James Blake – Playing Robots Into Heaven

VÖ: 08.09.2023

Label: Republic

Genre: Electronica / Experimental / Dance

„Party Zone“ / Chill Out Zone“- Reloaded, Part 1: Im September gibt es ein paar Platten, die mich mit ihren musikalischen Strukturen sehr an die Sounds der 1990er und frühen 2000er Jahre erinnern. Seit ein paar Monaten verfolge ich nämlich – wenn es mir möglich ist – die alten Electro-Ambient-Sendungen, die der (ehemalige) Musik-Sender MTV im Nachtprogramm von Freitag auf Samstag wiederholt. Ich werde da immer unheimlich nostalgisch, wenn die alten Video-Klassiker zu sehen sind, die tatsächlich auch mit bewegten Bildern „neuerer“ Tracks – d.h. aus den 2010er und 2020er Jahren – ergänzt werden. Da höre ich den erwähnten Platten des Septembers genau zu, da durchaus Verbindungen zu den Videos der „alten Tage“ geweckt werden. James Blake, der ja mittlerweile einer der angesagtesten Produzenten und Feature-Gäste ist (Beyoncé, Rosalía, Jay-Z, Frank Ocean, Kendrick Lamar etc.) und sicherlich einiges dazu beigetragen hat, dass diese Künstler*innen spannendere innovativere Sounds zu präsentieren hatten, findet sich mit seinem neuen Werk unter diesen erwähnten Platten. Schön ist, dass der 35-Jährige auch für seine eigenen Werke weiterhin viel Detailarbeit investiert und einen unheimlich großen Ideenreichtum offenbart. Zwei Jahre nach Friends That Break Your Heart, auf dem sich mehr dem souligen Tönen gewidmet wurde, geht es nun wieder mehr in die – Post-Dubstep verwurzelte – Experimental-Electro-Schiene der frühen Tage. Und wie beeindruckend dies umgesetzt wird! Denn es werden die verschiedensten Stilmittel eingebracht und mit- sowie gegeneinander zusammengeführt und ausgespielt, z.B. Loops, Vocal-Samples sowie Ragga-, Trap- sowie Minimal-/Tropical-, aber eben auch Balearic-House-Elemente. Daher wahrscheinlich die Assoziationen mit besagten MTV-Sendungen. Der melodiöse Soul, R&B und Pop wird ebenfalls nicht vergessen. Das Resultat ist nicht weniger als einer der in meinen Augen bzw. Ohren besten Platten des Jahres. James Blake, Du bist ein Genie!

Note: 1,7

https://www.jamesblakemusic.com/

      

                 

Blur – The Ballad Of Darren

VÖ: 21.07.2023

Label: Warner

Genre: Indie-/Alternative-/Art-Rock / (Baroque-/Lounge-)Pop

Unglaublich, jetzt ist das damalige Comeback-Album The Magic Whip auch schon wieder acht Jahre alt! Für mich ist es in der Nachbetrachtung weiterhin äußerst gelungen, ohne die Wucht der Werke der 90er– und frühen 2000er Jahre zu erreichen. Die Platte war allerdings vor allem spannend, weil hier die Stärken zur Geltung kamen, die vor allem die Formationen und Nebenprojekte – und Verarbeitung damit verbundener Eindrücke und Erlebnisse – der Mitglieder um Damon Albarn ausgemacht haben. Damit meine ich sicherlich nicht nur die Gorillaz! Seit der Veröffentlichung von The Magic Whip ist ja nun wirklich auch wieder einiges passiert. Was zeichnet nun folglich das neue Werk The Ballad Of Darren aus? Nun, die britische Band musiziert wahrscheinlich nicht mehr, um zuvorderst Innovationen zu bieten, zumindest nicht mehr in dem umfangreichen Maße wie in den Hochzeiten. Aber wer erwartet das ernsthaft? Es reicht schon aus, wenn man es so raffiniert umsetzt wie hier. Denn eines beherrschen Blur wie kaum sonst jemand: das Songwriting. Großartige Arrangements, wundervoll-hymnenhafte Melodien (ein bisschen im Stil der letzten beiden Arctic Monkeys-Alben) und hintergründige Texte (vor allem über die Herausforderungen des Menschen in der heutigen Zeit), so dass man wiederum sagen könnte, dass die innovativen Ideen keineswegs ausgegangen sind. Großen Eindruck hinterlassen sie immer noch, was mit fantastischen Songs wie The Narcissist – für mich schon jetzt einer der besten Songs dieses Jahres – unter Beweis gestellt wird. Blur sind einfach immer noch bewundernswert!

