Anna von Hausswolff – The Miraculous
VÖ: 13.11.2015
Label: City Slang
Genre: Chamber Pop, Drone / Dark Wave
Wieder eine Künstlerin, die sich wie andere, den Experimenten zugeneigte Musiker/innen nicht auf bereits bekannte klangliche Pfade locken lässt und auf die die Beschreibung passt, ihre Musik sei individuell und weise Strukturen auf, die Mut zum Risiko nachwiesen. In ihrer Heimat kennt man die 1986 in Göteborg geborene Interpretin und Tochter des innovativen (Klang-)Künstlers Carl Michael von Hausswolff schon seit spätestens 2010, hierzulande vermutlich seit dem meisterhaften Ceremony (2013). Natürlich ist besagtes Album schwer zu toppen, wo es doch schon aufwendig genug sein dürfte, bei all den musikalischen Referenzen (u.a. Antony Hegarty oder Kate Bush), die Individualität beizubehalten. Das gelingt ihr größtenteils (wenn auch nicht so eindrucksvoll wie auf Ceremony). Die Orgel, auf der sie bevorzugt spielt, ist dominant, aber lässt auch den anderen Instrumenten genügend Freiraum. Sehr progressiv, oft auch hymnisch und vor allem: sehr düster!
Anna von Hausswolff – Evocation from Anders Nydam on Vimeo.
Arca – Mutant
VÖ: 20.11.2015
Label: Mute
Genre: Electronica / Experimental
Wo wir gerade beim Thema „Experimentelle Musiker“ sind, der aus Venezuela stammende und in London lebende Electro-Künstler Alejandro Ghersi alias Arca hat vor kurzem sein zweites Album veröffentlicht. Nichts gegen Aphex Twins und Autechres letzte Arbeiten, die waren schon ziemlich beeindruckend, aber was man hier zu bekommen hört, ist im Vergleich sogar noch unkonventioneller, innovationsfreudiger und straighter gegen den Strich gebürstet als besagte Veröffentlichungen. Somit wird auch bestätigt, was von Albert Koch (Musikexpress) geschrieben und im Zusammenhang mit der Rezension zu Flying Lotus‘ letzter Platte hier zitiert wurde. Die Innovationen im Experimental Electro-Bereich kommen von neuen Künstlern – den Nachfolgern – z.B. von eben jenem Flying Lotus, Actress und natürlich – Arca. Ist ja auch schon FKA Twigs, Kanye West (Arca war beteiligt an Yeezus) und Björk (co-produzierte Vulnicura) aufgefallen!
Arca – Front Load (Official Video) from Arca on Vimeo.
Arca – Vanity [Official Video] from Arca on Vimeo.
Locas In Love – Kalender
VÖ: 20.11.2015
Label: Staatsakt
Genre: Indie-Pop / -Rock
Jetzt wo AnnenMayKantereit (zurecht) in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und gefeiert werden, sollte man unbedingt mal einer ebenfalls aus Köln stammenden, von Kritikern wertgeschätzten Formation Beachtung – deren Musik und Texten – Gehör schenken. Natürlich ist das auch seitens hicemusic so leicht daher gesagt, wurde doch an dieser Stelle versäumt, das schöne, genauso in diesem Jahr erschienene Use Your Illusion 3 & 4 zu rezensieren. Es wird also Zeit, im kleinem Rahmen nachgeholt anhand der Besprechung des Nachfolgers Kalender. Die Band, die es bereits seit 2001 gibt und die unter anderem schon 2007 im Vorprogramm von The National gespielt hat, präsentiert auf LP Nr. 7 mitreißende, instrumental arrangierte Songs mit wehmütigen, oftmals pessimistisch anmutenden Texten. Braucht sich vor den Künstlern der sogenannten „Hamburger Schule“ nicht zu verstecken, ebenso wenig vor nationalen und internationalen Bands, mit denen sie sonst verglichen werden. Den Mitgliedern von The National hat die Band schon damals gefallen.
Noë – Unter Eis
VÖ: 27.11.2015
Label: Dingja
Genre: (Indie-)Pop / Reggae
Wo wir gerade bei richtig gutem deutschem Indie-Pop sind, sei hier unbedingt auch auf dieses Album verwiesen. Denn den Ausführungen, die man im Pressetext über Unter Eis – der zweiten Veröffentlichungen der Berliner Formation – liest, kann man tatsächlich nur zuzustimmen: „Die Band kommt mit neuen Songs durchaus Pop sehr nah, durch ausgefallene Arrangements und die lyrischen Texte heben sie sich aber von der Vielzahl aktueller deutschsprachiger Projekte angenehm ab.“ Es gelingt Noë, ihren Sound stilistisch vielfältig zu gestalten, unter anderem mit dem Rückgriff auf Reggae-Elemente. Die Berliner verstehen, dass es nicht nur ausreicht, deutsche Texte mit den Grundzutaten der Genres zu unterlegen, sondern dass eigene Ideen nötig sind, die hier jederzeit raus zu hören sind. Besonders stark fällt das Arrangement aus, eine breit gefächerte Auswahl an Instrumenten kommt zur Geltung, man höre da nur mal den Titelsong. So oder so, tolle Platte – sehr zu empfehlen!
https://noeberlin.wordpress.com/