotzdem ist das hier natürlich großartig, wahrscheinlich werde ich schon in paar Monaten das Album als das unglaubliche Meisterwerk feiern, das es höchstwahrscheinlich ist! Der Einstieg ist auf jeden Fall schon herausragend mit I Want You To Love Me und Shameika!

Note: 1,7 (mit Potential nach oben)

https://www.facebook.com/fionaapple/

 

…And You Will Know Us By The Trail Of Dead – X: The Godless Void And Other Stories

VÖ: 17.01.2020

Label: InsideOutMusic

Genre: Alternative-/Art-/Progressive Rock

Eine schöne Sache, dass eine meiner liebsten Rockbands der 2000er Jahre diese neue Dekade mit einem Comeback-Album eröffnet! Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass ein Musikexpress-Redakteur anlässlich der damaligen Veröffentlichung von Worlds Apart – oh Gott, ist das jetzt schon genau  15 Jahre her? – so etwas schrieb wie, dass man diese Platte ja nicht beim Autofahren hören dürfe, da sonst aufgrund des durch ständige Adrenalinschübe bedingten Gasgebens  die Unfallgefahr doch zu hoch sei. Kann ich nur zustimmen, die Musik auf dem 2005er-Album war so dermaßen ansteckend und –heizend, da begab ich mich fast ständig in diesen Zustand! Man höre nur mal Will You Smile Again For Me, was für ein Brecher! Die Texaner hatten allerdings auch schon vorher mit den Vorgängern ordentlich geliefert   – allen voran mit dem Meisterstreich Source Tags & Code (2002). Immer wieder kunstvolle, bombastische Rockrichtungen ausgelotet und neue, höchst druckvolle Sounds kreiert. Vor allem war alles eine Wucht, egal ob die anspruchsvollen, thematisch variierenden, nicht einfach zu durchschauenden Texte, die großartigen Gestaltungen der Cover, die atemberaubenden Live-Shows, bei denen gerne das ganze Instrumentarium zerstört wurde* etc. Apropos, ich habe die Band aus eigener Dämlichkeit Mitte der 2000er Jahre auf dem Rheinkultur-Festival verpasst, dann zum Glück kurze Zeit später in Köln gesehen. Einfach nur fantastisch! Ab Anfang der letzten Dekade habe ich die Formation mit ihren Veröffentlichungen etwas vernachlässigt. Irgendwie fehlte mir da der letzte Kick. Doch Album Nr. 10 überzeugt mich. Es gibt wie gewohnt eine ordentliche Portion Bombast, hintergründige Texte (u.a. ein Hesse-Zitat) und absolut wundervoll vielseitig instrumentierte Songs. Keine musikalische Neuheit, doch es zeigt, dass die Texaner im Rockbereich immer noch relevant sind. Klasse!

*Meine Schwester hat mir einmal die wunderbare Anekdote erzählt, dass jemand bei einer Trail Of Dead-Show, als die Band wieder einmal sämtliches Instrumentarium zerstört hatte, „Zugabe, Zugabe!“ rief 🙂

Note: 2,0

Great 2000’s Indie-/Garage-Rock – Meine weiteren liebsten Alben

Interpol

http://interpolnyc.com/

Interpol – Turn On The Bright Lights

VÖ: 19.08.2002

Label: Matador

Genre: Indie-Rock / Post-Punk

 

Interpol – Antics

VÖ: 27.09.2004

Label: Matador

Genre: Indie-Rock / Post-Punk

 

The Libertines

https://www.thelibertines.com/

The Libertines – Up The Bracket

VÖ: 21.10.2002

Label: Rough Trade

Genre: Indie-/Garage-Rock, Post-Punk

 

The Libertines – The Libertines

VÖ: 30.08.2004

Label: Rough Trade

Genre: Indie-/Garage-Rock

 

Kings Of Leon

http://kingsofleon.com/

Kings Of Leon – Youth And Young Manhood

VÖ: 01.09.2003

Label: RCA

Genre: Indie-/Garage-/Southern-Rock

 

