Röyksopp – Profound Mysteries II

VÖ: 19.08.2022

Label: Embassy Of Music

Genre: Ambient / Electro-Pop / Electronica / Dance

Ich sage es jetzt mal direkt und frei heraus: ich bin enttäuscht! Das norwegische Duo um Svein Berge und Torbjørn Brundtland hat mich mit ihrem bis heute unvergleichlichen 2001er-Debüt Melody A.M. direkt gefangen genommen! Das waren so wunderbare Songs wie So Easy, Eple, Poor Leno oder Remind Me, die im Spannungsfeld von Ambient / Downtempo, Pop sowie den verschiedensten Electronica-Spielarten zwar nicht komplett neue, aber überaus spannende Wege fanden. Absolut nachhaltig, auch nach jetzt 21 Jahren (!). Die Nachfolge-Alben waren ebenfalls klasse, auch wenn die Melodien sich nicht so sehr im Ohr festsetzten wie die des besagten Erstlingswerkes. Die „Zwillings“-Platten Junior (2009) und Senior (2010) haben sich gut ergänzt mit den jeweils verschiedenen Bezugnahmen auf Electronica- und Ambient-Klänge, auch wenn erstgenanntes Album mir etwas besser zu gefallen verstand. Nun geht Röyksopp ja mit den Profound Mysteries eine dreiteilige Reihe an. Nah dem ersten, wirklich tollen Werk aus dem April, auf dem ja unter anderem Alison Goldfrapp als Feature zu hören war, kommt nun der Nachfolger. Ich muss den Anfang noch einmal aufgreifen, ich bin enttäuscht. Denn die Melodien, die hier zu hören sind, verbergen zwar teilweise wirklich interessante Ansätze, aber diese werden leider nicht ausdefiniert. So bleiben zwar wieder Sounds, die im Spannungsfeld von Ambient und Electronica angesiedelt sind, die auch an die seligen 1990er/2000er-„Chillout“-Melodien der Café Del Mar-Compilations erinnern – auf denen sich ja die Songs von Röyksopp ebenfalls wiederfanden – , aber leider auch wenig neue Ideen präsentieren. Dies unterscheidet sich dann doch auch sehr von dem Vorgänger, auf dem es dem Duo noch gelungen war. Mal schauen, was Teil III dann im November bieten wird, aber das hier ist angesichts meiner Ansprüche doch etwas zu wenig. Keine Katastrophe, aber eben auch nicht zwingend. Was sagt ihr zu dem Album? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Note: 3,0       

https://profoundmysteries.royksopp.com/

           

           

Röyksopp – Melody A.M.

