Fortuna Ehrenfeld – Helm ab zum Gebet
VÖ: 03.05.2019
Label: Gran Hotel Van Cleef
Genre: Indie-Pop
Anfang letzten Jahres habe ich das Kölner Trio um Martin Bechler live in einem Jugendcenter in Hilden gesehen, was mir wirklich gut gefallen hat. Diese Mischung aus schlauen, charmant-witzigen Texten mit ebenso interessanten musikalischen Ideen, die einem intim-gemütlichen Rahmen präsentiert wurden, hatte seinen Reiz. Auf Helm ab zum Gebet geht dieser – zumindest meiner Meinung nach – auf Albumlänge etwas verloren, weil so manche Wortspiele nicht so recht zünden möchten. Vielleicht liegt’s an mir, denn andererseits hat das dritte Werk auf für mich seine speziellen, ja vielseitigen Momente!
Note: 2,7 (mit Potential nach oben)
Von Wegen Lisbeth – sweetlilly93@hotmail.com
VÖ: 03.05.2019
Label: Columbia
Genre: Indie-Pop
Wo wir schon bei deutschem Indie-Pop mit schlauen, charmant-witzigen Texten sind: Von Wegen Lisbeth gefallen mir ebenso wegen der Kombination origineller Worte mit einer mannigfaltigen Auswahl an Klängen. In den Songs des zweiten Albums sweetlilly93@hotmail.com werden auf textlicher Ebene erneut Alltagsbeobachtungen geboten und Gesellschaftskritik ausgeübt. Das gelingt wirklich gut – wie zum Beispiel in Lieferandomann –, auch wenn die hohe Qualität des Debüts Grande insgesamt nicht erreicht wird!
Note: 2,3
https://www.vonwegenlisbeth.de
Tim Hecker – Anoyo
VÖ: 10.05.2019
Label: Kranky
Genre: Ambient / Electronica / Experimental
Manchmal gehen mir einfach Platten durch hier bei hicemusic, zum Beispiel Konoyo von Tim Hecker, der ich Ende letzten Jahres leider keine Besprechung widmete. Es handelt sich um ein Werk, auf dem absolut aufregende und zeitgemäße Experimente im Spannungsfeld von Ambient und Electronica durchgeführt wurden. Dies ist nun auch auf dem Nachfolger Anoyo der Fall. Wirkt manchmal so unaufdringlich, ist aber zu jeder Sekunde extrem wirkungsvoll und atmosphärisch. Richtig klasse!
Note: 2,0
Holly Herndon – Proto
VÖ: 10.05.2019
Label: 4AD
Genre: Electronica / Experimental / Avant-Pop
Wo wir schon bei extrem wirkungsvoller und atmosphärischer experimenteller Musik sind, da darf natürlich auch das neue Album der US-amerikanischen Klangkünstlerin Holly Herndon nicht verschwiegen werden. Proto ist natürlich zu keiner Zeit in irgendeiner Weise zugänglich, doch ist das nicht auch gut so? Wenn hier die menschliche Stimme mit der einer Künstlichen Intelligenz namens „Spawn“ (von Herndon zusammen mit ihrem Partner Mat Dryhurst entwickelt) interagiert, ist das gerade angesichts der klanglichen Resultate einfach eindrucksvoll. Auf jeden Fall einzigartig das Ganze!
Note: 2,0
Von Spar – Under Pressure
VÖ: 10.05.2019
Label: Bureau B
Genre: Synthie-Pop / Electronica / (Kraut-/Progressive-/Space-)Rock
Die Kölner haben mir mit ihren vielseitigen Electro-Sounds gefallen, die immer schon in unterschiedliche andere Genres hinein glitten, egal ob Pop, Punk oder bestimmten Rockstilen. Auf Under Pressure, welches 5 Jahre nach der letzten Studio-LP erscheint, wird mit Christopher Cummings, R. Stevie Moore, Lætitia Sadier (Stereolab) und einigen Anderen eine interessante Auswahl an Gästen präsentiert. Die Songs sind vielleicht nicht spektakulär, mir gefällt aber besonders der spätere Teil des Albums, in dem es experimenteller wird und progressive, „krautige“ Klänge präsentiert werden!
Note: 2,3
Jamila Woods – Legacy! Legacy!
VÖ: 10.05.2019
Label: Jagjaguwar
Genre: (Neo-)Soul / R&B / Hip-Hop
Wow, was für ein starkes zweites Werk, das uns Jamila Woods, 29-jähriges Multitalent aus Chicago, hier präsentiert! Eine fein ausbalancierte Mischung aus Soul, R&B und Hip-Hop, das den großen – vorwiegend afroamerikanischen – Ikonen huldigt, unter anderem Miles Davis, Sun Ra oder Eartha Kitt im musikalischen Bereich, in anderen Kunstrichtungen auch Nikki Giovanni oder Jean-Michel Basquiat. Natürlich geht es hier um aktuelle gesellschaftspolitische Themen, die aussagekräftig in Szene gesetzt werden. Unbedingt anhören!
