VÖ: 22.06.2018
Label: Young Turks
Genre: (Contemporary-)Jazz
Der Juni 2018 hat mich in Bezug auf Plattenveröffentlichungen überaus begeistert. Ich kann die meisten von diesen Alben noch nicht so richtig in ihrer Größe erfassen, bin mir allerdings bewusst, dass viele von ihnen schon jetzt richtig gut sind. Andererseits – so muss ich zugeben – kamen mir zuletzt auch Zweifel auf, ich hinterfragte die Wertungen, ob sie nicht vielleicht zu positiv ausfallen, ob ich mit meiner Begeisterung nicht zumindest ein wenig haushalten sollte. Naja, sagt mir halt alles gemeinhin zu! Ja, und dann das: dann höre ich dieses neue Album von einem der größten und vielseitigsten Jazz-Musiker der Gegenwart, der über das Genre hinaus für überaus wirkungsvolle Gast-Auftritte und Produktionsbeteiligungen sorgte (z.B. noch im letzten Jahr auf dem wunderbaren Tonträger von Ibeyi, aber auch auf Werken von Flying Lotus, Kendrick Lamar, Thundercat, Run The Jewels, ja sogar früher einmal Ryan Adams uvm.): Kamasi Washington. Wow, was für eine Show! Es reicht wohl nicht aus, dass er schon mit einigen der Größten des Jazz gespielt hat (z.B. Herbie Hancock, Wayne Shorter u.a.) und mit The Epic (2015) ein fürwahr richtig betiteltes, von mir (mit der Note 1,7 wahrscheinlich zu niedrig eingestuftes) Meisterstück abgeliefert hat! Ich schrieb damals, dass der 37-Jährige Kalifornier jenen Zweiflern, die nicht mehr an Innovationen innerhalb des Genres glaubten, den durchschlagkräftigen Gegenbeweis liefern würde! Daran hat sich nichts geändert. Nach der auch schon unglaublich guten EP Harmony Of Difference (2017) folgt nun Heaven And Earth, auf dem der Saxophonist in knapp zweieinhalb Stunden die perfekte Balance zwischen Ambition und Entspanntheit findet, über den Jazz die unterschiedlichsten Stilrichtungen und Stimmungen aus der Musikhistorie (natürlich nicht nur der des Pop) aufgreift, wirkungsvoll mit verschiedenen Instrumentierungen und Lautstärken spielt! Darüber hinaus ist das Album erneut als soziopolitisches Statement zu verstehen, Washington prangert vor allem Rassismus an, insbesondere gegen die afroamerikanische Bevölkerung. Es handelt sich also erneut um ein wichtiges Werk unserer Zeit, bei dem ich mir diesmal sicher bin, dass jegliche positive Wertungen angebracht sind. Ich halte mich (zunächst) ein bisschen zurück (weil ich es noch ein paar mal hören sollte), sage aber voraus, dass Heaven und Earth wie The Epic ein ebenso atemberaubendes Meisterstück darstellt!
Note: 1,7 (mit Potential nach oben)
https://www.kamasiwashington.com/