VÖ: 03.09.2001

Label: Wall Of Sound

Genre: Downtempo / Electronica

Ende 2001 lief bei VIVA – ja genau, zu einer Zeit als es 24 Stunden am Tag da war, der alternative Schwestersender VIVA Zwei noch existierte und MTV ein Bestandteil des Free TV war – eine Sendung im Abend-/Nachtprogramm, die ich sehr mochte. Es gab dort – ich meine, es war immer freitags – neben Klassikern des Ambient-/Electronica-Genres von u.a. Air, Daft Punk, den Chemical Brothers oder auch Kraftwerk (ich kann mich an das Expo 2000-Video erinnern) viele seltene, sonst – wenn überhaupt – nur im Nachtprogramm laufende Clips zu sehen. Da hatte man zum Beispiel Aphex Twin (ich sah erstmals Windowlicker, On und wahrscheinlich auch Come To Daddy), Add N To (X), Orbital, Mouse On Mars, Jeff Mills und vieles mehr im Angebot, das mich als Jugendlicher damals unglaublich faszinierte. Ich hatte – aus heutiger Sicht lacht man darüber – einen MiniDisc-Player, auf dem ich Mitschnitte dieser Sendung festhielt (einfach aus dem Fernsehen aufgenommen). Es passiert mir in der Gegenwart oft, dass ich ein wenig mit Wehmut auf diese Zeit zurückblicke, denn es gab da so viel Musik, die mir vorher nichts gesagt hatte, aber auch nach nun über eineinhalb Dekaden – zumindest zu einem sehr großen Teil – eine fesselnde Wirkung auf mich ausübt. Ich verdanke neben VIVA Zwei – da gab es ja unter anderem die wunderbare Sendung Electronic Beats mit Ill-Young Kim – eben auch Berlin House (das vorher Housefrau hieß), dass ich mit der Ambient-/Electronica-Musik der 1990er- sowie der beginnenden 2000er Jahre bekannt gemacht wurde, einen Einblick in die Sounds jenseits des Mainstreams erhielt. Nun, dort lief Ende 2001 ein Video, das mich sehr einnahm. Es handelt sich um eine Melodie, die in höheren Tonlagen angesiedelt ist – ein Sample von Bob James‘ You’re As Right As Rain –, die auf den Einen oder Anderen enervierend wirken könnte, bei genauerem Hinhören aber klar wird, dass der Song eine hypnotisierende, höchst emotionale Komponente beinhaltet, die er zumindest mir deutlich vermittelt. Gemeint ist Eple von dem norwegischen Duo Röyksopp (zu Deutsch:  „Bauchpilz“), das wiederum auf dem fantastischen Debütalbum Melody A.M. von Svein Berge und Torbjørn Brundtland zu finden ist. Als dann Berlin House und der Sender VIVA Zwei zu meinem Bedauern Anfang 2002 eingestellt wurden, gab es ungefähr zur selben Zeit auf MTV ein weiteres wundervolles animiertes Video zu sehen: Poor Leno, das einen exzellenten Gesangsbeitrag von Landsmann Erlend Øye beinhaltet – der ja mit seiner Band Kings Of Convenience (erinnert sei an deren ebenso tolles, im selben Jahr erschienenes Debüt Quiet Is The New Loud) wie Röyksopp zu der sogenannten „Bergen Wave“ zählt. Mir war schnell klar, was die Skandinavier da auf die Beine gestellt hatten. Klänge, die verschiedenste Stimmungen vermitteln  – von träumerisch-introvertiert über bedrohlich, melancholisch bis heiter-optimistisch –,  dass man spielend leicht zwischen Eingängigkeit und Experiment balanciert, die Samples aus der Popmusik-Historie (u.a. von Burt Bacharach und Hal David oder dem Peter Thomas Sound Orchestra) und die Features (neben Øye u.a. von Anneli Drecker in dem unvergesslichen Sparks) perfekt einbaut. Ich denke beim Anblick des Covers, das sicherlich eine solche veranschaulicht, an eine Naturlandschaft in Norwegen, die ich selbst in frühen Kind- und Jugendzeiten kennenlernen durfte. Kein Wunder, das Duo hat in ihrem Heimatland sicherlich entsprechende Gegenden als Anreiz genutzt, um diese Melodien zu kreieren (es kommt aus dem sehr nördlich gelegenen Tromsø und musizierte vornehmlich in Bergen). Vielleicht ist Melody A.M. kein unnachahmlicher Meilenstein – Air, Massive Attack, Kruder & Dorfmeister, Boards Of Canada, Moby  sind nur ein paar der Vorreiter, die mit ihrem Mitt- und End-1990er-Alben den Grundstein für neue, innovative Ambient-/Electronica-Erkundungen legten, aber Röyksopp haben ihre individuellen Schlüsse daraus gezogen und mit ihrer Interpretation großen Eindruck hinterlassen. Zumindest bei mir, ich liebe dieses Album, auch heute noch!

Note: 1,3

http://royksopp.com/

 

 

Röyksopp & Robyn – Do It Again EP

VÖ: 23.05.2014

Label: Dog Triumph

Das norwegische Downbeat/Synthpop-Duo und die charismatische Schwedin – eine grandiose Verbindung! Dies wurde bereits vor den Aufnahmen für diese EP unter Beweis gestellt. Einmal auf The Girl and The Robot, einem der besten Tracks auf Röyksopps Drittling Junior (2009) sowie in None Of Dem aus Robyns Body Talk Pt.1 (2010). In beiden Fällen funktionierte die Kooperation, weil die Stärken der beiden Interpreten auf raffinierte Art vereint wurden. Jetzt also gleich fünf neue Tracks, über die sich – so viel sei verraten – ebenso nur Positives äußern lässt. Schon die ersten Minuten des großartigen Openers Monument lassen wohlige Erinnerungen an das sagenhafte Debüt von Svein Berge und Torbjørn Brundtland aufleben (Melody A.M. aus dem Jahr 2001): Hypnotisch-träumerische, entspannte, sehr assoziative Synthesizermelodien in Kombination mit tribalen Rhythmen, einem herrlichen Saxofonsolo zum Schluss hin sowie emotionalem Gesang (Robyn). In fast 10 Minuten keine Spur von Langeweile, ebensowenig wie bei Sayit. Eine vorwärtspumpende House-Nummer, die mit einem wunderbaren, sinnlichen Liebesdialog zwischen der Schwedin und einem Speak&Spell-Stimmverfremdungstool aufwartet. Der Titeltrack macht zunächst den Eindruck, simpler Electro-Pop zu sein, entfaltet beim genaueren Hinhören aber sein wahres Potential. Die melancholische Synthie-Ballade Every Little Thing und das äußerst atmosphärische Inside The Idle Hour Club bilden dann zusammen einen überzeugenden Abschluss. Wundervolle Veröffentlichung!

Note: 2,0

http://royksopp.com/

http://robyn.com/

 

Röyksopp & Robyn – Monument from It's Forever Kids on Vimeo.

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