Kae Tempest – The Line Is A Curve

VÖ: 08.04.2022

Label: Virgin

Genre: Spoken Word / Electropop / Hip-Hop

Es lässt sich im Musik-Business, insbesondere wenn die neuen Acts von Plattenfirmen und Promoter/innen vorgestellt werden, ja schnell mal behaupten, dass Werk X von Künstler/in Y jetzt das neue Wunder darstellt, das die Welt aus den Angeln hebt. Da ist der Hype in Windeseile erzeugt. Andererseits finden sich ja dann doch mal gefeierte Musiker/innen, die zurecht in höchsten Tönen gelobt werden, weil sie einfach schwerlich zu kopieren sind und wirklich eine individuelle und neue Note in die Musikwelt bringen. Womit wir bei Kae Tempest sind. Denn es ist ja wohl kaum zu bestreiten, dass da immer wieder große Taten von Tempest in der Vergangenheit veröffentlicht wurden, man nehme nur mal das grandiose Debüt Everybody Down (2014), das mich damals total in seinen Bann gezogen hat. Kae Tempest versteht es, eine faszinierende Mixtur aus Hip-Hop-, Pop- und Electro-Klängen zu produzieren, die mit kunstvollen Spoken Word-Fertigkeiten kombiniert werden. Hier kann man durchaus von Vielseitigkeit sprechen, wenn wie jetzt auf The Line Is A Curve – Album Nummer Vier – erneut auf die Eigenarten im Alltäglichen gerichtet werden, unter anderem auch bezogen auf Tempests persönliche Erfahrungen (z.B. im Zusammenhang mit der nicht-binären Geschlechtsidentität). Von der Hintergründigkeit und Kunstfertigkeit des Textens muss Tempest uns ja eigentlich nicht mehr überzeugen, es gelingt nur erneut zu zeigen, dass sie vorhanden bleiben. In Sachen Sounds ist Tempest ebenfalls immer noch am Puls der Zeit. Eine modern-vielschichtige Produktion, die sich nicht sofort aufdrängt, aber dann im Verlauf der jeweiligen Tracks sich nachhaltig entfaltet und die verschiedensten Stimmungsbilder erzeugt (wie z.B. in These Are The Days). Erneut faszinierendes Werk von Kae Tempest!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)  

https://www.kaetempest.co.uk/

                                   

Kate Tempest – The Book Of Traps And Lessons

VÖ: 14.06.2019

Label: Caroline

Genre: Spoken Word / Hip-Hop

Ich weiß noch ganz genau, wie ich vor 5 Jahren einen längeren Weg durch Wälder, Felder und Wiesen zu bewältigen hatte und dabei  das musikalische Debüt der Britin Kate Tempest – Everybody Down –  hörte. Es war sicherlich einer Gründe, dass ich dies alles in der Dunkelheit getan habe, so dass den Songs der 33-Jährigen noch mehr Wirkung verliehen wurden, doch es ist natürlich auch generell schon höchst beeindruckend, was der vielseitigen, vor allem poetisch so versierten Künstlerin mit diesem Album gelungen war. Für mich persönlich – so habe ich es ja bereits zum 5-jährigen Bestehen meines Blogs verraten –  war Everybody Down gar das beste Album des Jahrgangs 2014. Der Nachfolger Let Them Eat Chaos stand dem Vorgänger in nichts nach. Diese bestechende Mischung aus Hip-Hop- und Electro-Sounds mit den Spoken Word-Künsten von Kate Tempest, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihre Stimme angesichts der gesellschaftspolitischen Zustände in ihrem Heimatland (aber auch weltweit) zu erheben – auch aus einer persönlichen Perspektive heraus –, ist einfach einzigartig. Natürlich gibt es einige weitere Künstler/innen, die sich mit den Mitteln des Hip-Hop, Grime, UK Garage, Electronica etc. sich mit ähnlichen Botschaften an die Hörer/innen wenden, aber in genau dieser Form des Spoken Word habe ich zumindest es noch nicht gehört . Für weitere Anregungen eurerseits bin ich stets offen. Gerade jetzt, wo wieder einige Veränderungen in Großbritannien anstehen, meldet sich Kate Tempest, übrigens auch eine richtig tolle Live-Performerin, mit einem neuen Werk zurück. Es fällt sofort auf, dass es sehr minimal arrangiert ist, die Sängerin manchmal einzig ohne musikalische Begleitung spricht, sich dann aber wieder ganz wunderbare atmosphärisch dichte, von Altmeister Rick Rubin produzierte Klangkonstruktionen darunter legen, die den Worten mehr Geltung verleihen. Mich beeindruckt, was für tolle Geschichten Tempest erzählen kann, wie sie diese in Poetry Slam-Art schildert und wie nachdenklich und unaufdringlich dies alles geschieht. Wer dem Album die notwendige Zeit gibt, wird sicherlich belohnt werden!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://www.katetempest.co.uk/

