März 2016

Låpsley – Long Way Home

VÖ: 04.03.2016

Label: XL Recordings

Genre: Electronica / Contemporary R&B

Holly Lapsley Fletcher ist gerade einmal 19 Jahre alt. Sie begann früh (in verschiedensten Bands) Musik zu machen, hat einen örtlichen Wettbewerb in Merseyside (wo sie herstammt) gewonnen,  mehr als eine halbe Millionen Hörer haben sich auf Soundcloud ihre in Eigenregie aufgenommene EP Monday zu Gemüte geführt und sie wurde im Zuge des Glastonbury Festivals von den Moderatoren Huw Stephens und Zane Lowe gefeiert – beide Moderatoren der BBC. Auf deren renommierten „Sound Of“-Liste wurde Låpsley schließlich letztes Jahr geführt. Ihre Musik – eine Mischung aus entspannter Electronica und souligem R&B – passt perfekt in das Umfeld jener Künstler, die wie sie auf XL Recordings gesignt sind: FKA Twigs, Jamie XX bzw. The XX, aber auch genreähnlicher Acts wie James Blake, Ghostpoet oder Banks. Zugegeben: hicemusic tut sich (noch) etwas schwer, die Debüt-LP in ähnlichem Maße zu feiern wie viele Andere, aber es finden sich schon ein paar wirklich toll instrumentierte Songs darauf (Falling Short z.B.).

http://musiclapsley.com/

 

 

Violent Femmes – We Can Do Anything

VÖ: 04.03.2016

Label: PIAS

Genre: Rock / Folk-Punk

Die Violent Femmes veröffentlichen nach 16 langen Jahren wieder ein Studioalbum. Klar ist, die Klasse ihres selbstbetitelten Debüts von 1983 (mit Riesensongs wie Blister In The Sun, Gone Daddy Gone und Add It Up) haben sie auch diesmal wieder nicht erreichen können, allerdings kann man von einem akzeptablen Comeback sprechen. Die 1990er Werke bzw. das letzte, 2000 veröffentlichte Album Freak Magnet wurden ja von den Kritikern mäßig bzw. schlecht aufgenommen, man warf den Violent Femmes  vor, nur noch ideenlose Musik zu machen, die dem Sound der frühen Tage lediglich kopiere. Bis 2008 – als sie Crazy von Gnarls Barkley coverte (als Antwort auf deren Neuinterpretation von Gone Daddy Gone) – gab es kein nennenswertes musikalisches Lebenszeichen der US-Band mehr (nur ein paar Live-Alben und Compilations). Letztes Jahr dann erschien plötzlich die EP Happy New Year, gefolgt von dieser Comeback-LP. Manchmal wenig zwingend, aber im Großen und Ganzen annehmbar!

http://www.vfemmes.com/

 

Jeff Buckley – You And I      

VÖ: 11.03.2016

Label: Columbia

Genre:  Folk-/Alternative-Rock

Letztens, im Zusammenhang mit der Besprechung von Jochen Distelmeyers Coveralbum wurden ja an dieser Stelle Tori Amos und Johnny Cash als repräsentative Beispiele für herausragende Neuinterpretationskünstler aufgeführt. Natürlich ist es fast schon kriminell, dabei einen Interpreten nicht zu erwähnen: Jeff Buckley! In vielen Fällen sind seine Versionen den jeweiligen Originalen ebenbürtig oder schlicht besser als sie. Natürlich ist da Hallelujah zu nennen, aber auch auf You And I sind einige Stücke versammelt, die das belegen. Es ist unglaublich, was der leider viel zu früh verstorbene Buckley mit seiner unvergleichlichen Gesangs-, Instrumental- und Improvisationskunst aus den Songs – von Künstlern, die den unterschiedlichsten Genres zuzuordnen sind (The Smiths, Sly & The Family Stone, Led Zeppelin, Bob Dylan u.a.)  – herausgeholt hat. Zwei Eigenkompositionen befinden sich ebenso darauf, u.a. eine frühe Studioversion des Titelstücks aus dem Meisterwerk Grace. Äußerst stil- und respektvoll!

http://jeffbuckley.com/

 

JEFF BUCKLEY „I know it’s over“ from Eloi Molí on Vimeo.

