Dendemann – Da nich für!

VÖ: 25.01.2019

Label: Vertigo

Genre:  Hip-Hop

Ich muss es noch einmal erwähnen: seit ich diese Rubrik „Kontrovers“ hier bei hicemusic vor 2 Jahren eingeführt habe, sind mehr (von mir überaus geschätzte) Acts darin aufgetaucht und zur Diskussion gestellt worden, als es mir lieb ist bzw. sein kann. Okay, das spoilert jetzt vielleicht ein bisschen, was ich mit dem neuen Album von Dendemann vorhabe. Aber erst einmal langsam, ich möchte ein paar Worte zu dem 44-jährigen Rapper verlieren, die ausnahmslos positiv sind. Er ist ja nicht nur in meinen Augen einer der größten Könner im deutschsprachigen Hip-Hop: seine knarzend-rauhe Stimme, seine lustigen, entspannten und geistreichen, den Alltag so genau beschreibenden Texte (die genialen Wortspiele, die sich auch in den Titeln wiederfinden), generell die großartigen Rap-Skills, der unnachahmliche Umgang mit der musikalischen Gestaltung (die Instrumentals!) sind unter anderem das, was ihn auszeichnen. Und Ihr wisst ja, in welcher Form Daniel Ebel auch aktiv war, das war immer etwas Besonderes, egal ob als Gast – z.B. in Fischmobs legendären Susanne zur Freiheit („chauvinistischer als Latexallergie“) oder mit seinen Projekten, allen voran Eins Zwo. Man, was liebe ich diese Musik, die er zusammen mit DJ Rabauke in Form von zwei herausragenden Alben produziert hat, insbesondere auf Gefährliches Halbwissen (1999, ich sage nur: Hand aufs Herz,mit diesem unglaublich guten, auf Talkshows rekurrierenden Video)! Achso, solo hat Dendemann natürlich auch erstklassig geliefert, mit Die Pfütze des Eisbergs (2006) und Vom Vintage verweht (2010, ich kann mich noch an einen wunderbaren Auftritt auf dem Hurricane in dem Jahr erinnern, Dendemann mit Vokuhila 🙂 )! Zuletzt habe bestimmt nicht nur ich ihn für seine Auftritte mit der Freien Radikalen im Neo Magazin Royale geschätzt!… Jetzt aber zu Da nich für!, dem doch irgendwie ersehnten Comeback-Album: ich habe es in die Rubrik  „Kontrovers“ reingenommen, da ich selbst noch nicht so geflasht bin, wie ich es im Vorfeld natürlich erwartet habe. Nicht falsch verstehen, ich kann mir gut vorstellen, dass es wächst, dass es auch mich noch kriegen kann. Die Kritiker sind ja mehrheitlich überzeugt. Ich ziehe es aber vor, ehrlich zu sein und mich noch etwas zurückzuhalten. So manche Songs lassen für mich gerade in textlicher Hinsicht etwas Finesse vermissen bzw. manche Kollaborationen mit den durchaus prominenten Künstler/innen (Casper, Beginner, Trettmann) haben bei mir bisher nicht richtig gezündet. Andererseits, in manchen Momenten blitzen schon jetzt Dendemanns zweifellos immer noch vorhandenen, zuvor bereits erwähnten Skills auf, zum Beispiel in Müde  (jazzige Musik in Kombination mit einem tollen Sample von Hildegard Knef; generell ist hier ausgezeichnetes, breit gefächertes Material verarbeitet worden, von Heinz Erhardt, Rio Reiser über Schwesta Ewa, Bilderbuch, Slime  bis Die Goldenen Zitronen uvm.). Was ihm dann doch irgendwie gut steht, sind die sozio-politischen Bezüge in den Texten, die er ja im Neo Magazin Royale schon so gekonnt in seine Songs verpackte, was aber hier auf dem Album eben nicht immer so tiefgründig wirkt wie erhofft. Fazit: Ein schon modern produziertes Album, das mich aber vor allem in textlicher Hinsicht noch etwas mehr überzeugen muss. Vielleicht habe ich aber auch einfach zu große Erwartungen (gehabt)! Was meint Ihr? Seid Ihr hundertprozentig überzeugt? Ich freue mich über Euer Feedback!

Note: 2,7 (mit Potential nach oben)        

http://www.dendemann.de/

 

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