Mogwai – Every Country’s Sun
VÖ: 01.09.2017
Label: Rock Action
Genre: Post-Rock / Drone
Nach dem ziemlich interessanten Veröffentlichungsmonat August beginnt der September ebenso verheißungsvoll, mit recht namhaften Musiker/innen. So melden sich unter anderem die von mir überaus geschätzten Post-Rocker Mogwai zurück – 3 Jahre nach Rave Tapes! Es ist bewundernswert, dass das Quartett seit nun über 20 Jahren bzw. exakt 2 Dekaden nach ihrem genialen Debüt Mogwai Young Team immer noch innerhalb des Genres Post-Rock musiziert, ohne dass dabei frische Ideen abhandenkommen. Natürlich variiert die Qualität der einzelnen Werke, jedoch selbst bei „schwächeren“ Exemplaren – falls man meinetwegen die Soundtrack-Arbeiten, z.B. zu Zidane: A 21st Century Portrait (2006), dazu zählen würde – müsste man doch von Meckern auf recht hohem Niveau sprechen. Genauso gut könnte man dann den Schotten vorwerfen, dass sich ihre Musik, die sie nun auf Every Country’s Sun präsentieren, zu sehr an die Vergangenheit klammern, dem Sound ihrer ersten beiden, in den 1990er Jahren veröffentlichten Alben nacheifern, die Grundelemente des Post-Rock – die den künstlerischen Erfolg von Mogwai begründet haben – insgesamt nur ein wenig variieren würden. Dies kann ich nun wirklich nicht bestätigen, altbacken klingt das noch lange nicht! Vielleicht fehlen hier die richtig innovativen Momente, aber es ist dennoch beachtlich, dass der Hörer nach wie vor gefesselt wird von ihren Klängen. Mir gefällt es zumindest immer noch ziemlich gut!
Note: 2,3
Hercules And Love Affair – Omnion
VÖ: 01.09.2017
Label: Mr. Intl
Genre: Electronica / (Nu-)Disco
Die New Yorker um Andy Butler haben mich vor jetzt fast 10 Jahren wirklich sehr begeistert, mit ihrem glanzvoll-schillernden selbstbetitelten Debütalbum. Da war zum einen dieses wundervolle Blind, welches von Anohni damals nicht nur mitgeschrieben und –produziert (letzteres inklusive Tim Goldsworthy, damals noch bei DFA Records), sondern natürlich auch gesungen wurde. Zum anderen weitere Riesensongs wie You Belong oder das fantastische Hercules Theme waren darauf enthalten. Eine insgesamt großartige Zusammenführung von Disco- und Electro-, vor allem House-Elementen, kombiniert mit vielen weiteren vielfältigen Stilarten, die dem ohnehin schon spannenden Sound beigemischt wurden! Die Nachfolger konnten dieselbe klangliche Wärme und Kraft nicht entfalten, obwohl immer noch gute Songs sowie Gäste auf Blue Songs (2011) und The Feast Of The Broken Heart (2014) – auf letzteren Album sei vor allem der Beitrag von dem exzellenten John Grant erwähnt – zu finden waren. Das ist auch bei LP Nr. 4 – Omnion – der Fall, insbesondere die ersten drei Beiträge – der Titelsong mit Sharon Van Etten, Controller mit Faris Badwan (The Horrors) und Rejoice mit Rouge Mary – überzeugen in Gänze durch ihre Vielseitigkeit. Dann geht der Schwung – abgesehen von ein paar Ausnahmen, man beachte den Schluss – leider etwas verloren, so ist das Ergebnis insgesamt (vorerst nur) zufriedenstellend. Vielleicht wächst das Album ja noch!