The Strokes

http://thestrokes.com/

The Strokes – Room on Fire

VÖ: 20.10.2003

Label: BMG

Genre: Indie-/Garage-Rock

 

Franz Ferdinand

http://franzferdinand.com/

Franz Ferdinand – Franz Ferdinand

VÖ: 16.02.2004

Label: Domino

Genre: Indie-Rock / Post-/Dance-Punk

 

Franz Ferdinand – You Could Have It So Much Better

VÖ: 30.09.2005

Label: Domino

Genre: Indie-Rock / Post-/Dance-Punk

 

Bloc Party

http://blocparty.com/

Bloc Party – Silent Alarm

VÖ: 14.02.2005

Label: V2

Genre: Indie-Rock / Post-Punk

 

Bloc Party – A Weekend In The City

VÖ: 02.02.2007

Label: V2

Genre: Indie-/Alternative-Rock / Post-Punk

 

Maxïmo Park

https://www.maximopark.com

Maxïmo Park – A Certain Trigger

VÖ: 17.05.2005

Label: Warp

Genre: Indie-Rock / Post-Punk / New Wave

 

Maxïmo Park – Our Earthly Pleasures

VÖ: 30.03.2007

Label: Warp

Genre: Indie-Rock / Post-Punk / New Wave

 

Kaiser Chiefs

https://www.kaiserchiefs.com

Kaiser Chiefs – Employment

VÖ: 22.08.2005

Label: Universal

Genre: Indie-/Alternative-Rock

 

Arctic Monkeys

https://www.arcticmonkeys.com/

Arctic Monkeys – Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not

VÖ: 20.01.2006

Label: Domino

Genre: Indie-/Garage-/Punk-Rock / Post-Punk

 

Arctic Monkeys – Favourite Worst Nightmare

VÖ: 20.04.2007

Label: Domino

Genre: Indie-/Garage-Rock / Post-Punk

 

Vampire Weekend

https://www.vampireweekend.com/

Vampire Weekend – Vampire Weekend

VÖ: 22.02.2008

Label: XL

Genre: Indie-Rock / Indie-/Chamber-Pop / Worldbeat

 

