Joy Denalane – Let Yourself Be Loved
VÖ: 04.09.2020
Label: Motown
Genre: Soul / R&B
Ja, ihr habt richtig gesehen: Joy Denalane veröffentlicht ihr fünftes Album Let Yourself Be Loved auf dem legendären Motown-Label (Stevie Wonder, Marvin Gaye u.a.). Ich muss ja zugeben, dass ich nicht immer Fan der deutschsprachigen Songs der 47-Jährigen war, doch die englischsprachigen haben mich oftmals überzeugt, vor allem jene auf Born & Raised (2006). Die neuen Lieder sind erneut gut gelungen. Großartig produziert und vielseitig, mit herrlichen Referenzen auf die Klassiker. Respekt!
Note: 2,3
https://www.joydenalane.com/de/
Tricky – Fall To Pieces
VÖ: 04.09.2020
Label: False Idols
Genre: Electronica / Trip-Hop
Adrian Thaws alias Tricky muss den Tod seiner Tochter verkraften. Nicht umsonst heißt das 14. Studioalbum deshalb auch Fall To Pieces. Mit Unterstützung von Marta und Oh Land präsentiert der in Berlin lebende, sich einst um den Trip-Hop in den 1990er Jahren verdient gemachte Brite Songs, auf denen der Verlust in recht direkter Weise thematisiert wird, wobei auch die Hoffnung auf bessere Zeiten zum Ausdruck kommt. Nicht alles ist daher düster, es finden sich auch fast schon „heitere“ Momente darunter. Gut gelungene Platte!
Note: 2,3
Doves – The Universal Want
VÖ: 11.09.2020
Label: EMI
Genre: Indie-Pop / -Rock
Da war ich tatsächlich überrascht. Ich fand zwar die Doves aus Manchester schon immer super (vor allem ihre ersten beiden Alben Lost Souls und The Last Broadcast), doch nach einer Dekade Pause kann so ein Comeback ja auch mal gerne in die Hose gehen. Doch The Universal Want bietet feinen Indie-Pop/-Rock, der trotz Vergangenheitsbezuges modern und unverkrampft daherkommt. Die Melodien sind gleichzeitig eingängig als auch verspielt-experimentell. Sorry, aber das ist doch allemal spannender und mutiger als es die ähnlich gelagerten Coldplay zuletzt waren, oder nicht? Eher noch, ich finde Doves‘ Album Nr. 5 sogar umwerfend!
Note: 2,0
Everything Everything – Re-Animator
VÖ: 11.09.2020
Label: AWAL
Genre: Indie-/Art-Pop/-Rock
Auf ihrem fünften Album Re-Animator widmen sich die Experimental-Popper aus Manchester weiterhin ihren klanglichen Erkundungstouren, wobei es teilweise Radiohead-mäßig – nicht umsonst auch ihre erklärten Vorbilder – melancholisch wird. Kein Wunder, man gibt sich sehr pessimistisch angesichts der aktuellen sozio-politischen Entwicklungen. Musikalisch eingefangen wurde alles von Erfolgsproduzent John Congleton und Everything Everything-Mitglied Alex Robertshaw. Klasse Album!
Note: 2,3
http://everything-everything.co.uk/
The Flaming Lips – American Head
VÖ: 11.09.2020
Label: Bella Union
Genre: Chamber/-Dream-Pop / Psychedelic-/Folk-/Experimental-Rock
Die Flaming Lips bewegen sich ja seit Bandbestehen – also seit 1983 – auf experimentellen Pfaden. Das ist manchmal, bei aller musikalischer Qualität, nicht ganz einfach zu verdauen, zumindest aus meiner persönlichen Sicht. Ich mag viele Werke – allen voran natürlich ihren Klassiker The Soft Bulletin (1999)- sehr gern, aber hatte nicht zu jedem Album den Zugang. Das Tom Petty gewidmete American Head ist zum Beispiel echt großartig produziert und präsentiert faszinierend instrumentierten experimentellen Pop/Rock mit ausgeklügelten reflektierten Texten, aber bin noch nicht so begeistert wie es einige Musikkritiker/innen bereits sind. Mal schauen!