Note: 2,7 (mit Potential nach oben)
http://herculesandloveaffair.net/
Alvvays – Antisocialites
VÖ: 08.09.2017
Label: Transgressive
Genre: Indie-/Dream-/Jangle-Pop
Aus Kanada kommen einige richtig tolle Bands, gerade im Indie-Pop wird man als Musikhörer verwöhnt. Da wären beispielsweise die Stars, die Hidden Cameras, die Islands, die Broken Social Scene (deren neues Werk hier bei hicemusic kürzlich Album des Monats wurde), die New Pornographers, Tegan And Sara und viele mehr. Nicht zu vergessen sind Alvvays, ein Quintett aus Toronto, das nicht nur die Kritiker mit dem selbstbetitelten Debüt (2014) überzeugen – es landete in nationalen und internationalen Jahresbestenlisten –, sondern sich auch in Indie-Kreisen eine Fangemeinde erspielen konnte. Kein Wunder, bei solchen schönen Liedern wie Archie, Marry Me, Adult Diversion oder Next Of Kin. Bei mir hat es ein wenig gedauert, mich machte eine Vorstellung des Tonträgers bei Byte FM auf die Kanadier aufmerksam. Das war Indie-Pop, wie ich ihn mir wünsche: stimmungsvolle Atmosphäre, abwechslungsreiche Melodien und intelligente Texte. Dementsprechend gespannt war ich im Vorfeld auf den Nachfolger. Der ist schlussendlich alles andere als enttäuschend, obwohl das Grundkonzept des Debüts übernommen wurde, zumindest zu großen Teilen. So gut wie dieses ist Antisocialites nicht, es ist dennoch weiter eine Freude zuzuhören. Mag unter anderem an der wundervollen Stimme der Sängerin Molly Rankin liegen!
Note: 2,3
Tori Amos – Native Invader
VÖ: 08.09.2017
Label: Decca
Genre: (Kammer-/Barock-)Pop / Alternative-Rock
Ich muss zugeben, ich hab die Diskografie von Tori Amos in den letzten Jahren ziemlich vernachlässigt, mich hat ihre Musik bei allem virtuosen Können der 54-Jährigen nicht immer so gepackt wie es sicherlich sollte. Ich möchte nicht als Banause dastehen, mir ist bewusst, dass die US-Amerikanerin eine absolut großartige Musikerin ist, die in Nachfolge einer Kate Bush steht, zweifellos selbst unzählige Künstler/innen beeinflusst hat. Sie hat geniale Alben wie ihr Solo-Debüt Little Earthquakes (1992) oder Under The Pink (1994) produziert (auch spätere Alben waren prächtig), aus ohnehin wundervollen Original- fantastische oder zumindest ebenbürtige Coversongs gezaubert (man erinnere da nur an ihre Neuinterpretation von Nirvanas Smells Like Teen Spirit), hat über den Pop hinaus ihre Begabungen gezeigt – sie ist halt nicht „nur“ eine begnadete Klavierspielerin. Nun, ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, dass mir bei jenen ihrer letzten Werke, denen ich Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ, die Begeisterung ein wenig verloren gegangen ist. Auf Native Invader gibt es wieder die Momente, die mich ein wenig gleichgültig zurücklassen. Andererseits gibt es absolut wunderbare Songs wie den Einstieg Reindeer King oder Up The Creek zu hören. Vielleicht höre ich dieser mal stimmungsvollen, mal melancholischen Musik noch etwas aufmerksamer zu. Ich bin zuversichtlich. Den Amos-Fans wird es auf jeden Fall gefallen, da bin ich mir ziemlich sicher!