Ich habe hier bei den Classics zuletzt zwei Bands mit Alben besprochen, die ich als Initiatoren der 2000er Indie-/Garage-Rock-Welle ansehe: The White Stripes und The Strokes. Im englischsprachigen Wikipedia-Eintrag wird die entsprechende Phase als „post-punk revival“ – wahlweise auch „new wave revival“, „garage rock revival“ oder schlicht „new rock revival“ – bezeichnet, was sicherlich zumindest den Kern trifft. Denn die Formationen, die dazu gezählt werden, haben sich die großen Vertreter jener Musikrichtungen zum Vorbild genommen, die in den oben genannten Begrifflichkeiten zum Ausdruck kommen und diesen zugerechnet werden, und haben diese Sounds auf ihre Weise neuinterpretiert. Es gab neben diesen (Post-)Punk-/Garage-Rock/New Wave-Strukturen auch Ausflüge in die unterschiedlichsten klanglichen Bereiche, zum Beispiel Rock’n’Roll, Blues oder Grunge, (in Großbritannien vor allem) in den Britpop, später auch verstärkt in die Electronica und den Worldbeat. Ja, oder generell eine Orientierung hin zum „klassischen“ Indie-Rock der 1980er und -90er Jahre in all seinen verschiedenen Varianten und Ausdrucksformen: Pixies, Dinosaur Jr., The Smiths und uvm. Natürlich ist heute der Begriff „Indie“ zu einem eher schwammigen Begriff geworden. Wenn heute etwas nicht „mainstreamig“ ist, dann wird es mit jenem Prädikat versehen. Was ist heute nicht alles „indie“? So ist es schwer, so wie ich über eine „Indie-Rock-Welle“ zu sprechen, bei deren Bezeichnung nicht jedermann klar wird, welche entsprechenden Bands und Alben gemeint sind. Die anfangs erwähnten Wikipedia-Begriffe sind daher kein Zufall. Es ist nicht immer leicht, alles zu kategorisieren, das wird auch bei meinen Zuordnungen deutlich. Ich nenne es dennoch „Indie-Rock-Welle“ und versuche entsprechende Formationen mit ihren Werken zu benennen, die in den Artikeln solchen Begrifflichkeiten wie „post-punk revival“ zugerechnet werden. Nun, wie so oft in der Pop-Geschichte ist ein Aspekt besonders wichtig. Wenn eine Stilrichtung etwas von ihrer musikalischen und sozialpolitischen Bedeutung verliert, die entsprechenden Sounds langweilig werden, dann ist es wichtig, dass Musiker/innen sich zusammenfinden, um eine Alternative zu starten, mit neuen Klängen auf sich aufmerksam machen und eine nächste Musikrichtung begründen. Im Fall der 2000er-Indie-/Garage-Rock-Welle ist es vielleicht kein konkretes Genre, sondern eher eine Bewegung, aber das spielt wohl eher eine untergeordnete Rolle. Es gibt auch nicht wenige, die mir gesagt haben, dass in der Zeit keine wirklich neue, „revolutionäre“ Musik produziert wurde, dass nur „alte“ Sounds im Retro-Gewand präsentiert wurden. Dazu möchte ich mich an dieser Stelle nicht weiter äußern. Da gibt es ein interessantes Buch von Simon Reynolds dazu. Wichtig ist, dass mit dieser Indie-/Garage-Rock-Welle eine Alternative zu jenen Musikrichtungen geboten wurde, die vorher an Relevanz verloren hatten: Nu Metal/Crossover, Euro-Dance und was es nicht alles in den 1990ern bis teilweise in die 2000er Jahre hinein hab. Ein in der Pophistorie wie bereits erwähnt normaler Prozess. Es sollte wieder „authentische“, vermehrt auf den Gitarreneinsatz bezogene Musik mit bedeutungsvollen gesellschaftsrelevanten Texten geboten werden, mit einsprechend modischen Trends (u.a. Röhrenjeans, Lederjacken), die vor allem die Jugend der damaligen Jahre ansprechen und sich andererseits von den „Älteren“ abgrenzen sollte. Vor allem die Live-Shows der Bands waren spektakulär! Ich habe allerdings schon ein paar Mal hier bei hicemusic erwähnt, dass ich diese Musik-Bewegung zunächst etwas verschlafen habe. Als die Strokes und die White Stripes auf den Plan traten, war ich passionierter Hörer von Nu Metal-/Crossover- oder auch Mainstream-Pop. Das ist in der Nachbetrachtung ein bisschen schade! Allerdings habe ich dann so 2002/2003 die hier gleich vorgestellten Indie-/Garage-/Punk-Rock/New Wave-Bands mit ihren Alben kennen und lieben gelernt. Es waren zudem die Sounds, auf die ich mich vor allem mit meiner Schwester (mit der ich einige Shows damals besucht habe) als auch meinen Freunden einigen konnte. Die Klänge haben generell meine späten Jugendjahre sowie dann meine Zwanziger – somit den Übergang von der Schule zum Zivildienst und auch noch zum Studium – geprägt und bleiben für mich aus unterschiedlichen Gründen unvergessen. Dazu äußere ich mich im Folgenden. Aus dem Grund, dass ich The White Stripes Elephant  und das Debüt der Strokes (ihr zweites Album habe ich damals nicht erwähnt, weshalb es hier noch einmal auftauchen wird) schon besprochen habe, gehe ich nun auf weitere Bands ein, die zumindest aus meiner persönlichen Sicht heraus mit ihren nicht weniger wichtigen Alben hier im Zusammenhang mit dem „post-punk revival“ genannt werden müssen. Zum Schluss kommen noch Formationen mit ihren Platten zu ihren Ehren, die bedeutsam sind, aber aus Grund, dass eine ausführliche Besprechung hier den Rahmen sprengen würde, nur kurz ohne Text erwähnt werden. Ich wünsche euch viel Spaß, über entsprechende Kommentare und Schilderungen individueller Erlebnisse und Eindrücke würde ich mich sehr freuen! Vielleicht habe ich auch jemand Wichtiges vergessen 😊