Note: 2,0    

https://www.blur.co.uk/

  

Bonobo – Fragments

VÖ: 14.01.2022

Label: Ninja Tune

Genre: Ambient / Electronica

Simon Green ist seit 1999 als Bonobo aktiv. Seine Sounds im Spannungsfeld von Electronica, New Jazz, Downtempo und den Ausläufern des Trip-Hop passten ja perfekt in die Zeit der Jahrtausendwende und damit wohl auch in das Schema des grandiosen Labels Ninja Tune. Bis in die Mitte der 2000er Jahre öffnete der Brite seine Klänge den Einflüssen aus Jazz und World, und zeigte damit auch das Gespür für die modernen Trends in Ambient und Electronica. Die musikalische Qualität der Alben schwankte noch ein wenig – zumindest den damaligen Kritiken zufolge -, doch spätestens mit dem absolut vielseitig gestalteten Black Sands (2010) konnte Bonobo auf sich aufmerksam machen. Die folgenden Werke The North Borders (2013) und Migration (2017) waren ebenfalls richtig klasse, erneut mit Varianten im Klangbild. Ich muss auch zugeben, dass ich erst in den 2010er Jahren mich ausführlicher mit der Musik des Künstlers auseinandergesetzt habe und sie insbesondere wegen dieser – nun ja – „entspannten Aufgeregtheit“, einem poppigen Ansatz, den Spannungsbögen und der Bereitschaft, das Unkonventionelle im Ambient zu verankern, geschätzt habe. Nun hat das neue, nach einer halben Dekade veröffentlichte Album Fragments, das nach wie vor auf Ninja Tune erscheint, zu höchst unterschiedlichen Reaktionen geführt, was ich ehrlich gesagt verstehen kann. Denn das Werk beginnt wirklich stark mit ausgeklügelten, bunt ausgestalteten Klangstrukturen, doch zum Ende geht für mich auch der Drive etwas verloren. Das ist als nicht so schlimm zu erachten, wie es in so manchen negativen Reviews zu lesen ist, aber es ist halt auch ein klein wenig enttäuschend angesichts des hohen Niveaus und der Abenteuerlust der Vorgänger. Andererseits traue ich Fragments auch noch Entwicklungspotential zu. Bin ehrlich gesagt noch verunsichert. Wie geht es euch? Seid ihr begeistert, zufrieden oder ernüchtert vom Album? Ich bin gespannt auf eure Reaktionen 😊

Note: 2,7 (vorerst)  

https://bonobomusic.com/

         

Courtney Barnett – Things Take Time, Take Time

VÖ: 12.11.2021

Label: Marathon Artists

Genre: Indie-/Alternative Rock

Die Sparte „Kontrovers“ habe ich vor einigen Jahren ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass ich nicht immer der gleichen oder ähnlichen Meinung von Kritiker/innen aus Fachzeitschriften, Online-Magazinen und anderen Medien bin. Das Abfeiern oder das Abwerten von Alben kann ich nicht grundsätzlich nachvollziehen. Da gab es ja schon einige Beispiele. Andererseits habe ich es oft schon gehabt, dass ich schon ähnlicher Meinung war, ich ebenfalls positive Ansichten über ein Werk vertreten habe. Meistens war von einem Meisterstreich die Rede, aber ich war noch nicht vollauf begeistert. Nun, jetzt angesichts des Erscheinens von Things Take Time, Take Time, dem neuen Album der gefeierten australischen Künstlerin Courtney Barnett, ergibt sich noch eine weitere Ausgangslage. Denn die Kritiken – zumindest in deutschen Medien – sind größtenteils noch etwas verhalten, was angesichts der Reaktionen, die es auf die Vorgänger gab, mich schon etwas verwundert. Jammern auf hohem Niveau sozusagen! Es liegt wohl daran, dass ich das Werk richtig klasse finde. Nein, es ist kein Meisterwerk, aber ich bin da im Vergleich zu manchen Kritiker/innen doch schon begeisterter. Es gibt erneut wieder spannende als auch entspannte Perspektiven auf das Alltagsleben, mit Humor und textlichen Feinheiten kombiniert. Die Songs haben direkt ihre Wirkung bei mir erzielt, weil mir ebenfalls der musikalische Aufbau mit originell-lässigen Melodie- und Harmoniestrukturen (wie in Rae Street, Turning Green oder Write A List Of Things To Look Forward To) zusagt. Nein, Things Take Time, Take Time ist wie bereits erwähnt auch in meinen Augen kein Meisterwerk, jedoch schon ein weiteres sehr gutes Album in der eindrucksvollen Diskografie der charismatischen Sängerin, oder nicht? Was sagt ihr zu der Platte? Auf eure Meinungen bin ich gespannt!

