Yves Tumor – Heaven To A Tortured Mind

VÖ: 03.04.2020

Label: Warp

Genre: Electronica / Experimental(-Pop/-Rock) / (Psychedelic-)Soul

2018 gehörte der Vorgänger Safe In The Hands Of Love zu meinen Lieblingsplatten. Zugegeben, es dauerte ein paar Monate, bis sich diese Sounds mir erschlossen, war ja auch eine interessante Mischung, die Yves Tumor da auf dem Warp-Label servierte: es gab unkonventionelle (Dream-, aber auch 60’s-)Pop-Strukturen, die immer wieder in experimentell-elektronische Gefilde führten, das Psychedelische als beständiges Element und die Öffnung zu Genres wie Jazz, Hip-Hop, Soul, R&B usw. inbegriffen. Nach eineinhalb Jahren wird auf dem Nachfolger eine Orientierung zum Rock feststellbar, wobei dieser sich natürlich nicht aufdrängt, sondern in äußerst origineller Form gedeutet und umgestaltet wird. Yves Tumor kommt generell aus einem Umfeld, in dem das Künstlerische, die Avantgarde-Herangehensweise ein wesentliches Element darstellt, er arbeitete unter anderem mit James Ferraro und Mykki Blanco zusammen oder remixte Arbeiten des legendären Ryuichi Sakamoto oder von Alice Glass. Es ist nicht so, dass ich etwas gegen den Chillwave der späten 2000er und frühen 2010er Jahre hätte, aber ich kann mir kaum noch vorstellen, dass Tumor anfangs aus dieser Szene stammte. Auf Heaven Is A Tortured Mind wird wie gesagt Rock geboten, aber auch höchst sinnlichen Soul/R&B der klassischen Prince-Schule, deren Strukturen aber immer wieder von außerordentlich originell arrangierten, unkonventionell anmutenden Melodien und Experimenten aufgebrochen werden. Zudem sollte man sich nicht vertun, der US-amerikanische Künstler – der bürgerlich Sean Bowie heißt und über den generell nicht so viel bekannt ist – positioniert sich hier recht eindeutig gegen sozialpolitische Ungerechtigkeiten wie Rassismus. So oder so, es ist ihm wieder ein wirklich spannendes Werk gelungen. Von diesem Mann ist sicherlich noch viel zu erwarten! Auf Warp hat er das perfekte Umfeld für weitere interessante Experimente gefunden, da glaube ich fest dran!

Note: 2,0 (vorerst, Tendenz nach oben möglich)

https://torturedmind.help/

 

Yves Tumor – Safe In The Hands Of Love

VÖ: 12.10.2018 (digitaler Release: 05.09.)

Label: Warp

Genre:  Electronica / Experimental

Ich kann mir nicht helfen, aber wenn ich – in welchem Zusammenhang auch immer – den Namen Yves lese oder höre, so denke ich dabei nicht an die originale französische Aussprache, sondern an jene, die Carolin Kebekus einmal so herrlich ins Spiel brachte. Fragt man ihr zufolge nämlich ein Kind mit diesem Rufnamen in einem kölschen Kindergarten, wie es heiße, so antworte dieses selbstverständlich mit: „Öwes“! Insgesamt könnte Yves Tumor für so manch Einen im deutschsprachigen Raum etwas seltsam klingen…nun gut, das ist ja nun wirklich nicht wichtig, werden wir mal seriös – gerade im Zusammenhang mit der Musik ist das auch angebracht. Hinter dem Pseudonym steckt der vielseitige Künstler Sean Bowie (der nicht verwandt mit der Legende gleichen Nachnamens ist). Seit 2010 ist er musikalisch aktiv und hat verschiedene Veröffentlichungen produziert. Zunächst machte er unter dem Alias Teams jene Sounds, die man zu Beginn dieses Jahrzehnts unter (Post-)Chillwave zusammenfasste, kollaborierte dann unter anderem mit James Ferraro und Star Slinger und tat sich mit dem experimentellen Hip-Hopper Mykki Blanco zusammen. Außerdem remixte er zuletzt Ryuichi Sakamoto und Alice Glass. Tumors Musik wurde schon mit Dean Blunts Klängen in Zusammenhang gebracht, was ich ziemlich passend finde. Ähnlich wagemutig geht der früher auch mal in Deutschland (Berlin und Leipzig), nun in Italien lebende US-Amerikaner vor. Auf Safe In The Hands Of Love – das, anders als ich dachte, nicht sein Debüt ist, zuvor sind schon When Man Fails You und Serpent Music erschienen – kommen neben experimentell-elektronischen Klängen die verschiedensten Spielarten zusammen, wodurch es sich musikalisch schwer kategorisieren lässt. Von hymnischem (Dream-)Pop über Rock- und Jazzstrukturen bis Hip-Hop-Elementen habe ich schon so einiges ausmachen können.  In den Texten lassen sich Bezüge auf  aktuelle gesellschaftspolitische Themen finden.  Aber: ich muss eben zugeben, dass ich das Album noch nicht wirklich einordnen kann. Andererseits, ist das nicht gerade ein gutes Zeichen? Ist es so nicht wahrscheinlich, dass hier etwas aufregendes Neues geschaffen wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, es mit großer Kunst zu tun zu haben. Wo sonst wäre es also besser aufgehoben als bei Warp?

Note: 2,0 (ganz bestimmt noch viel besser)

http://howilearnedtolovetheindiestry.info/

 

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