 

L’aupaire – Flowers

VÖ: 11.03.2016

Label: Virgin

Genre: Indie-Pop / Folk

Wenn in Print- und Onlinemagazinen, Blogs oder im Rundfunk verschiedene Künstler und Bands gefeiert werden und ihr Auftreten, ihre Musik mit unterschiedlichen etablierten Interpreten aus der Pop/Rock-Historie  verglichen wird, ist dies bekanntlich nicht gleichbedeutend damit, dass der Hype immer gerechtfertigt ist. Manchmal wäre es vielleicht günstiger, etwas abzuwarten (gilt natürlich auch für hicemusic!). Der Gießener Robert Laupert alias L’aupaire allerdings, der 2014 mit der EP Rollercoaster Girl erstmals auf sich aufmerksam machte, vielbeachtete Shows gespielt hat (u.a. in den USA) und ein paar Songs produzierte, die im Vorfeld des ersten Studioalbums schon im Radio zu hören waren, hat (höchstwahrscheinlich) das öffentliche Lob verdient. Klanglich erinnert die Musik schon an beliebte Bands wie Mumford & Sons oder Of Monsters And Men, aber insbesondere in gesanglicher Hinsicht überzeugt L’aupaire (weitgehend) durch Individualität und Einfallsreichtum. Macht schon Laune!

http://www.laupaire.com/

 

 

Iggy Pop – Post Pop Depression   

VÖ: 18.03.2016

Label: Caroline

Genre: Garage-/Hard-Rock

Iggy Pops Verdienste um die Rockmusik braucht man an dieser Stelle nicht detaillierter ausführen. Ist ja eh klar, dass er immens wichtig war/ist, egal ob als Frontmann der Stooges oder in Solofunktion. Besondere Erwähnung verdient natürlich auch Josh Homme, der mit Kyuss sowie den Queens Of The Stone Age dem Rock der 1990er und 2000er Jahre den Stempel aufgedrückt hat und mit weiteren guten Bands (Eagles Of Death Metal z.B.), anderweitigen Kollaborationen sowie Produzentenjobs in Erscheinung getreten ist.  Nun haben beide Größen – unterstützt von Dean Fertita (Queens Of The Stone Age) und Matt Helders (Arctic Monkeys) – gemeinsam ein Album aufgenommen (das offiziell als siebzehnte Soloarbeit Pops gezählt wird). Unter dem Eindruck jüngster Ereignisse, welche die Mitglieder verarbeiten mussten (Attentat im Bataclan, Tod David Bowies u.a.), ist ihnen ein abwechslungsreiches Album gelungen, das kraftvolle Songs und einen gut aufgelegten Pop bereithält.

http://iggypop.com/

 

 

Primal Scream – Chaosmosis

VÖ: 18.03.2016

Label: Ignition

Genre: Synthie-Pop/Indie-Rock

Die schottische Formation gibt es schon seit 1982. In dem Jahrzehnt ihrer Gründung waren sie Teil der britischen Twee-Pop-Szene, als ihr Song Velocity Girl auf der einflussreichen, das Genre definierenden NME-Compilation C86  aufgeführt wurde. Sänger Bobby Gillespie war allerdings unzufrieden mit dem Sound der Band, auch die Kritiker äußerten sich wenig begeistert über die ersten beiden Alben. Primal Scream versuchte zu krampfhaft, großen Vorbildern wie den Rolling Stones, MC5 oder The Stooges nachzueifern. Die Neuorientierung Richtung Acid House auf dem Meilenstein Screamadelica brachte dann aber den verdienten Durchbruch. Seitdem wechselt das Klangbild der Band regelmäßig zwischen Rock und Dance-Elementen bzw. kombiniert diese, mal mehr (z.B. auf XTRMNTR), mal eher weniger wirkungsvoll (z.B. auf Riot City Blues). Auf dem elften Studioalbum orientiert man sich nun an (Synthie-)Pop, Electronica und Alternative Rock. Funktioniert über weite Strecken richtig gut. Sehr zeitgemäß!

http://www.primalscream.net/

 

 

 

Underworld – Barbara Barbara, We Face A Shining Future

VÖ: 18.03.2016

Label: Caroline

Genre: Progressive House / Experimental

Es sind ein paar Parallelen zu den oben besprochenen britischen Kollegen Primal Scream festzustellen. Natürlich ist der Sound von Underworld noch viel mehr von härteren Electronica-Elementen bestimmt, aber in Bezug auf die Bio- bzw. Diskografie gibt es ähnliche Entwicklungen. Karl Hyde und Rick Smith veröffentlichten Ende der 1980er Jahre– nachdem sie in der Band Freur aktiv waren – zwei Alben unter dem neuen Namen, die von der Kritik mäßig bis sehr schlecht aufgenommen wurden. Die Band trennte sich danach sogar kurzzeitig, sie hatte nur noch eine Zukunft, weil man sich vom Rock abwandte, um progressive Dance-Sounds zu produzieren. Der Rest ist Geschichte, zwei Meisterwerke wurden Mitte der 1990er Jahre veröffentlicht und ein Riesensong wird wohl ewig in Erinnerung bleiben: Born Slippy .NUXX, durch seine Verwendung in Danny Boyles grandiosem Trainspotting. Album Nummer 9 kann dieses Niveau abermals nicht erreichen, ist aber dennoch klasse. Die Single I Exhale beispielsweise ist brillant!