Note: 2,0

https://courtneybarnett.com.au/

James Blake – Friends That Break Your Heart

VÖ: 08.10.2021

Label: Republic

Genre: Soul / R&B / Pop / Electronica

Auf dem vor knapp einem Jahr veröffentlichten Covers hatte es sich angedeutet, dass die Electronica-Elemente zugunsten der Soul-/Pop-/R&B-Klänge reduziert werden. Letztere kann der 33-jährige Londoner ohne Zweifel ebenfalls fantastisch umsetzen, allein durch die Präsenz seiner Stimme. Nun gut, Electronica-Sounds sind nicht gänzlich verschwunden, auch wenn wahrlich die Post-Dubsteb-Zeiten, die er so raffiniert und genial mit seinem unverwechselbaren gleichnamigen Debüt eingeläutet hat, der Vergangenheit angehören. Es ist ja auch zehn Jahre danach ziemlich klar, dass dieser „basslastige“ Elektro-Soul-Pop ein paar Veränderungen bedarf. Andererseits wäre es seltsam, wenn James Blake nicht mehr innovative Soundforschungen betreiben würde. So war es ja auch so, dass einige – ebenfalls namhafte – Künstler/innen auf seine Produktions-Skills gesetzt haben, und das sicherlich nicht ohne Grund! Auf Assume Form  (2019) deutete es sich an, dass neue Töne angeschlagen werden, die sicherlich von den Produzenten-Jobs beeinflusst waren. Allerdings meiner Meinung nach nicht zum Nachteil, größere Präsenz in der Öffentlichkeit und mehr Pop-Elemente im Sound könnten ja auch nicht immer zum Vorteil sein. Klar, vielleicht war die Innovationskraft der frühen Tage nicht ganz erreicht, aber dennoch gingen von dem Künstler weiterhin wichtige Impulse im Spannungsfeld von Pop/Soul/R&B/Electronica aus. Jetzt wo Friends That Break Your Heart erschienen ist und die Kritiken – für James Blake-Verhältnisse – noch einigermaßen zurückhaltend ausfallen – stellt sich für mich die Frage: wie gut ist dieses Album wirklich? Ich finde, dass die Fokussierung auf Soul/R&B, der immer wieder mit anderen Elementen aus anderen Genres gewürzt wird, irgendwie dennoch spannend bleibt. Blake singt erneut vornehmlich über seine Gefühlswelten, in gewohnt ehrlicher und direkter Form. Dabei springen wieder einige tolle Songs heraus, wie z.B. Say What You Will, I’m So Blessed You’re Mine oder Foot Forward. Also, ich finde das Werk wieder gut, auch wenn es den Vergleich mit einigen Vorgängern – geschweige denn dem Debüt – nicht ganz standzuhalten scheint. Wie ergeht es euch mit dem Album? Seid ihr auch begeistert oder eher ernüchtert? Auf eure Meinungen bin ich gespannt!

Note: 2,3 (mit Potential nach oben)    

https://www.jamesblakemusic.com/   

Blur – Parklife / Oasis – (What’s The Story) Morning Glory?

Blur – Parklife

VÖ: 25.04.1994

Label: Parlophone

Genre: Britpop / Alternative-/Indie-Rock


Oasis – (What’s The Story) Morning Glory?