Note: 2,7
Death From Above – Outrage! Is Now
VÖ: 08.09.2017
Label: Last Gang
Genre: Punk-/Noise-Rock, Dance-Punk
Wie vielleicht einige von Euch gemerkt haben, nennt sich das kanadische Duo wieder wie zu Anfangszeiten. Im Zuge eines Rechtsstreits mit dem gleichnamigen, u.a. von James Murphy geführten Label DFA – dessen Name ausgeschrieben eben dieselbe Bedeutung hat – musste man eine Lösung finden, hieß dann einfach Death From Above 1979. Im Jahr 2014 veröffentlichte man zehn Jahre nach einem wirklich außerordentlich gelungenen Debüt (You’re A Woman, I’m A Machine) eine Comeback-Platte, The Physical World betitelt, die trotz einer guten Single – Trainwreck 1979 – mich gesamt betrachtet nicht überzeugen konnte. Dennoch, den Kritikern gefiel es überwiegend (man war zudem u.a. für den kanadischen Polaris Music Prize nominiert). Ich hingegen war auch wegen der leichten Enttäuschung ein wenig skeptisch, was den Nachfolger betrifft. Auch wenn ich Outrage! Is Now als besser erachte im Vergleich zu besagtem Vorgänger, bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück. Irgendwie gibt es Songs, die mich mitreißen können, gute Gitarrenriffs und den anstachelnden Gesang von Sebastien Grainger beinhalten. Insgesamt merkt man, dass er und sein Partner Jesse F. Keeler an den Arrangements gefeilt haben. Andererseits klingt vieles doch wieder so ähnlich. Schwierig zu beurteilen!
Note: 3,0 (vorerst)
http://www.deathfromabove1979.com/
Lali Puna – Two Windows
VÖ: 08.09.2017
Label: Morr
Genre: Elektropop / Indietronic
Es gibt neben den kürzlich wiedergekehrten LCD Soundsystem eine weitere Formation, die seit 7 Jahren nichts mehr von sich hören ließ, zumindest in der Besetzung als Lali Puna und rein bezogen auf einen LP-Release. Denn 2014 hatte man eine Single zusammen mit Trampauline produziert – Machines Are Human – sowie 2012 die EP Silver Light. Dies soll jetzt mal außen vor gelassen werden (auch wenn diese klasse waren). Lange Wartezeiten in Bezug auf Longplayer sind bei Lali Puna zur Gewohnheit geworden, schon damals waren zwischen dem 2010 veröffentlichten Our Inventions (2010) und dessen exzellenten Vorgänger Faking The Books sechs lange Jahre vergangen. Wenn das jedoch dabei in guter Musik resultiert, soll es doch egal sein. Die Band um Valerie Trebeljahr stammt aus Weilheim bei München. Ja genau, dem Ort aus dem auch The Notwist stammt. Deren Sänger Markus Archer – der übrigens auch Lebensgefährte von Trebeljahr ist – war lange Zeit Mitglied bei Lali Puna. Nun geht es ohne ihn weiter. Es gibt dennoch bekannte Zutaten zu hören, also fein ausgearbeitete Klangteppiche, über welche die Sängerin ihre sanfte Stimme gleiten lässt, wobei die elektronische Komponente des Indietronic-Sounds noch mehr betont wird. Das funktioniert aber weitgehend prächtig, weil stetig neue Ansätze ausprobiert werden. Ein gutes Cover ist ebenso zu finden, man hat hier The Bucket von den Kings Of Leon umgedeutet (ein Song aus einer Zeit, als diese mich noch begeistert haben). Hörenswert!