 

Kate Tempest – Let Them Eat Chaos

VÖ: 07.10.2016

Label: Caroline

Genre: Hip-Hop /Spoken Word / Electronica

Der Herbst hält einige große Werke bereit! Nach dem atemberaubendem Skeleton Tree von Nick Cave und seinen Bad Seeds  – hier bei hicemusic verdienterweise gerade zum Album des Monats September gekürt – und dem ebenso fantastischen neuen Bon Iver-Tonträger meldet sich nun die 30-jährige Allroundkünstlerin Kate Esther Calvert alias Kate Tempest mit ihrem Zweitling zurück. Zum musikalischen Debüt wurde an dieser Stelle geschrieben, dass die Londonerin absolut versiert darin sei, „(…) Kritik an gesellschaftlichen Missständen auszuüben – selbstbewusst, pointiert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.“  Diese Beschreibungen lassen sich 1:1 auf Let Them Eat Chaos übertragen, sie klingen fast schon untertrieben, angesichts der Direktheit, Kompromisslosigkeit und harten, schmerzhaften Ehrlichkeit, dem bitteren Pessimismus, mit dem man hier konfrontiert wird. Ähnlich wie auf Everybody Down folgt man unterschiedlichen Protagonisten, die gegenwärtige gesellschaftliche Probleme am eigenen Leib erfahren müssen, wobei die politische Note noch mehr betont wird als auf besagtem Vorgänger. Das Albumcover deutet es ja bereits an, dass auf dieser Welt einiges im Argen liegt, was Tempest natürlich nicht nur auf ihre Heimat im Zuge des bevorstehenden Brexits bezieht  – auch wenn der Ort der Handlung London ist, in der die Charaktere unabhängig ihres gesellschaftlichen Status zeitgleich (genau um 04:18 Uhr) der „sozialen Kälte“ ausgesetzt werden – sondern auf jegliche Brandherde referiert, allgemein Themen, die unsere Nachrichten momentan dominieren. Einerseits muss die sprachliche Brillanz dabei nicht verwundern, ist die Britin doch (mittlerweile eine recht bekannte) Autorin und Lyrikerin, andererseits ist man schon erstaunt über die konkrete Bildhaftigkeit, die inhaltliche Stringenz und Hintergründigkeit ihrer Geschichten. Man kann die Ängste und Nöte, die Traurigkeit der einzelnen Schicksale der Protagonisten sehr gut nachvollziehen und –fühlen. Zudem hat sich Kate Tempest auch musikalisch noch weiter gesteigert, ihre Raps sind fantastisch klar akzentuiert, die Kombination mit den futuristisch anmutenden (Electronica-)Sounds funktioniert ausgezeichnet. In höchstem Maße beeindruckend!

Note: 1,7

https://www.katetempest.co.uk/

Kate Tempest – Let Them Eat Chaos (Album Trailer) from Eskimo Media & Technology on Vimeo.

 

Kate Tempest – Everybody Down

VÖ: 16.05.2014

Label: Big Dada

Das Cover des Albums könnte den Betrachter leicht in die Irre führen, denn darauf sieht Kate Tempest allzu brav aus. Der Schein trügt, denn die 27-jährige versteht es ausgezeichnet, Kritik an gesellschaftlichen Missständen auszüben – selbstbewusst, pointiert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Britin kann auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen (u.a. ist sie selbst unter nicht einfachen Bedingungen in London aufgewachsen), was sie bereits auf vielfältige Weise kreativ aufgearbeitetet hat, auch musikalisch. Tempest ist schon seit Jugendjahren als Rapperin aktiv, bekannt wurde sie allerdings eher wegen ihrer literarischen Verdienste als Dramatikerin, Poetin und Spoken Word-Künstlerin (für ihr Werk Brand New Ancients wurde sie 2013 mit dem renommierten Ted Hughes Award ausgezeichnet). Daher verwundert es kaum, dass einiges von diesen Fähigkeiten in Everybody Down einfloss. Das Album ist mit einer Handlung bedacht – die Alltagsprobleme von Jugendlichen in London werden geschildert – und jeder Song stellt jeweils eine Art neues Kapitel dar. Die klugen, hintersinnigen Lyrics sind darüber hinaus mit modernen, abwechslungsreichen Hip-Hop/Electro-Beats und -Melodien unterlegt. Erinnert an Labelkollege Roots Manuva, die frühen Werke Dizzee Rascals oder an The Streets‘ geniales Debüt Original Pirate Material.

Note. 2,0

katetempest.co.uk/video

 

Kate Tempest – ‚The Beigeness‘ from Ninja Tune on Vimeo.

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