 

Interpol – Turn On The Bright Lights / Antics

Ich bin mit den New Yorkern vergleichsweise sehr spät in Berührung gekommen, obwohl sie natürlich als eine der wichtigsten Initiatoren der Bewegung aus dieser Stadt gelten (sicherlich neben den Strokes und den Yeah Yeah Yeahs). Im Spätsommer 2002 – als das Debüt Turn On The Bright Lights da war  – hatte ich sie noch nicht auf dem Schirm, war aber spätestens mit dem ebenso genialen Antics (2004) eingeweiht, fand es zunächst nicht so toll, um dann aber voll drin zu sein in dieser Musik, die vor allem durch die Stimme von Paul Banks geprägt ist. Hat bestimmt nicht nur mich an Ian Curtis denken lassen, dessen Band Joy Division sicherlich ebenso unter anderem Vorbild war wie The Smiths und The Cure. Zwei starke Alben haben Interpol da vorgelegt, wobei ich eigentlich auch noch Our Love To Admire (2007) hätte hinzu zählen sollen.

Turn On The Bright Lights

Note: 1,3

 

 

Antics

Note: 1,3

 

 

 

The Libertines – Up The Bracket / The Libertines

Bei den Libertines ist es ähnlich wie bei Interpol, ich habe sie sehr spät entdeckt! Es gibt eine weitere Parallele: als das zweite Werk 2004 erschien, war ich zunächst aus mir heute unerfindlichen Gründen nicht so gepackt, fand sie in der folgenden Zeit immer besser und muss gerade aus jener gegenwärtigen Perspektive heraus sagen, dass die Briten wohl zu den besten Vertretern des Genres gelten. Sie haben nicht nur mit Up The Bracket (2002) ein geniales Debüt mit herausragenden Hymnen und ebenfalls grandiosen Texten veröffentlicht, sondern mit dem selbstbetitelten Zweitwerk (2004) ein weiteres Meisterstück hinzugefügt. Vor 5 Jahren konnte ich sie nochmal live in Düsseldorf erleben, es war so schön, das unnachahmliche Songwriter-Duo Pete Doherty und Carl Barât mit den anderen Bandmitgliedern wiedervereint zu sehen!

Up The Bracket

Note: 1,0

 

 

The Libertines

Note: 1,0

 

 

Kings Of Leon – Youth And Young Manhood

Okay, das ist wohl eher ein individuelles Ding: ich bin ein Riesenfan des Debüts der US-Amerikaner! Gerade angesichts der Tatsache, dass der Sound der Followills parallel zum steigenden Erfolg stets an Qualität eingebüßt hat, muss ich eine Lanze für Youth And Young Manhood brechen! Wie toll hier die Stimme von Nathan Followill in der großartigen Rockmusik – die sich bevorzugt an Blues und Southern Rok orientiert – zur Geltung kommt! Molly’s Chambers ist beispielsweise eine Wucht!

Note: 1,7

 

 

The Strokes – Room On Fire

Ich habe ja bereits einiges zum Debüt geschrieben, das meiner Meinung nach das stärkste Album der Indie-/Garage-Rock-Welle ist. Doch was ich vielleicht hätte noch erwähnen sollen ist, dass der Nachfolger ebenso ein Klassiker ist! Muss man ja auch erst einmal hinbekommen, nach nur zwei Jahren ein fast ebenbürtiges Werk vorzulegen. Wieder richtig große Songs sind darauf zu finden!