Note: 2,3
Mount Kimbie – Love What Survives
VÖ: 08.09.2017
Label: Warp
Genre: Electronica / (Art-)Pop
Ich möchte ja keinem damit auf die Nerven gehen, ich habe es sicherlich dutzendmal hier bei hicemusic erwähnt, dass ich ein Faible für das britische Label Warp habe, das für ambitionierte Electronica („Intelligent Dance Music“) und ebenso anspruchsvolle Indie-Klänge steht. Ich finde es wichtig, dass nach wie vor im elektronischen Bereich ein paar wirklich tolle Musiker dort unter Vertrag stehen. Ja, ich weiß, dass Aphex Twin dazu gehört (zumindest ja im Jahr 2014, obwohl er nicht die besten Beziehungen zu dem Label pflegt), jedoch ist auch zu erwähnen, dass einige „Nachfolger“ bereit stehen. Wobei, man kann das Duo Mount Kimbie sowieso nicht als Newcomer, aber ebenso nicht als Geheimtipp bezeichnen, sie haben zwei exzellente Alben bei Warp veröffentlicht, Crook & Lovers (2010) und Cold Spring Fault Less Youth (2013). Man kann aber sagen, dass sie abwechslungsreiche, eben auch anspruchsvolle Electronica in der Tradition der frühen Musiker von Warp produzieren, eben halt intelligent in die Moderne transferiert. Jetzt, auf Album Nummer Drei, unternimmt man wieder einen vielseitig gestalteten Ausflug in die weiten Felder elektronischer Musik, kombiniert dies mit unkonventionellen Popmusik-Strukturen. Dafür hat man sich namhafte Gäste (u.a. wieder King Krule) ins Boot geholt, von denen vor allem der Beitrag von James Blake hervorzuheben ist. Noch bin ich nicht so gefesselt wie von den Vorgängern, jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dass ich auch Love What Survives mögen werde.
Note: 2,3 (mit Tendenz nach oben)
Nick Mulvey – Wake Up Now
VÖ: 08.09.2017
Label: Fiction
Genre: Indie-Pop/-Rock, World, Folk
Passt eigentlich schon, auf dieses Album einzugehen, jetzt wo Ibeyi ihren neuesten Tonträger veröffentlicht haben. Der 32-jährige Nick Mulvey ist insofern auch mit Kuba in Verbindung zu bringen, dass er in Havanna Musik (und Kunst) studiert hat. Er spielt zudem das einer Steel Pan ähnelnde, zu den Idiophonen zählende Schlaginstrument Hang, welches er damals in einer richtig feinen Jazz-/World-Band zur Geltung brachte, dem Portico Quartet (das er 2011 verließ). In Solofunktion wurde von Mulvey nach zwei vielversprechenden EPs und einer Tour mit Laura Marling im Jahr 2014 ein guter, zu Recht mit einigen Lobeshymnen bedachter Erstling vorgelegt, First Mind. Es zeigte sich schon darauf, dass seine umfangreiche Lehrzeit Früchte trug: neben dem besagten Studium in Kuba konnte er Schulausbildungen in Cambridge und einen Universitätslehrgang in Musikethnologie an der Londoner School of Oriental and African Studies vorweisen. Auf letzterer Institution hatte schon das Portico Quartet seinen Ursprung gehabt, was ihn mit seinen Mitstreitern letztlich zu Peter Gabriels Real World Records führte. Seine erste Solo-LP ging noch mehr in Richtung Pop/Folk, jetzt gewinnen auf Wake Up Now vor allem afrikanische Stilelemente an Bedeutung. Es ist ziemlich eindeutig, worum es thematisch geht: um die gegenwärtige Nöte vieler Flüchtlinge auf dieser Welt. Effektiv mit vielseitigen Klängen und Rhythmen unterlegt, mit einem klaren Appell, der Titel des Albums ist mehr als deutlich. Hinterlässt Eindruck!