Note: 2,0
Ellen Allien – Alientronic
VÖ: 17.05.2019
Label: BPitch Control
Genre: Electronica / Experimental
Eine Menge höchst spannender Veröffentlichungen momentan im Bereich der ambitionierten Electronica, was natürlich für mich absolut erfreulich ist. Ich stehe bestimmt mit der Meinung nicht allein, dass Ellen Allien hier eine der Besten ist. Egal was sie produziert, es gibt bei ihrer Musik immer wieder etwas Innovatives zu entdecken. Natürlich ist dies auch auf Alientronic der Fall. Egal ob Ambient, (Acid) House oder knallharter Techno, alles beherrscht die Berlinerin. Erneut schön atmosphärisch!
Note: 2,0
Com Truise – Persuasion System
VÖ: 17.05.2019
Label: Ghostly International
Genre: Synthwave / Electronica / Ambient
Seth Haley hat ja schon in der letzten Dekade unter verschiedenen Pseudonymen produziert. Als Com Truise ist er seit Anfang dieses Jahrzehnts unterwegs und versucht sich an verschiedenen Electronica-Stilen, vor allem an jenen, die sich an den 1980er Jahren orientieren (Synth- und Chillwave z.B.). In diese Richtung geht es auch auf LP Nr. 4, Fans von Musik der Serie Stranger Things werden voll auf ihre Kosten kommen. Ebenfalls sehr atmosphärisch, ist man aber auch gewohnt von Tom Cruise!
Note: 2,3
Rammstein – Rammstein
VÖ: 17.05.2019
Label: Universal
Genre: Neue Deutsche Härte / (Industrial-/Gothic-)Metal
Normalerweise müsste ich die Band in die „Kontrovers“-Sparte packen, allein aufgrund der sowieso unterschiedlichen Reaktionen der Kritiker/innen auf Rammstein, natürlich auch auf das neue Album. Ich möchte ohnehin an dieser Stelle nicht auf die Diskussion eingehen, sondern nur meine eigene Einschätzung präsentieren. Ich finde Rammstein generell gut, trotz oder wegen der „Provokationen“ (wie jetzt auch wieder mit den Videos). Es gab zwar eine Phase (so ab Mitte der letzten Dekade), wo ich die Berliner nicht mehr so spannend fand, doch ich erachte das neue Werk als insgesamt gelungen, gerade aufgrund der Singles Deutschland und Radio!
Note: 2,3
Slowthai – Nothing Great About Britain
VÖ: 17.05.2019
Label: Universal
Genre: Hip-Hop / Grime / Trap
Man kann nicht behaupten, dass es gegenwärtig wenige Musiker/innen gibt, die sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Aber wahrscheinlich kann und sollte es davon nicht genug geben. Angesichts der Situation in Großbritannien ist es eine großartige Nachricht, dass Slowthai einen Sound mit soziopolitischen Botschaften zurück auf den Radar bringt, den letztes Jahrzehnt The Streets, Dizzee Rascal etc. so groß gemacht haben: den Grime. Wenn das dann auch noch so fantastisch umgesetzt wird wie auf Nothing Great About Britain, da kann man nur applaudieren, vor allem wenn er sich für sozial benachteiligte Menschen in seiner Heimat stark macht. Schon jetzt richtig groß!
Note: 2,0 (mit Potential nach oben)
Tyler, The Creator – Igor
VÖ: 17.05.2019
Label: Columbia
Genre: Hip-Hop / Funk / R&B / Soul
Auf dem von mir sehr geschätzten Album Flower Boy (2017) ging es ja schon in eine für Tyler, The Creator – Verhältnisse smoothere, soulige Richtung, ja ich hätte fast schon von „sanften“ Tönen gesprochen. Diese Stilistik wird weiterbehalten, auch nicht ohne Grund. Der 28-Jährige beschäftigt sich mit Identitätsfragen, präsentiert ein Album, auf dem er sich mit Themen wie Liebe und Freundschaft auseinandersetzt. Das ist schon gut, wenn auch in meinen Augen noch nicht so ganz wie auf Flower Boy!
Note: 2,3 (mit Potential nach oben)
Morrissey – California Son
VÖ: 24.05.2019
Label: BMG
Genre: (Indie-Pop /-Rock , Alternative-Rock
Bei hicemusic war Morrissey schon einmal in der „Kontrovers“-Sparte, hier hätte ich ihn mit seiner neuen Platte California Son problemlos noch einmal positionieren können. Aus mehreren Gründen. War ich bei Low In High School schon ein wenig ratlos bezüglich der Themen – Morrissey hat ja so einige streitbare Thesen aufgegriffen und er hat sich in der Öffentlichkeit schon, nun ja, kontrovers geäußert –, fand ich aber die Musik insgesamt ganz gut. Das gilt auch für das mit Coversongs ausgestattete California Son. Es ist aber über Albumlänge trotz guter Entwürfe ein bisschen inkohärent. Also „nur“ okay!
Note: 2,7
https://www.morrisseyofficial.com/