Tocotronic – Nie wieder Krieg

VÖ: 28.01.2022

Label: Vertigo Berlin

Genre: Indie-Rock/-Pop

Ich habe mich zum Erscheinen des 13. Studioalbums Nie wieder Krieg von Tocotronic nochmal gefragt, in welchem Kontext ich erstmals von den Hamburgern gehört habe. Es war tatsachlich so 2002, als Dirk von Lowtzow und Co. gerade Tocotronic („Das Weiße Album“ ) veröffentlichten und in dem Zuge Singles wie das grandiose This Boy Is Tocotronic oder Hi Freaks zu hören waren. Damals war mir nicht klar, dass da ja in den 9 Jahren seit Bandgründung merklich eine musikalische als auch textliche Fortentwicklung stattfand. Denn man war nicht mehr jene Lo-Fi-Formation der Anfangstage in den Mitt-90ern, die sich mit diesen unnachahmlichen Slogans, einer klaren Attitüde (Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein) und dem „Trainingsjacken-Look“ eine immer größere Anhängerschaft erarbeitete. Ein klarer Stilwechsel, der 1997 angedeutet und dann spätestens 2002 vollzogen wurde. Diese Änderungen wurden auch danach stets vorgenommen, ohne dass Tocotronic irgendwie an Substanz verloren hätten. Selbst 2015 – als die Band Tocotronic („Das Rote Album“) veröffentlichte – wurde teilweise versucht, dieses „Romantische“ bei ihr zu kritisieren oder ihr eine erstmalige Ratlosigkeit anzudichten. Letztlich doch vergeblich, zumindest ich entdeckte wieder neue Seiten an Tocotronic. Vor dem neuen Werk war ich schon geflasht, weil die neue Single Jugend ohne Gott gegen Faschismus für mich ohne Zweifel zu den besten Songs des letzten Jahres gehörte. Wieder mal alles vereint, was bestimmt nicht nur mir so zusagt: absolut hintergründig-reflektierte, raffinierte, verschiedene Themen verarbeitende und auf den Punkt gebrachte, oft auch humorvolle und selbstironische Texte mit wundervoll auskomponierten, vor allem abwechslungsreichen Melodien, die verschiedenste Elemente vereint. Zuvorderst kann man hier im Textlichen politische Motive ausmachen, die aber so viele Bedeutungsebenen aufweisen, dass man da genauer hinhören muss. So ist Nie wieder Krieg auch auf die Konflikte mit sich selbst zu beziehen…Ach, bestimmt gibt es da noch so viel mehr zu deuten. Und das ist auch gut so, das macht Tocotronic aus! Nie wieder Krieg ist ein weiteres Highlight in der Diskografie der Hamburger. Aber wer bitte hätte etwas Anderes erwartet?!? Eben!

Note: 2,0    

https://www.tocotronic.de/ 

                       

Tocotronic – Die Unendlichkeit

VÖ: 26.01.2018

Label: Vertigo

Genre: Indie-Rock/-Pop

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich die Vorabsingle Hey Du, als ich sie zum ersten Mal hörte, nicht sooo super fand, zumindest für Tocotronic-Verhältnisse. Ich kann bei aller angestrebter Objektivität für das Rezensieren auf hicemusic nicht verheimlichen, dass ich ein ausgesprochener Fan der Hamburger bin, ihren Sound und ihre Texte sehr schätze. Natürlich sind dann auch meine Erwartungen stets hoch. Zurück zu Hey Du, der Song steht aufgrund des Textes und auch im Zusammenhang des Releases von Die Unendlichkeit – natürlich auch nach mehrmaligem Hören meinerseits – wesentlich besser da als ursprünglich. Das neue Werk ist nämlich – so viel vorweg – erneut ausgesprochen gelungen. Es weist nach dem „Roten Album“ (2015), auf dem die Liebe hinreichend, aus mehreren Perspektiven heraus hintergründig thematisiert wurde, autobiographische Momente auf. Vor allem Sänger Dirk von Lowtzow beschreibt seine eigenen Erfahrungen während seiner Jugendjahre in Baden-Württemberg, die (oft) als wenig positiv umschrieben werden. Hey Du, Electric Guitar oder  Alles was ich immer wollte war alles (u.a.) geben da eindeutige wirkungsvolle Hinweise. Es gibt auf Die Unendlichkeit sicherlich auch für manch einen gewöhnungsbedürftige Momente, aber vieles hier ist zumindest in meinen Augen wirklich richtig stark, mit gewohnt tollen Texten und innovativen Ideen (u.a. ist auch der Einsatz von Autotune gelungen). Schon die Eröffnung, der Titelsong, kommt kraftvoll daher. Unglaublich gut ist zudem 1993, das anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Band einen pointierten Rückblick auf die Vergangenheit bietet. Erinnert stark an das geniale „Weiße Album“. Wenn auch nicht ganz so bestechend wie jenes Werk, ist Die Unendlichkeit  schon überaus beeindruckend!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://tocotronic.de/

 

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