Note: 1,3

 

 

Franz Ferdinand – Franz Ferdinand / You Could Have It So Much Better

Die Schotten Franz Ferdinand sind ohne Zweifel eine meiner Lieblingsbands. Ich weiß noch genau, wie im Frühjahr 2004 ihr Debüt herauskam, wie es in den Zeitungen gefeiert und wie eine Live-Show im Radio bei Eins Live im „Kultkomplex“ übertragen wurde. Ich war ebenfalls begeistert von solch komplex arrangierten, dabei höchst eingängigen Songs wie Take Me Out oder auch unvergessenen textlichen Großleistungen („Schampus mit Lachsfisch“). Ein Riesenalbum! Dann kam nur ein Jahr später der Nachfolger heraus, der nicht ganz die Klasse erreichte, doch ebenso überragend ist. Unter anderem eiferte man so klasse den Beatles nach (in Eleanor Put Your Boots On)!

Franz Ferdinand

Note: 1,0

 

 

 You Could Have It So Much Better

Note: 1,7

 

 

 

Bloc Party – Silent Alarm / A Weekend In The City

Ich meine, es habe mal früher geheißen, dass die Briten live überhaupt nicht gut seien. Also, immer wenn ich sie gesehen habe, war ich hin und weg. Kele Okereke und seine Mannen haben mit Silent Alarm (2005) richtig eingeschlagen! Wie bei Franz Ferdinand hatte ich glücklicherweise die Gelegenheit sie kennenzulernen, als ihr Debüt erschienen ist und somit ihren Werdegang aufmerksam verfolgen zu können . Klar, Silent Alarm ist der Wahnsinn mit seinen an Gang Of Four oder Joy Division erinnernden Songs. Ich fand aber den experimentellen Charakter des Nachfolgers ebenso überaus fesselnd! Man mag ja von den Electronica-Elementen, die dann auf dem Drittwerk Intimacy noch mehr eingesetzt wurden, halten was man möchte, ich fand es aber immer toll, dass Bloc Party wagemutig waren!

Silent Alarm

Note: 1,3

 

 

A Weekend In The City

Note: 1,7

 

 

Maxïmo Park – A Certain Trigger / Our Earthly Pleasures     

Komischerweise wird die Band aus Newcastle nicht in dem Wikipedia-Eintrag zu „post-punk revival“ erwähnt, ebenso wenig wie in der Liste des ME zu den „besten Alben des neuen Jahrtausends 2000-2015“! Dann ist das eher so eine persönliche Sache, denn meiner Meinung nach ist A Certain Trigger (2005) eine Glanztat, die interessanterweise auf dem Warp-Label erschienen ist, was sonst eher für ambitionierte Electronica bekannt ist. Hymnen, die ich damals als Anfang-Zwanziger rauf und runter gehört habe, mein von Auf und Abs geprägtes Leben damals begleitet haben. Mein Vater war damals überhaupt nicht begeistert. Seine Frage war: „Ist das auf dem Klo produziert worden?“  😊  Der zwei Jahre später erschienene Nachfolger ist ebenfalls bezaubernd. Ich liebe Books From Boxes und Your Urge (mein Geheimfavorit)!

A Certain Trigger

Note: 1,3

 

 

Our Earthly Pleasures     

Note: 1,7

 

 

Kaiser Chiefs – Employment

Von den Bands dieses Genres haben einige heute viel von ihrer Bedeutung verloren. Ich denke aber, dass für mich die Kaiser Chiefs den größten qualitativen Niedergang hingelegt haben. Klar, sie haben zwischendrin etwas aufhorchen lassen, ohne aber lange im Gedächtnis haften zu bleiben. Ach doch, einen Hit gibt es, der auf so ziemlich jeder Feierlichkeit gespielt wurde bzw. wird: Ruby. Aber schon das Album, auf dem der Song zu hören war – Yours Truly, Angry Mob (2007), der Zweitling der Kaiser Chiefs (der Name ist übrigens angelehnt an einen südafrikanischen Fußballverein) – war höchstens Mittelmaß. Aber: das Debüt Employment mit seinen Hymnen und tollen Lyrics ist richtig gut gealtert! Vielleicht ist es deshalb auch erwähnenswert!

