Januar 2017

Bonobo – Migration

VÖ: 13.01.2017

Label: Ninja Tune

Genre: Electronica / Chillwave

Künstler wie Simon Green alias Bonobo haben unter Beweis gestellt, dass innerhalb der Genres Downtempo / Ambient immer noch Sounds zu hören sind, die nicht nach „Hintergrundgedudel“, „Fahrstuhlmusik“ klingen. Der 40-Jährige ist in der Lage, mit Hilfe vielfältiger Instrumentierungen imaginative Klangkunst zu erschaffen, die zwischen ruhigen als auch schwungvolleren Phasen eine raffinierte Balance findet, nachzuhören auf seinen bisherigen Veröffentlichungen (größtenteils auf dem immer noch fantastischen, renommierten Ninja Tune-Label), insbesondere Black Sands (2010) und The North Borders (2013). Das sechste Studioalbum bietet erneut Klänge, welche die Vorstellungskräfte des Hörers in Anspruch nehmen, ist mit einer ernsten Thematik versehen (wie am Titel zu erkennen ist), beschäftigt sich mit der Not vieler Flüchtlinge. Schon der Einstieg bietet Ambient im Stile Brian Enos, spannt den atmosphärischen Bogen zu weiteren klasse Songs wie Break Apart (mit Rhye) oder No Reason (mit Nick Murphy alias Chet Faker). Einen individuellen Charakter erhält die Musik durch die Offenheit für Sounds abseits des europäischen Kontinents und gekonnt eingesetzten Samples, z.B. in Kerala. Wie zu erwarten wunderbar!

Note: 2,0

http://www.bonobomusic.com/

 

 

The Flaming Lips – Oczy Mlody

VÖ: 13.01.2017

Label: Bella Union

Genre: Psychedelic- / Dream-Pop, Electronica

Überall ist nun zu lesen, dass die Flaming Lips wieder zu alter Form der Endneunziger-, The Soft Bulletin – Tage zurückgefunden hätten, was auf jeden Fall zu bestätigen ist, zumindest im Bereich des Möglichen liegt. Denn das was die Mannen um Wayne Coyne hier auftischen, lässt einen wirklich erstaunt zurück. Experimentell waren sie ja eigentlich schon immer, insbesondere nach oben erwähntem Meisterwerk von 1999 und dem ebenso fantastischen, drei Jahre später veröffentlichten Yoshimi Battles The Pink Robots haben die Flaming Lips sich an den unterschiedlichsten Sounds ausprobiert, die Möglichkeiten der Erarbeitung und Realisierung neuer Klangkonzepte stetig ausgeweitet. Die Abenteuerlust übertrug sich u.a. auf (Live-)Performances aller Art und Neubearbeitungen von klassischen Alben mit den „Fwends“ (u.a. Peaches, Miley Cyrus, Erykah Badu und Henry Rollins). Die Qualität schwankte stets ein wenig, der Schreiber dieser Zeilen konnte zumindest nicht jederzeit den Zugang zu der Musik der Band finden. Das neue Album gehört in seinen Augen aber zu den hochwertigen Vertretern, bietet eine feine Mischung aus nachdenklicheren Momenten sowie versponnener Psychedelia. Wirklich ein starkes Statement (dessen großes Potential sich bereits jetzt andeutet)!

Note: 2,0 (nach derzeitigem Stand)

http://flaminglips.warnerbrosrecords.com/OczyMlody/

 

 

Austra – Future Politics

VÖ: 20.01.2017

Label: Domino

Genre: Synthie Pop / Indietronica

Ganz schön beunruhigend, dass das dritte Album der kanadischen Band mit diesem vielsagenden Titel ausgerechnet an dem Tag erschienen ist, an dem Donald Trump vereidigt wurde, das Erscheinen des Tonträgers generell in eine Zeit fällt, in der sich die Menschen mehr denn je Sorgen um die weitere gesellschaftliche Entwicklung machen. Dabei sollen die Songs (zumindest ein Großteil davon) bereits vor den vielen politischen Ereignissen und Umbrüchen, die im letzten Jahr in die Wege geleitet wurden, entstanden sein. So oder so versuchen es Austra mit einem positiven Ansatz, einem Appell, sich für optimalere Bedingungen einzusetzen, den Ist-Zustand nicht einfach hinzunehmen. Musikalisch werden die politischen Texte – von Sängerin Katie Stelmanis gewohnt ausdrucksstark vorgetragen – von Synthies und elektronischen Spielereien begleitet, generell Sounds, die vornehmlich inspiriert sind von 1990er-Genrespielarten. Insbesondere der Anfang des Albums ist gelungen, zum Ende hin geht die Wirkung etwas verloren.