VÖ: 02.10.1995

Label: Big Brother

Genre: Britpop / (Alternative-)Rock


Ich möchte jetzt nach über 25 Jahren hier nicht noch einmal den „Battle Of Britpop“ in allen Details ausbreiten, der ja von der Presse damals heraufbeschworen wurde und als „(…) the greatest pop rivalry since the days of the Beatles and the Stones“ bezeichnet und behandelt wurde. Natürlich lässt sich eine Frage, welche der beiden Bands die bessere ist, schon vor allem aus subjektiver Perspektive heraus beantworten, doch muss das wirklich sein?!? Denn ähnlich wie bei den Beatles und den Rolling Stones ist doch eigentlich kaum zu bezweifeln, dass beide Gruppen unheimlich wichtig sind. Sowohl Blur als auch Oasis haben großartige Werke und Songs geschrieben und den Pop und Rock revolutioniert  – und somit eben nicht „nur“ den Britpop der Zeit. Dieser gab den Musikfans ab den frühen 1990er Jahren das Gefühl, dass essenzielle Bestandteile verschiedenster Sounds und damit zusammenhängender Lebenseinstellungen und Botschaften aus 30 Jahren Pop und Rock – eben auch von den genannten Beatles und den Rolling Stones, aber auch anderen Formationen der Jahrzehnte zuvor (vor allem der Modbands der 1960er Jahre sowie des 1980er Indie-Rocks), und mit dem „Modfather“ Paul Weller als treibende Kraft des Genres – wieder eine Renaissance erleben durften. Mit einem britischen Anstrich versehen und als Ausdruck eines Lebensgefühls. Natürlich wären für diese Musikrichtung auch noch andere Bands zu nennen, natürlich Suede und Pulp, aber auch zum Beispiel Manic Street Preachers, The Verve, Supergrass, Ocean Colour Scene, Ash, Kula Shaker, manche sagen ja auch Radiohead etc., doch insbesondere Blur und Oasis haben wahrscheinlich nicht nur bei mir diesen großen Eindruck hinterlassen, und das nicht nur wegen ihres kommerziellen Erfolgs damals. Welche(r) Tonträge(r) mit welchem/n Song(s) das dann genau ist/sind, da kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Der „Battle Of Britpop“ ist ja im Zuge der Veröffentlichung der beiden Singles – Blurs Country House aus dem Album The Great Escape und Oasis‘ Roll With It aus (What’s The Story) Morning Glory?, die beide 1995 erschienen – entstanden. Dabei hatten beide Gruppen schon vorher geniale Werke veröffentlicht. Blur legte mit Leisure 1991 allerdings noch ein kommerziell nicht sonderlich erfolgreiches und von der Kritik wenig begeistert aufgenommenes, zum Beispiel Shoegaze und Madchester-Sounds kombinierendes Debüt vor. Doch mit Modern Life Is Rubbish (1993) wurde der Britpop eindrucksvoll von den Londonern eingeleitet. Mit Parklife ein Jahr später setzten sie einen qualitativ hohen Standard, der die grundlegenden Zutaten des Genres pointiert und musikalisch kraftvoll zum Ausdruck brachte. Großartige Songs wie Girls & Boys, der Titelsong, End Of A Century oder This Is A Low, ich persönlich liebe auch Tracy Jacks! Die Kommentare zu den sozialpolitischen Verhältnissen in stark geschriebenen Texten, die vor allem mit viel Humor und Spaß glänzten. Dann die musikalische Offenheit gegenüber den verschiedensten Stilrichtungen (hier unter anderem Punk, Psychedelia, Synthie Pop und Walzer). Später ging das ja bei Blur auch nach dem Britpop weiter, mit großartigen Leistungen auf Alben wie auf Blur (1997), 13 (1999)  oder Think Tank (2003). Parklife habe ich damals von einem Freund auf CD geschenkt bekommen, zusammen mit Leisure und Modern Life Is Rubbish. Das hier besprochene Werk ist bei aller Wertschätzung des letztgenannten das einzige, was ich auch heute noch regelmäßig höre. Großartig! Apropos großartig, das sind auch noch immer die beiden ersten Alben von Oasis, die ebenfalls fantastische Texte (von Noel Gallagher) und vielseitige, im positiven Sinne großspurige Musik (aus unter anderem Punk, Psychedelia) boten. Definitely Maybe (1994) mit Hammer-Songs wie Supersonic oder Live Forever war das kommerziell erfolgreichste Debüt aller Zeiten in Großbritannien. Dem wurde nur ein Jahr später der nicht minder fantastische Nachfolger (What’s The Story) Morning Glory? hinzugefügt, mit diesen auch heute noch von allen zurecht angestimmten Hymnen wie Wonderwall oder Don’t Look Back In Anger! Ich persönlich schätze das Zweitwerk sogar noch mehr, habe es in den über 25 Jahren so unglaublich viel gehört. Ich erinnere mich auch, wie wir das Album im Party-Keller eines Freundes – jährlich zu dessen Geburtstag – aufgelegt und die Hymnen feierlich mitgesungen haben! So gut waren die Jungs aus Manchester um die so oft zerstrittenen Gallagher-Brüder danach nicht wieder! Doch Oasis und Blur haben mich mit ihren Genre-Werken gleichfalls begeistert, Britpop at its best, das nun wirklich keinen „Battle“ nötig hat!    