Note: 2,3 (mit Potential nach oben)
Marilyn Manson – We Are Chaos
VÖ: 11.09.2020
Label: Loma Vista
Genre: (Power-)Pop / (Industrial-/Alternative-)Rock
Eindrucksvolles Statement von Marilyn Manson! Nach all den Alben in den letzten Jahren, die mich persönlich nicht die Bohne interessiert haben, kommt der 51-Jährige mit einem Werk daher, das mit kraftvollem und ansprechendem Pop im Stile David Bowies aufwartet. Ich muss zugeben, nicht jeder Song sitzt, ich finde beispielsweise den Titelsong zu eindimensional, aber das Album als Gesamtes wirkt kohärent und fokussiert. Gerade der Einstiegssong hat mir von der Atmosphäre her imponiert. Insgesamt sind die instrumentellen Arrangements größtenteils vielseitig gestaltet. Respekt!
Note: 2,3
Deradoorian – Find The Sun
VÖ: 18.09.2020
Label: Anti
Genre: Psychedelic-/Kraut-/Folk-Rock
Die 34-jährige Kalifornierin war einstmals bei den Dirty Projectors, die ja für ausgefallenere Songstrukturen bekannt sind. Auf ihrem zweiten Solo-Album – das 5 Jahre nach dem Debüt The Expanding Flower Planet erscheint – geht Angel Deradoorian ebenfalls unkonventionelle Wege. Sie erschafft Songs, deren Kern im Rock verwurzelt sind, aber in denen dessen verschiedenen Ausformungen erkundet werden. Dabei wird auch eine sehr jazzige Tonart angeschlagen. Die Songs weisen stets einen jeweils eigenen Charakter auf und sind vielschichtig aufgebaut. Klasse!
Note: 2,0
Alicia Keys – ALICIA
VÖ: 18.09.2020
Label: RCA
Genre: R&B / Soul / Pop
Alicia Keys ist zurück, mit einem Album, auf dem die aktuellen gesellschaftspolitischen Themen – ebenso wie auf dem Vorgänger Here (2016) – aufgegriffen werden und in wirklich richtig gut produzierten Songs (u.a. hat der großartige Ludwig Göransson mitgewirkt) zum Ausdruck kommen. Na klar, gibt ja auch insbesondere gerade gegenwärtig wieder einiges zu besprechen, vor allem in den USA (z.B. Polizeigewalt). Es ist so wie es ist, Keys ist für mich immer dann am stärksten, wenn sie nicht so sehr auf Radiotauglichkeit setzt, dann hinterlassen die Songs Eindruck. Das sind vor allem die ersten auf dem Album, zum Ende geht der Schwung ein wenig verloren. Doch insgesamt ein gutes Werk der 39-Jährigen, mit tollen Gästen (u.a. Sampha)!
Note: 2,3
https://alicia.aliciakeys.com/
Fleet Foxes – Shore
VÖ: 22.09.2020
Label: Anti
Genre: Indie-Rock/-Folk
In der vorletzten Septemberwoche sind ja doch einige Alben veröffentlicht worden, unter anderem von den Fleet Foxes. Ihre vierte Platte erscheint sogar ganz unerwartet – pünktlich und passend zum Herbstanfang – drei Tage vor Freitag, dem gewöhnlichen VÖ-Tag in der Woche. Ich werde nicht müde zu sagen, dass ich die Band aus Seattle vergöttere. Ihr selbstbetiteltes 2008er-Werk (mit Songs wie White Winter Hymnal) gehört zu meinen All Time-Favoriten. Die melancholischen als auch heiteren Folk-Melodien, die gewöhnlich fantastischen mehrstimmigen Gesang aufbieten, bezauberten mich auch danach noch immer. Shore serviert erneut perfekt instrumentierten Folk-Rock mit vielseitigen Themen in den Lyrics (Frontmann Pecknold bezieht sich u.a. auf die gegenwärtige Situation, aber ebenfalls auf seine musikalischen Helden). Einfach nur wundervoll!
Note: 2,0
Will Butler – Generations
VÖ: 25.09.2020
Label: Merge
Genre: Indie-Rock/-Pop
Ich habe vor 5 Jahren anlässlich von Policy – des Solo-Debüts des Arcade Fire-Mitglieds – geschrieben, dass es ihm gelingen würde, sich zu großen Teilen vom Sound der Band lösen zu können. Vor allem – mit Bezug auf Ivo Ligeti –, dass im Vergleich eine etwas humorvollere Herangehensweise von Will Butler festzustellen sei. Wenn man den Nachfolger Generations hört, so lässt sich dieser Gesamteindruck bestätigen. Hier werden beispielsweise schöne elektronische Soundspielereien betrieben. Generell sind die Songs abwechslungsreich gestaltet, einige haben Ohrwurmpotential!