Note: 2,7

http://www.austramusic.com/

 

 

Cherry Glazerr – Apocalipstick

VÖ: 20.01.2017

Label: Secretly Canadian

Genre: Alternative-/Punk-Rock

Es gibt manchmal eben diese Bands, die auf ihren Platten Musik machen, die unheimlich viel Spaß macht, gerade weil bzw. obwohl sie nach dem ersten (gern auch oberflächlichen) Hören nicht unbedingt den Eindruck macht, als wäre man mit den höchsten Ansprüchen an die Produktion herangegangen. Andererseits kann man sich diesbezüglich auch täuschen, hinter manchen Veröffentlichungen steckt viel Arbeit, auch jenen mit Sounds, die sich bewährter Strukturen bedienen (da wäre beispielsweise das wundervolle selbstbetitelte Debüt von Wolfmother zu nennen). Bei Cherry Glazerr handelt es sich um ein Projekt um die vielseitige Künstlerin Clementine Creevy, das sich eindeutig die Riot Grrrl-Bewegung um Bikini Kill, Sleater-Kinney etc. zum Vorbild genommen hat. Originalität wird dadurch erzielt, dass man sich nicht ernst nimmt, trashige Passagen einbaut, trotz eines klaren Bezugs auf Punk auch weitere Stilrichtungen einfließen lässt. Das macht im Gesamten ziemlich Laune!

Note: 2,3

http://cherry-glazerr.com/

 

 

Foxygen – Hang

VÖ: 20.01.2017

Label: Jagjaguwar

Genre: Barock-Pop,  Psychedelic-/Glam-Rock

Wenn man die Musik der US-Amerikaner hört, weiß man sicherlich meistens schon, dass einen da nichts Leichtverdauliches erwartet, Foxygen lieben das Experiment, führen den Hörer gerne in die Irre, spielen mit dessen Erwartungen. Besonders eindrucksvoll ist dies nachzuvollziehen auf We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic (2013) mit klasse Songs wie Shuggie oder No Destruction, deren stilistische Vielfalt wirklich begeisterte. Dass man es auch übertreiben kann, stellte das Duo dann mit dem Nachfolger unter Beweis, Kritiker und Fans waren von dem klanglichen Potpourri auf …And Star Power (2014) weit weniger begeistert, trotz netter Songs wie How Can You Really. Jetzt also Hang, auf dem erneut mit unterschiedlichsten Stilen herumhantiert wird, sich vor allem an Sounds des Glam Rock sowie des symphonischen Pop im Stile des Electric Light Orchestras versucht wird, das Pompöse stilvoll ausgereizt wird. Es werden zudem gerne auch wieder Zitate aus der Popmusikhistorie geschickt eingewoben, selbst der Weihnachtszeit wird ironisch gehuldigt. Insgesamt nicht so überzeugend wie besagte 2013er-Platte, dennoch sollte hier genauer hingehört werden!

Note: 2,3

http://www.foxygentheband.com/

 

 

Run The Jewels – Run The Jewels 3

VÖ: 20.01.2017

Label: Mass Appeal

Genre: Hip-Hop / Rap

Ja, schon klar, der digitale Release des dritten Albums des US-amerikanischen Hip-Hop-Duos fällt schon zurück in das alte Jahr. Pünktlich zur Weihnachtszeit konnte man sich mit neuer Musik beschenken, die Aufmerksamen unter der mittlerweile recht großen Fangemeinde haben das sicherlich gemacht. Es ist gleichzeitig auch eine gute Nachricht, dass man sich nun die Platte auch in physischer Form besorgen kann. So oder so, El-P und Killer Mike haben erneut kraftvolle, sich in den Gehörgang bohrende Sounds produziert, punktgenaue Beats & Rhymes mit pumpenden Bässen. Das kommt in der Gesamtheit immer noch prollig daher, aber das Album ist im Vergleich zu den Vorgängern wesentlich ernster angelegt, beinhaltet eine recht ausgeprägte gesellschaftskritische Komponente, die sich mit den derzeitigen Sorgen und Problemen der US-amerikanischen Bevölkerung auseinandersetzt, gerade jetzt, wo Trump zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Unterstützt werden Run The Jewels dabei mal wieder von einer Riege spannender Gäste wie Tunde Adebimpe (TV On The Radio), Kamasi Washington oder Danny Brown. Wirklich große Klasse, ein rundum gelungener Spaß!

Note: 2,0

https://runthejewels.com/

 

 

Schnipo Schranke – Rare

VÖ: 27.01.2017

Label: Buback

Genre: Indie-Pop

Im Zusammenhang mit der Rezension zum Vorgänger Satt wurde es an dieser Stelle ja bereits erwähnt, dass Schnipo Schranke Texte zum Besten geben, die eben nicht jedermanns Sache sind. Ob es sich um das musikalische Äquivalent zu Charlotte Roches Feuchtgebiete handelt, mag dahingestellt sein, dennoch muss festgehalten werden, dass die Kombination aus unverblümten, provokativen Lyrics über Liebe, Sex und Körperhygiene und teilweise recht minimal, einfach gehaltenen Melodien, die es auf besagtem 2015er Album zu hören gab, auch den Schreiber dieser Zeilen bei allem Lob vieler Kritiker nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat. Natürlich sollte man hier unverkrampft bzw. unverklemmt herangehen, bei dem Werk wie nun auch bei dem Nachfolger Rare die Texte als intelligente Reflexion (post-)adoleszenter, sehr persönlicher emotionaler Probleme verstehen, jedoch entsteht manchmal der Eindruck von Pseudo-Frechheit. Andererseits gibt es Momente, in denen es funktioniert. Sowieso sind auf dem neuen Album die instrumentellen Arrangements weiter ausgearbeitet, überzeugender, teilweise richtig gut ausgefallen. Der Schreiber dieser Zeilen bleibt dennoch ein wenig ratlos zurück, was die Bewertung angeht.

Note: 2,7 (vorerst)

http://buback.eventecho.de/artist/17/

 

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