M.I.A. – A.I.M.

VÖ: 09.09.2016

Label: Interscope

Genre: Hip-Hop / World / Electronica

Eine für den Schreiber dieser Zeilen absolut einprägsame Szene eines wirklich aufregenden Films: es wird ein sich langsam in Bewegung setzender Zug gezeigt, auf dessen Dach zwei kleine Jungen kauern, die verträumt in die Weite der sie umgebenden indischen Landschaft schauen. Dann blickt der eine zu dem anderen, beugt sich vor, nimmt ihn in den Arm und fordert ihn sanft auf, sich bereitzumachen. Der angesprochene Junge fragt neugierig, wohin sie gehen würden, woraufhin der andere nur antwortet, dass er am Verhungern sei. Dann setzt langsam eine Melodie ein, die vielen Musikfans sicherlich bekannt ist: es handelt sich um jene aus Straight To Hell von The Clash, hier in Form eines Samples wiederaufgearbeitet. Ergänzt wird es von weiteren Klängen – u.a. von Revolverschüssen, Kassenklingeln oder einem Kinderchor. Dieser Song, der in dem Film die darauffolgenden Abenteuer der Jungen begleitet (wie sie verschiedene Möglichkeiten suchen, um an Geld zu kommen), heißt Paper Planes und stammt von der Britin M.I.A. Er passt wegen seines politisch motivierten Textes sowie der kompromisslosen Art, wie die Künstlerin ihn in unkonventionelle, diverse Genres abdeckende Sounds einbettet, perfekt zum vermittelten Ambiente des Oscar-prämierten Kinofilms Slumdog Millionaire.  Paper Planes gehört insgesamt zu den stärksten Arbeiten von M.I.A., aus dem herausragenden Album Kala (2007), das wie das 2 Jahre zuvor veröffentlichte, ebenso aufregende Debüt Arular, die perfekte Synthese aus diesen wirklich neuartigen, vielfältigen Klängen – grob verortet zwischen World, Electronica und Hip-Hop – und kompromisslosen Texten über politische und soziale Missstände bieten konnte. Provozieren kann M.I.A. ja in jeglicher Form, andererseits traut  sie es sich jederzeit zu, in schonungsloser Form, Probleme dieser Welt zu thematisieren. Dies gelingt ihr wieder auf ihrem fünften Album, auf dem sie Bezug auf aktuelle politische Ungerechtigkeiten nimmt. Musikalisch ist es zudem bewährt bunt geraten (beteiligt waren u.a. Diplo und Skrillex). Macht insgesamt einen recht positiven Eindruck, auch wenn ein wenig dieser Überraschungseffekt, der die ersten beiden Alben ausgezeichnet hat, fehlt.

Note: 2,3

http://www.miauk.com/

M.I.A. – ‚Borders‘ from Electric Theatre Collective on Vimeo.

 

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