Beide Werke, Parklife und (What’s The Story) Morning Glory?           

Note: 1,0

https://www.blur.co.uk/

https://www.oasisinet.com/#!/home


Blur – Parklife


Oasis – (What’s The Story) Morning Glory?

Beastie Boys – Hello Nasty

VÖ: 14.07.1998

Label: Capitol

Genre: Hip-Hop / Rap-Rock

Das war dann doch etwas kurios! Die damalige Freundin eines Freundes von mir hatte eher einen – nun ja – eher „gewöhnungsbedürftigen“ Musikgeschmack. Als ich einmal mit den Beiden im Auto unterwegs war, ertönten da doch tatsächlich Klänge von Mickie Krause, Jürgen Drews etc. Ist jetzt zugegebenermaßen nicht unbedingt meine Lieblingsmusik! Der Freund sagte daraufhin nur sowas wie: „Naja, aber sonst ist meine Freundin schon echt cool!“…Auf jeden Fall war ich damals in der gemeinsamen Wohnung der Beiden und schaute mir die Musik-Sammlung an. War da schon auf einiges gefasst, wurde zugegebenermaßen auch nicht „enttäuscht“, doch da entdeckte ich doch ein paar Schätze darunter, unter anderem eine wirklich tolle Single von Blumfeld – Graue Wolken (das auf dem tollen 2001er-Album Die Diktatur der Angepassten zu finden ist) – und eine weitere Platte:  Und das war eben eine, die mich aus vielerlei Gründen zum Staunen brachte. Unter anderem fragte ich mich: „Was macht das Album unter all den Mickie-Krausigen Tonträgern?“ Vor allem: „Waaas, die Beastie Boys haben mal Hardcore-Punk gemacht?“ Dieser Fakt war mir bis dahin verborgen geblieben. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie der Titelträger betitelt war (die 1982er-Harcore-Punk-EP Polly Wog Stew ist meines Wissens nach nicht mehr erhältlich). Wahrscheinlich war es eine Compilation. Für mich waren aber die Beastie Boys aus New York immer eine klare Hip-Hop Formation, die diesem Genre und in dem Sinne dem Rap-Rock entscheidende kreative Impulse gegeben hat und einige – mindestens fünf – unvergleichliche Meisterwerke vorgelegt haben. Da wären natürlich Licensed To Ill (1986), Paul’s Boutique (1989) und Ill Communication (1994) – letzteres mit dem legendären Sabotage (und dem zugehörigen grandiosen Spike Jonze – Video)! Und die beiden Tonträger, mit denen ich persönliche Erinnerungen verbinde. Check Your Head (1992) hätte ich hier an dieser Stelle auf jeden Fall erwähnen können. Mein Vater schenkte mr damals eine CD zum Geburtstag und ich hörte sie bis zum Umfallen! Was für ein sagenhaft gutes Werk! Apropos, bis zum Umfallen hören: mit einem Album von den Beastie Boys verbinde ich noch mehr Erinnerungen. Ich nahm es damals mit auf eine Klassenfahrt und es wurde so oft in den Spieler eingelegt, dass sie nachher total zerkratzt war. Es handelt sich um das 1998er-Werk Hello Nasty! Hier kommen die unterschiedlichsten Klänge, Beats, Melodien und Samples (eine wahre Fundgrube!) zusammen, die meisterhaft kombiniert und gewohnt grandios mit den Raps von Mike D, dem 2012 verstorbenen MCA (R.I.P.; nach seinem Tod löste sich die Band auf) und Ad-Rock unterlegt werden. Dazu dann die ganzen Mitwirkenden wie Money Mark, Mix Master Mike, Biz Markie  oder Lee „Scratch“ Perry! Unvergesslich ist – bestimmt nicht nur – für mich das Godzilla-artige Roboter-Video zum meisterhaften Intergalactic (das meiner Tante allerdings überhaupt nicht gefiel, die den von ihr gehörten Song in einem Telefonat mit Jemanden damals als „grauenhafte Musik“ betitelte)! Ach, da gibt es so Vieles! Für mich gerade aus sentimentalen und nostalgischen Gründen meine Lieblingsplatte der New Yorker! Die Beastie Boys waren grandios und es wirklich schade, dass es sie nicht mehr gibt! Aber die Musik bleibt uns! Zum Glück!

