VÖ: 26.08.2002
Label: Interscope
Genre: Stoner-/Desert-/Alternative-/Hard-Rock
Neben Radiohead gibt es eine Band, die – egal welche Platte sie machen – wohl auf ewig meine Lieblinge bleiben werden! Doch dazu später mehr, zuerst zu etwas Persönlichem: Ich kann 2002 als das Jahr bezeichnen, in dem ich in Bezug auf Musik – naja, sagen wir mal – geschmackssicherer wurde, mein Interesse bewegte sich großen Schrittes weg von den chartsrelevanten Acts der Bravo Hits-Sorte. Ich widmete mich langsam mir damals noch weitgehend unbekannten oder zumindest noch nicht ausgiebig erforschten Genres wie der „ambitionierten“ Electronica (Aphex Twin, Boards Of Canada etc.) oder dem Indie-Rock (The White Stripes, The Strokes etc.). Natürlich hatte mir mein Vater schon einige Classic-Platten vorgestellt und -gespielt, doch es schummelte sich immer mal wieder ein „Charts-Act“ dazwischen. Ich möchte jetzt auch nicht behaupten, dass ich ab dann total geschmackssicher war (wer ist das schon? Zudem gibt es ja auch in den Hitparaden immer mal etwas, was doch „ganz okay ist“ oder „total klar geht“). Aber formulieren wir es mal so: es gab immer noch Musikrichtungen, die ich früher klasse fand, jetzt eher nicht mehr, z.B. vieles aus dem Bereich des Nu Metal. Dennoch, es deutete sich an, dass ich endlich zu für mich interessanteren Sounds fand. Lag vielleicht daran, dass ich mit einem Kumpel damals im Fehmarn-Urlaub einige tolle Musikstücke – mit einem MD-Player (!) – am Strand hörte und wir uns ausgiebig über unsere Entdeckungen austauschten. Das war im August 2002, als mir erstmals ein Song zu Ohren kam, der mich unmittelbar gefangen nahm: er nannte sich No One Knows. Das war Rock, wie er mir gefiel, mit enorm aggressiver Energie! Dann sah ich das zugehörige fantastische und ordentlich ausgeflippte, von Dean Karr und Michel Gondry gedrehte Video – und war hin und weg! Aber: Ich kannte diese Band bis dahin nicht! Ich hatte nichts oder kaum etwas – ich erinnerte mich dann bruchstückhaft an Klänge von Feel Good Hit Of The Summer – von den beiden schon genialen Vorgänger-LPs (Queens Of The Stone Age und Rated R) gehört. Von den ebenso legendären Kyuss ganz zu schweigen, bei denen der Frontmann jener Band zuvor aktiv war. Ja, ich weiß, das ist krass 🙂 Okay, im angesprochenen Video erkannte ich den Drummer, das war kein Geringerer als Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters)! Aber wer waren denn die Anderen? Heute weiß ich, da waren der besagte Frontmann Josh Homme, Mark Lanegan (bei dessen Band Screaming Trees Homme auch mal kurz mitspielte) und damals auch noch: Nick Oliveri. Am 26. August 2002 kam dann das zugehörige Album der Queens Of The Stone Age heraus, Songs Of The Deaf, das neben der besagten Single unter anderem First It Giveth, Go With The Flows (beide waren gleichfalls Singles), Hangin‘ Tree, den Mosquito Song und A Song For The Deaf aufbietet!…ach was, da sind alle Songs der Wahnsinn, kein Schwachpunkt findet sich darunter! Ich bin der Meinung, dass es noch heute zu den besten Rock-Alben der 2000er Jahre, wenn nicht aller Zeiten gehört! Da ist so vieles, was es für die Ewigkeit auszeichnet: die exzellente Zusammenführung der Spielarten des Rock mit Metal, Punk, Grunge, Psychedelia – von deren Gegenwart und Vergangenheit –, die unfassbar guten Gäste, die unvergleichlichen, die Radiolandschaft aufs Korn nehmenden Moderationsansagen („Clone Radio“) zwischen den „Songs For The Deaf“ (die diese kongenial einleiten), das geniale Songwriting, der unfassbare Abwechslungsreichtum – z.B. in Bezug auf Instrumentenwahl oder die vorgetragenen Stimmungs- und Tempiwechsel!.Vor allem: Was haben die Mitglieder nicht alles geleistet: der Gesang ist von allen drei Beteiligten – Homme, Lanegan und Oliveri (letzterer war für die Begleitung der „härteren“ Passagen verantwortlich – perfekt vorgetragen! Nicht zu vergessen die Genialität des ekstatischen Schlagzeugspiels Grohls! Das Bassspiel von Oliveri! Die Riffs, das generell phänomenale Zusammenspiel! Ein bahnbrechendes Wahnsinnswerk, das so wunderbar eingeleitet wird von den Worten eines Radio-DJs: „I need a saga“. Dieser gibt sich auf seine Frage „What’s the saga?“ hin selbst die Antwort: „ It’s Songs for the Deaf.“ Wie recht er hat!!! Noch etwas dazu: Es passiert mir übrigens immer wieder vor dem ersten, von Oliveri gesanglich vorgetragenen Song You ThinkI Ain’t Worth A Dollar, But I Feel Like A Millionaire, dass ich bei ihm viel zu früh laut aufdrehe. Denn besagte Sätze des Radio-DJs, die wiederum auf die Melodie eines im Hintergrund ertönenden Liedes, das Zuschlagen einer Autotür und ein Radio-Jingle (unvergleichlich: „Clone Radio – we play the songs that sound more like everyone else than anyone else – Clone“) sowie ein kurzes Intro folgen, sind ja noch ruhig. Doch dann: unvermittelt beginnt ein absolut energetisches Gitarrenspiel und der gleichfalls kraftvolle Gesang Oliveris! Ich erschrecke mich jedes Mal! Nach Songs For The Deaf waren „Gast“ Grohl und Oliveri weg, eine Schande! Die Nachfolger waren zwar immer noch großartig, keine Frage, aber reichten allesamt nicht mehr an das Meisterstück heran. Oder wie die leider verstorbene Natasha Shneider es kurz vor dem Titelsong in ihrer Ansage passend ausdrückt : „Here is something you should drop to your knees for, and worship“!
P.S.: Es bleibt auch Zeit, einfach mal einen nur von Lachern der Mitglieder begleiteten kurzen „Song“ aufzubieten. Schöner Quatsch, aber natürlich ebenso große Klasse 🙂
Note: 1,0