P.S.: Der Titel des Albums geht wohl auf eine Aussage von Rick Smiths Vater zurück. Dieser lag im Sterben und soll dies zu seiner Frau gesagt haben, damit sie sich keine Sorgen über die Zukunft macht.

Official website

 

The Range – Potential

VÖ: 25.03.2016

Label: Domino

Genre: Electronica / Hip-Hop / Grime

Der 27-jährige Electro-Produzent James Hinton aus Stroudsburg, Pennsylvania, hat sich schon zu Jugendzeiten stark für die musikalische Kombination aus Electronica und der Spät-80er-Stilrichtung Baltimore Club – wiederum eine Kreuzung aus Hip-Hop und diversen House-Richtungen – interessiert. Es passt auch, dass er sich während seines Studiums den mathematisch-naturwissenschaftlichen Wissensgebieten widmete, die seit jeher tief in seinem Sound verankert sind. Komplex-ambitionierte, zumeist verträumte, von Electronica-Elementen dominierte Klanglandschaften sind das Resultat, die mit Vocal-Samples unterfüttert werden. Diese stammen wiederum von unbekannten Interpreten, die ihre Videos auf You-Tube hochgeladen haben und denen The Range zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen möchte, indem er ihre Stimmen in einen neuen musikalischen Kontext verpflanzt. Der Vergleich, der mit Enos und Byrns My Life In TheBush Of Ghosts gezogen wurde, passt. Beeindruckend!

http://www.therange.us/

 

The Thermals – We Disappear

VÖ: 25.03.2016

Label: Saddle Creek

Genre: Indie-/Punk-Rock

Man muss es ja wirklich so sagen: wenn Chris Walla, Ex-Mitglied von Death Cab For Cutie, für die Produktion der Alben von The Thermals verantwortlich war, wurde dies im kraftvollen Sound wiedergespiegelt. Nichts gegen John Congleton, Brendan Canty oder John Agnello, die alle einmal hinter den Reglern während einer LP-Aufnahme der Band aus Portland saßen, aber wirklich Eindruck haben doch vor allem die Frühwerke zu Sub Pop-Zeiten hinterlassen, das Debüt More Parts Per Million (2003) und Fuckin A (2004), beide von besagtem Walla betreut. Okay, es gab ja ein weiteres Album für das er die Produktion übernahm, das 2010er Personal Life, das insgesamt nicht mehr ganz so überzeugend ausfiel, aber seine Handschrift war weiterhin im Klangbild erkennbar. Man wirft der Band ja gerne vor, soundtechnisch nicht mehr sonderlich originell zu sein. Das neue, von Walla produzierte Werk hält jedoch auch dank ihm ein paar schöne Ausnahmen bereit. Nicht durchgehend überzeugend, aber okay!

http://www.thethermals.com/

 

White Denim – Stiff

VÖ: 25.03.2016

Label: Downtown

Genre: Indie-/Psychedelic-/Southern-Rock

Mit der texanischen Formation White Denim verhält es sich ein wenig wie mit Bands à la Wolfmother. Sie sind musikalisch handwerklich versiert, machen oft unheimlich viel Spaß, frönen einem Sound, der seine größten Zeiten in der Vergangenheit hatte, vergessen dabei aber nicht die gegenwärtigen Entwicklungen. Wobei, letzteres gelingt nicht immer. Es gibt immer wieder Songs, die einen richtig guten Eindruck hinterlassen. Allerdings in manchen Fällen scheint es mittlerweile so, als wollten manche Musiker Simon Reynolds Ausführungen aus seinem Buch Retromania: Warum Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen kann bestätigen, der den gegenwärtigen Bands ja unter anderem ästhetischen Stillstand vorwarf. White Denim präsentiert auf Stiff allerdings mehrheitlich richtig guten, souligen, funky Psychedelic- und Southern-Rock – wie in Ha Ha Ha Ha (Yeah). Nicht immer sind die Melodien memorabel (ihre „Schwäche“), zum Ende hin ein wenig beliebig, jedoch ist ein Gegenwartsbezug erkennbar. Gut so!

http://www.whitedenimmusic.com/

 

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