Note: 1,0

https://beastieboys.com/

Black Country, New Road – For The First Time

VÖ: 05.02.2021

Label: Ninja Tune

Genre: Post-Punk / Experimental-Rock

Post-Punk ist auch im Jahr 2021 weiterhin angesagt, hier bei hicemusic wurde darüber berichtet. Einige vielversprechende oder längst etablierte Bands, vornehmlich aus Großbritannien, nehmen mit ihren Werken Stellung zu sozialpolitischen Themen und geben ihrer Wut auf verschiedene Weise Ausdruck. Wenn dann noch eine Veröffentlichung über eines meiner liebsten Labels auf den Markt geworfen wird, werde ich natürlich erst recht hellhörig, unabhängig von den ohnehin schon vielen Lobeshymnen, die von vielen Kritiker/innen derzeit angestimmt werden. Bei Ninja Tune, auf dem seit jetzt schon 30 Jahren Musik aus dem (experimental-)elektronischen Bereich und dem Hip-Hop veröffentlicht wird, ist man halt immer mal für Überraschungen gut, darüber hinaus in die Weiten verschiedenster Stilrichtungen zu schauen. Black Country, New Road ist eine seit 2018 bestehende Formation aus London, die bereits im Vorfeld schon spannende Singles aufgeboten hat. Die nun vorliegende Debüt-Studio-LP – passend For The First Time betitelt – ist nicht nur musikalisch unheimlich breit aufgestellt und bietet progressive, straighte Ausflüge in Punk, Experimental-/Post-Rock und Jazz, sondern ist auch thematisch universell. Das Septett, dem unter anderem Tyler Hyde, Tochter von Karl Hyde (Underworld), angehört – offenbart eine äußerst direkte, sarkastische Herangehensweise, wenn es sich mit sozialer Ungleichheit und den Problemen der heutigen Jugend auseinandersetzt. Da kann es durchaus sehr persönlich werden! Ich kann nur sagen: der Hype ist total gerechtfertigt! Fragt sich nur, wie gut For The First Time wirklich ist. Für mich schon jetzt ein Hammer! Man nehme nur Opus, in dem unter anderem Strukturen des Balkan-Pop grandios eingearbeitet sind!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://blackcountrynewroad.com/