Note: 2,3
Zola Jesus – Okovi
VÖ: 08.09.2017
Label: Sacred Bones
Genre: (Neo-)Goth, Darkwave / Electronica
Die US-Amerikanerin Nika Roza Danilova (Geburtsname: Nicole Hummel) aka Zola Jesus begibt sich wieder in finstere musikalische Gebiete, lässt die „poppige“ – man kann es nur in Anführungsstriche setzen, denn von konventionellen Strukturen lässt sich da eigentlich auch nicht sprechen – Note des Vorgängers Taiga außen vor. Der kam ja bei den Kritikern eher mäßig an, floppte insgesamt, was mir allerdings ein Rätsel ist. Mir gefielen Dangerous Days und Go (Blank Sea) beispielsweise. Wie dem auch sei, was Zola Jesus selbst von ihrer Platte gehalten haben mag, sie bevorzugt jetzt wieder das schwerer Zugängliche wie auf ihren Frühwerken, u.a. Stridulum II (2010, das von dem klasse deutschen Label Souterrain Transmissions vertrieben wurde) und Conatus (2011). Allerdings gibt es einige gute Gründe dafür, sie musste einige private Schicksalsschläge verkraften. So ist es kein Wunder, dass es auf Okovi hauptsächlich um Trauerverarbeitung und Tod geht, es teilweise recht heftig wird, z.B. wenn sie Handlungen aus der Sicht eines Mordopfers schildert. Dementsprechend werden düstere Klänge aufgefahren, Goth-/Darkwave-/Industrial Sounds mit Electronica-Elementen angereichert. Es überrascht nicht, dass viel davon geschrieben wird, dass die Musik gut eine Game Of Thrones-Episode untermalen könne. Zu großen Teilen gelungen (auch wenn mich Chelsea Wolfe mit ihren Songs aktuell mehr fesselt)!
Note: 2,3
Angus & Julia Stone – Snow
VÖ: 15.09.2017
Label: Vertigo
Genre: (Indie-)Pop / Folk-Rock
Die Geschwister Stone braucht man eigentlich nicht vorstellen, sie sind ja keine Unbekannten mehr. Allerdings muss ich zugeben, dass ihren Werdegang nicht so aufmerksam verfolgt habe. Ihre früheren Werke, z.B. die bereits 2007 veröffentlichte Debüt-LP A Book Like This, sind mir ehrlicherweise kaum ein Begriff. Ich kann aber sagen, dass mir der selbstbetitelte Drittling (2014) schon ein wenig zusagte, mit ihm spätestens gelang dann auch der Durchbruch außerhalb ihrer Heimat Australien, in Deutschland wurde zum Beispiel eine Platzierung unter den Top Ten der Album-Charts erreicht. Co-Produzent war damals schon der großartige Rick Rubin, der sich wiederum von dem Duo begeistert zeigte, die Mitarbeit mit diesem, dessen Authentizität in höchsten Tönen lobte. Nun hat er sich wieder bereit erklärt auszuhelfen, sich für das neue Album Snow erneut hinter die Regler gesetzt. Instrumentell hat man sich breiter aufgestellt, die Songs haben weniger den Akustik-Folk-Touch der Vorgänger, dennoch kann man nicht sagen, dass es aalglatte Pop-Nummern zu hören gibt. Das würde sich ja angesichts eines Rubins ohnehin verbieten! Es gibt zwar die Formel von persönlichen, „ehrlichen“ Texten (z.B. über den verstorbenen Großvater und den Umgang der Stone-Familie mit dessen Tod) in Kombination mit eingängigen Melodien, aber deren Ausgestaltung ist durchaus abwechslungsreich geworden. Kein großer Wurf, mir gefällt das Album dennoch ganz gut!
Note: 2,7
http://angusandjuliastone.com/
The Horrors – V
VÖ: 22.09.2017
Label: Caroline
Genre: Post-Punk / Shoegaze, Electronica
Es gibt natürlich schon seit Urzeiten diese “The”-Bands, aber meinem Empfinden nach gab es besonders viele von ihnen so ab Ende der 1990er- bis in die mittleren, teilweise auch noch späteren 2000er Jahre hinein. Da war ja vor allem das Indie-/Garage-Rock und Post-Punk-Revival, welches fast wöchentlich – so kam es mir zumindest vor – neue Formationen auf den Markt schwemmte. Viele von ihnen waren ausgezeichnet (vor allem natürlich The White Stripes, The Strokes und The Libertines). Es gab da zusätzlich eine Band aus Großbritannien, die mir zunächst noch verborgen blieb, die jedoch besonders deshalb nachhaltig Eindruck hinterließ, weil sie sich doch ein bisschen von den anderen unterschied, ihr Sound auf dem 2007er-Debüt Strange House ging nämlich mehr in Richtung Goth-Rock/Horrorpunk. Man muss der Band zugutehalten, dass sie seitdem Alben herausbrachte, die sich von den jeweils vorherigen Exemplaren klanglich unterschieden – auch wenn es manchmal nur Nuancen waren. Dafür waren sicherlich ebenso die Produzenten verantwortlich, egal wer es eben war (Geoff Barrow, Chris Cunningham u.a.). Nun hat man sich Paul Epworth ins Boot geholt, was sich auf jeden Fall mal so richtig gelohnt hat. Das fünfte Studioalbum – konsequent so römisch betitelt – ist gespickt mit feinen Melodien und komplexeren Rhythmus-Strukturen, es wird durchgehend ein Spannungsbogen aufrechterhalten. Toll!