Note: 2,3
Crucchi Gang – Crucchi Gang
VÖ: 25.09.2020
Label: Vertigo
Genre: Italo-Pop/-Disco
Hinter der Crucchi Gang verbergen sich einige interessante Musiker um Patrick Reising (Tele) und Francesco Wilking (auch Tele, aber auch Die Höchste Eisenbahn), die deutschen bzw. deutschsprachigen Pop auf italienisch singen. Einige mehr oder weniger bekannte Hits wie Da Da Da, Bungalow oder Meine Kneipe kommen da zusammen, ebenso wie interessante Musiker/innen und Bands wie Clueso, Faber, Sophie Hunger, Von Wegen Lisbeth oder Sven Regener. Diese moderne Ausarbeitung der Italo-Pop-/-Disco-Sounds funktioniert in meinen Augen ausgezeichnet, auch wenn das Italienisch einiger Akteure nicht immer sitzt. Aber wer verlangt das schon ernsthaft?!?
Note: 2,0
Deftones – Ohms
VÖ: 25.09.2020
Label: Reprise
Genre: Alternative-Metal / Art-/Alternative-Rock
Die Deftones sind nach vier Jahren zurück mit Ohms. Sie sind eine der Beispiele für konstant guten Output im Alternative-/Nu-Metal-Bereich. Auch wenn die Meisterstreiche wie Around The Fur (1997) und White Pony (2000) danach zwar qualitativ nicht mehr erreicht wurden, den nachfolgenden Werken (vor allem dem 2012er-Werk Koi No Yokan) konnte ich dennoch immer etwas abgewinnen. Kraftvolle Sounds, ebenso ausdrucksstarke Texte und Experimentiergeist (z.B. das Spiel mit Dynamik) zeichneten die Deftones stets aus. Ohms geht teilweise sogar in eine fast (dream-)poppige Richtung, bleibt stets fokussiert. Der Sound ist insgesamt im Bandkontext jetzt nicht neu, doch irgendwie immer noch einnehmend!
Übrigens, Produzent Terry Date ist seit Deftones (2003) wieder mit an Bord. Merkt man!
Note: 2,0
Sufjan Stevens – The Ascension
VÖ: 25.09.2020
Label: Asthmatic Kitty
Genre: Electro-/Baroque-Pop / Indie-Folk
Der geniale Sufjan Stevens geht mit seinem Sound wieder mehr in die elektronische und „poppigere“ Richtung, nachdem er ja auf seinem Meisterwerk Carrie & Lowell (2015) sehr ruhige und emotional-melancholische Töne angeschlagen hat. Da kommt es zu wirklich beeindruckenden Klangkonstruktionen, die sogar die abstrakte Electronica im Stile von Aphex Twin und Co. einbinden, die schon Radiohead damals so inspiriert hat. Im Zusammenspiel mit den „ruhigeren“ als auch detailliert instrumentierten hymnischen Momenten ergibt das sozusagen eine Gesamtschau von Stevens‘ Sound Doch nicht nur die Musik ist imposant, auch die Texte, in denen sich der 45-Jährige mit den USA der Gegenwart insbesondere aus einer religiösen Perspektive beschäftigt, sind exzellent!
Note: 2,0 (mit Potential nach oben)
Anna von Hausswolff – All Thoughts Fly
VÖ: 25.09.2020
Label: Southern Lord
Genre: Experimental / Drone / Neoklassik
Das Album-Cover mit dem Bild des Orcusrachen deutet es vielleicht schon an: es wird wieder recht düster! Wobei: es ist so eine Mischung, auch harmonische und erhabene Momente sind hier feststellbar. Sagen wir es so: diese Orgelklänge, die von der 34-jährigen Schwedin vor uns ausgebreitet werden, entfalten wieder weitab jeglicher konventionellen Strukturen eine hypnotische Kraft und lassen Raum für Imaginationen verschiedenster Art. Inspiration war der in Italien gelegene Sacro Bosco (in dem auch der erwähnte Orcusrachen zu finden ist). Aus den Eindrücken, die sie an dem Ort gesammelt hat, soll Anna von Hausswolff eine individuelle Idee der Liebe als Grundlage der Schöpfung entwickelt haben. Äußerst spannend im Gesamten!
Note: 2,0
https://www.facebook.com/annavonhausswolff/