Bicep – Isles

VÖ: 22.01.2021

Label: Ninja Tune

Genre: Electronica

Da habe ich mich schon ziemlich geärgert damals, als mir dieses phänomenale selbstbetitelte Debüt (2017) des nordirischen Duos Bicep durch die Lappen gegangen ist (immerhin war es mir eine „besondere Erwähnung“ in den Jahreslisten damals wert). Und nicht nur das, auch die ganzen Veröffentlichungen in Form von EPs und Singles vorher, die sie seit 2010 herausbrachten, habe ich ignoriert. Komisch, denn einerseits handelt es sich genau um jene Form elektronischer Musik, die mir gemeinhin zusagt, und andererseits erschien die Musik seit 2017 bei einem meiner liebsten Labels, nämlich Ninja Tune. Immer wieder gab es höchst spannende Ausflüge in die unterschiedlichen Bereiche der Electronica, egal ob Chicago-House, Detroit-/Italo-Disco oder Mid-/Late 90’s-Electro-Stile, gemixt mit Ambient sowie psychedelischen und rhythmisch komplexen Strukturen/Texturen. Aber immerhin, jetzt das zweite Studio-Album ist mir mal nicht entgangen, ging ja auch kaum nach dem besagten Debüt! Nun: jetzt ist es so, dass die Kritiken nicht einhellig positiv sind, es gibt auch durchaus Bewertungen, in denen es im mittleren Segment angesiedelt ist. Selbst ich habe etwas erlebt, was sich in dieser Form schon lange nicht mehr hatte, ich habe meine Meinung komplett geändert! War ich nach den ersten Hördurchläufen eher desinteressiert, bin ich innerhalb von ca. einer Woche plötzlich überaus überzeugt von Isles, und frage mich, wie ich mal anderer Meinung sein konnte! Atmosphärisch dichte, charakterlich vielseitige Klänge, die den Hörer wieder in die ruhmreiche Vergangenheit der Electro-Musik – u.a. ambitionierte 90er-Sounds der Warp-Schule, Dubstep und Rave – zurückführen. Ich finde es richtig gut! Aber was sagt ihr zu dem Album? Auf eure Meinungen bin ich sehr gespannt 😊

Note: 2,0

https://bicepmusic.com/

Brandão, Faber, Hunger – Ich liebe Dich

VÖ: 11.12.2020

Label: Two Gentlemen

Genre: Folk / Indie-Pop

Geht einmal bitte in euch und denkt an ein von allen Kritikern geliebtes Album, das euch beim besten Willen nicht gefallen möchte oder zumindest nicht so zusagt wie ihr es euch wünschen würdet. Bei den wirklich „großen Platten“ ist das ja manchmal gar nicht so schwer. Denn auch wenn unter Umständen die musikalische Klasse nicht abzustreiten ist, so spielt ja natürlich das individuelle Geschmacksempfinden, also das Subjektive, eine Rolle. Mir beispielsweise geht es so, dass ich – no offence – nicht mit den Songs von Leonard Cohen – abgesehen von Hallelujah – warm werde. Nun gut, da wird euch sicherlich auch der/die ein(e) oder andere Musiker/in einfallen. Wie ist das dann bei den Platten, die noch nicht so den „Klassiker“-Status aufweisen, die aber von Kritiker/innen über alle Maße geliebt oder zumindest äußerst lobend erwähnt werden? Kommen wir in diesem Zusammenhang auf Ich liebe Dich, die schweizerische Gemeinschaftsarbeit von Sophie Hunger, Faber und Dino Brandão (sonst in der Formation Frank Powers, seit 2020 auch solo und in der Band Hungers aktiv) zu sprechen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich bin ein großer Bewunderer von den Arbeiten Hungers – erst dieses Jahr hat sie mit Halluzinationen ein exzellentes Album veröffentlicht. Fabers Musik ist ebenfalls toll und schön individuell gehalten (mit oft klar formulierten Statements zu sozialpolitischen Themen). Okay, mit der Musik von Brandão müsste ich mich ohnehin mehr befassen. Aber: bei dem Gemeinschaftswerk haben wir es bei mir mit dem oben erwähnten Fall zu tun, dass ich trotz der überaus positiven Reaktionen der Musikkritik nicht mit in den Kanon der Lobeshymnen einstimmen kann – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Und das liegt selbstverständlich nicht daran, dass ich das schweizerdeutsch kaum verstehe. Auch nicht an den wirklich wundervoll abwechslungsreichen Instrumentationen oder den minimal gehaltenen Folk-Strukturen. Nein…ich weiß es einfach nicht genau, warum ich – mit Ausnahme des Songs Ich liebe Dich, Faber – nicht ganz warm werde mit dem Album. Doch ich bleibe noch ein bisschen zurückhaltend. Vielleicht wird das noch. Oder bin ich eh auf dem falschen Dampfer? Was haltet ihr von dem Werk? Auf eure Reaktionen bin ich gespannt!

Note: 2,7 (eventuell mit Potential nach oben)

https://www.facebook.com/dino.brandao.yo/

https://fabermusik.de

https://www.sophiehunger.com

 

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