Note: 2,0
Shout Out Louds – Easy My Mind
VÖ: 22.09.2017
Label: Columbia
Genre: Indie-Pop/-Rock
Das Debüt der Stockholmer – es trug den schönen Titel Howl Howl Gaff Gaff – war eines der von mir meistgehörten Alben des Sommers 2005. Da erreichte es Deutschland (und auch andere Länder), obwohl das Juwel bereits 2 Jahre zuvor in Schweden veröffentlicht wurde (ein in der Zeit fortgeschrittener Release war damals keine Seltenheit). Es enthielt so großartige Songs wie Very Loud, Please Please Please und Very Loud. Danach erschienen Alben, die von der Kritik zwiespältig aufgenommen wurden, meiner Meinung nach jedoch weiterhin fantastische Singles bieten konnten. So war doch beispielsweise Tonight I Have To Leave It (vom zweiten, dem 2007er- Album Our Ill Wills) wirklich schön, und auch Walking In Your Footsteps (vom letzten, 2013 erschienenen Tonträger Optica) mochte ich sehr gerne. Bei den entsprechenden LPs war auch ich nicht immer hundertprozentig gefesselt, zumindest nicht auf die gesamte Länge hin. Das kann ich der neuen Veröffentlichung jedoch keinesfalls vorwerfen. Passend zum Titel Ease My Mind werden lockere, melodische, ordentlich eingängige Songs aufgeboten, die in meinen Augen jede Menge Charme besitzen. Obwohl es wahrscheinlich erneut nicht jedermanns Sache ist, mir gefällt es!
Note: 2,3
Tricky – Ununiform
VÖ: 22.09.2017
Label: False Idols
Genre: Electronica / Trip-Hop
Es handelt sich bei Ununiform bereits um das 13. Studioalbum von Tricky. Man muss wirklich nicht mehr viel über die großen Verdienste des Künstlers für den Trip-Hop schreiben, die er sich vor allem mit dem herausragenden Maxinquaye (1995) eindrucksvoll erwarb. Seitdem hat der 49-Jährige sich immer wieder mit anderen, oftmals aktuellen Musik-Strömungen auseinandergesetzt und wesentliche Elemente in seinen Sound eingewoben, ohne insgesamt die Klasse des besagten Debüts noch einmal erreichen zu können. Das stellte jedoch kein wirkliches Problem dar – vor allem, wenn man sich mal bewusst macht, wie schwer es für Musiker/innen sein muss, Fans und Kritiker gleichermaßen zufriedenzustellen –, ich konnte seinen Veröffentlichungen immer wieder etwas abgewinnen, egal ob es elektronische Spielereien, interessante Gastbeiträge (insbesondere von Martina Topley-Bird) oder auch Cover-Versionen waren. Obwohl das Genre des Trip-Hop zentral in den 1990er Jahren verwurzelt ist, schwingt es in Trickys Werken mit, was zugleich Fluch und Segen ist. Man kennt diesen kehligen Sprechgesang in Kombination mit Elementen der Stilrichtung schon, man hat jedoch auch auf dem neuen Werk den Eindruck, dass dem Briten immer wieder Neues einfallen möchte. Richtig groß ist zudem The Only Way, wie auch die Gäste wieder fein gewählt sind (u.a. besagte Topley-Bird und Asia Argento). Allerdings wirkt Ununiform manchmal auch etwas fragmentarisch auf mich. Insgesamt also „nur“ okay!