Note: 1,7

 

 

Arctic Monkeys – Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not / Favourite Worst Nightmare

Da bleibt nicht viel weiteres zu sagen als: die Arctic Monkeys sind großartig, die Songs ihres Debüt-Albums sind gerade angesichts ihres damaligen Alters (ich sah 2006 einen Bericht, in dem sie als „Pickelgesichter“ bezeichnet wurden) unglaublich gekonnt instrumentiert, mit einer unvergleichlichen Direktheit, Souveränität und Abgeklärtheit. Was für unvergessliche Songs! Für den Nachfolger habe ich auch sehr viel übrig, da nur ein Jahr später die gute Form bestätigt werden konnte!

Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not

Note: 1,3

 

 

Favourite Worst Nightmare

Note: 1,7

 

 

 

Vampire Weekend – Vampire Weekend

Es ist einmal an der Zeit, eine Band zu erwähnen, deren Erstling zu einer Zeit erschien, als schon einige gefeierte Formationen des Indie-/Garage-Rock mit ihren zweiten und dritten Werken schwächelten oder gar richtig enttäuschten. Das Rezept: mehr Experimente, Öffnung zu neuen Richtungen wie Worldbeat oder Chamber-Pop. Sozusagen die akademische Version des Indie-Rocks, die aber so locker und lässig daherkommt, mit Hymnen aufwartet und zu jeder Zeit gute Laune verströmt. Man muss sich vorstellen, ich war 2008 mit einer damaligen Freundin im Kölner Gloria, wobei die Show von einer großen Örtlichkeit (ich meine es war das Palladium) in eben jene kleinere umverlegt wurde. Wir hatten ordentlich Spaß! Eine großartige Live-Band, die heute auch schon mehr Leute damit begeistern kann. Von deren Qualitäten konnte ich mich damals dann nochmal bei strömenden Regen auf dem Hurricane Festival 2010 überzeugen! Wie großartig Vampire Weekend sind, haben sie dieses Jahr nach zwei weiteren fantastischen Alben unter Beweis gestellt. Father Of The Bride ist nach wie vor meine Platte 2019!

Note: 1,3

 

 

Weitere Erwähnungen hier:

https://hicemusic.wordpress.com/weitere-erwaehnungen-great-2000s-indie-garage-rock/

Apparat – LP5  

VÖ: 22.03.2019

Label:  Mute

Genre: Electronica / Ambient(-Pop)

Vor kurzem ist ja die neue Platte von Modeselektor erschienen (von der ich immer noch nicht genau sagen kann, wie ich sie finde), dem Duo um Gernot Bronsert und Sebastian Szary. Mit ihnen bildet Sascha Ring alias Apparat die innovative, höchst erfolgreiche  Gruppe Moderat, deren Musik mir allgemein sehr gut gefällt. Nun hat der 40-Jährige endlich mal wieder ein reguläres Solo-Studioalbum veröffentlicht, nach acht langen Jahren. Zwischendrin gab es ja die Neuinterpretation eines Scores zu Krieg und Frieden (2013), zu der ich leider nichts sagen kann, da ich sie bis heute aus unerfindlichen Gründen nicht gehört habe. Dabei sind die Sounds, die Sascha Ring auf seinen Veröffentlichungen bietet, immer individuell, aufregend und unkonventionell ausgestaltet. Ich denke da beispielsweise an die großartige Kollaboration mit Ellen Allien auf Orchestra Of Bubbles (2006) oder sein Beitrag zur DJ-Kicks-Reihe (2010). Allerdings sind ebenso seine Studioalben immer wieder ein Genuss, aufgrund von Charakteristika, die auch das – der Titel verrät es – fünfte Werk auszeichnen. Innovative Sounds im Spannungsfeld zwischen ambitionierter Electronica, Ambient und – ja, auch – Pop, die sich herrlich unaufgeregt dem Hörer langsam erschließen und dann eine umso größere Wirkung entfalten. Ich mache selbst oft den „Fehler“  – wie zuletzt auch bei The Devil’s Walk (2011) -, dass ich zunächst nicht so gepackt werde wie erhofft. Ich müsste es ja besser wissen. Die Tracks werden sehr oft in Film/Serien (u.a. meiner Lieblingsserie Breaking Bad). Die Sounds sind nun auf LP 5 für Apparat-Verhältnisse sogar noch minimalistischer gehalten, unternehmen gleichzeitig aufregende Ausflüge in den Pop. Man merkt, dass Ring sicherlich einen großen Beitrag zu der Musik von Moderat leistet, aber eben auch solo einiges zu erzählen und zu bewirken hat. Richtig klasse!

Note: 2,0

http://www.apparat.net/

 

AnnenMayKantereit – Schlagschatten

VÖ: 07.12.2018

Label: Vertigo

Genre: (Indie-)Rock / (Folk-)Pop

Vor über 2 Jahren schrieb ich hier bei hicemusic – anlässlich der Veröffentlichung des Albums Alles Nix Konkretes –, dass die Jungs von AnnenMayKantereit schon im Vorfeld der Veröffentlichung zu hohen Erwartungen ausgesetzt worden seien. Nach anfänglichen Jubelarien folgten einige Verrisse einiger Fachmagazine oder Zeitungen. Beide Extreme – ob übertrieben negativ oder positiv – waren ganz sicher nicht berechtigt und der Band gegenüber unfair. Denn schon damals war klar, dass Barfuß am Klavier –  durch das die Kölner vorher bekannt geworden warenzwar ein wunderbarer Song ist, aber dass sie noch andere kreative Ideen bieten können, ihren Sound zu variieren verstehen, vor allem auch in textlicher Hinsicht einige weitere frische und sprachlich überzeugende Formulierungen zustande bringen können. So hätte also Alles Nix Konkretes wahrscheinlich schon in die „Kontrovers“-Serie gepasst, diese gab es hier bei hicemusic allerdings damals ja noch nicht. Doch man kann nun ohne Probleme das neue Album in dieser Sparte präsentieren, denn die Bewertungen sind im (unteren) Durchschnitts- bis im Negativbereich anzusiedeln. Nun, ich möchte dies als Anlass nutzen, meine Meinung über AnnenMayKantereit und ihren neuen Tonträger zu äußern. Die negative Reaktionen respektiere ich natürlich, kann sie aber kaum teilen. Na klar, es gibt einige textliche Formulierungen, die mich eher ratlos zurücklassen oder die ich nicht sonderlich aufregend finde. Eine Zeile wie „Die Vögel scheißen vom Himmel“ – egal in welchem Kontext sie generell auch zum Ausdruck gebracht wird – strotzt auch in meinen Augen nicht gerade vor Subtilität. Ebenso fällt es mir  – der sich nun auch schon ziemlich lang in seinen 30ern befindet – schwer, von wesentlich Jüngeren hören zu müssen, wie alt sie doch nun seien, man ja sinngemäß nicht mehr „um die Häuser ziehen würde“ und dass die „glorreichen Zeiten“ – die hier übrigens auch nicht gerade klischeebefreit beschrieben werden (Kiffen, Parties etc.) – ach so lang zurückliegen würden. Manche Reime haben mich zugebenermaßen in ihrer Simplizität fast schon entsetzt. Aber: Die ruhigen Lieder transportieren meiner Meinung nach größtenteils die intendierten Emotionen. Vor allem hat mir Hinter klugen Sätzen – der mit Abstand beste Song auf Schlagschatten – textlich und ebenso musikalisch imponiert. In instrumenteller Hinsicht gibt es kaum etwas zu meckern, da präsentieren die Kölner eine breite Palette. Henning May verfügt immer noch über eine memorable, stets präsente Stimme. Es fragt sich also, weshalb die Reaktionen so negativ ausfallen. Ist das nicht alles dann insgesamt noch um einiges besser als das, was uns manchmal tagsüber aus dem Radio entgegen plärrt? Was ist Eure Haltung zu dem Album? Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinungen!

Note: 2,7

http://annenmaykantereit.com/

 

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