Note: 2,7
Torres – Three Futures
VÖ: 29.09.2017
Label: 4AD
Genre: Indie-/Folk-/Art-Rock
Torres (bürgerlich: Mackenzie Scott) hat in den letzten Jahren viele richtige Entscheidungen getroffen, mit ihrer Musik Argumente dafür geliefert, dass sie zwangsläufig von Kritikern beachtet und gelobt wurde. Die Debütsingle Honey, die dann auf dem ersten selbstbetitelten Album zu finden war, wurde beispielsweise von Pitchfork gefeiert, die LP selbst von allmöglichen Musikmedien gewürdigt. Vor allem der moderne Produktionsstil und die ausdrucksstarke Stimme von Torres hatten es den Kritikern angetan. Ich selbst konnte diese Einschätzungen bestätigen, fand aber vor allem den 2015 erschienenen, am 1990er-Alternative-Rock orientierten, nicht weniger gefeierten Nachfolger Sprinter klasse. Mir gefiel die Souveränität der US-Sängerin, sich textlich anspruchsvollen Themen zu widmen und sich in musikalischer Hinsicht einer möglichst breiten Palette an Richtungen zu öffnen. Die Singles New Skin und der Titelsong waren ein überzeugender Beleg. Das dritte Album ist wesentlich düsterer und surrealistisch, emanzipiert sich vom Vorgänger ebenso durch elektronische Experimente, weshalb die Songs insgesamt weniger melodiös ausfallen. Die Stimme von Torres nimmt natürlich auch wieder eine zentrale, ausdrucksstarke Rolle ein, nachzuhören zum Beispiel in Helen In The Woods. Das Album selbst hat mich persönlich noch nicht umfangreich erreicht, liefert den Hörern jedoch sicherlich wieder genügend Argumente, Torres aufmerksam ein Ohr zu leihen!
Note: 2,3
Wolf Alice – Visions Of A Life
VÖ: 29.09.2017
Label: Dirty Hit
Genre: Indie-/Alternative-Rock
Das britische Quartett Wolf Alice hat mich mit dem 2015 veröffentlichten Debüt My Love Is Cool, das einige der bereits einige Jahre zuvor erschienen Singles sinnvoll zusammenführte, überzeugt. Bros und Fluffy wirkten weiterhin zeitgemäß neben den anderen Songs (Giant Peach, You’re A Germ, Freazy u.a.). Der Tonträger war eines dieser Exemplare, die jene Lobeshymnen – die oftmals auf neue Bands und ihre Werke angestimmt werden, schon lange bevor sie überhaupt zu hören sind – rechtfertigten. Im Vorhinein des Releases von Visions Of A Life waren ja erneut ein paar Singles vorausgeschickt worden: Yuk Foo, Don’t Delete The Kisses und Beautifully Unconventional. Sie stehen repräsentativ für den Gesamteindruck, den mir der Zweitling von Wolf Alice vermittelt. Manche Songs sind wirklich gelungen, andere weniger. So ist Yuk Foo zwar energetisch im Charakter, hat mich jedoch nicht so erreicht, wie ich zuvor erhofft hatte. Die beiden anderen Singles hinterließen hingegen Eindruck. Diese gegensätzlichen Wahrnehmungszustände empfinde ich auf Albumlänge, weshalb ich leider (noch) nicht so begeistert sein kann, wie es viele Kritiker bereits jetzt sind. Kann sich aber noch ändern (der Titelsong ist z.B. super)!
Note: 2,7 (mit eventuellem Steigerungspotential)