The Divine Comedy – Office Politics
VÖ: 07.06.2019
Label: PIAS
Genre: (Art-/Chamber-)Pop
The Divine Comedy um ihren Frontmann Neil Hannon haben ja schon immer die „elegante, künstlerisch ambitionierte“, opulente Variante des Britpop repräsentiert, mit fantastischen Songtexten natürlich. Ich muss allerdings zugeben, dass ich – nachdem ich mich mit den großen Klassikern vertraut gemacht hatte, vor allem mit Liberation (1993) und Casanova (1996) – die Diskografie der Nordiren ein wenig vernachlässigt habe. Ich bin heilfroh, dass ich mir das zwölfte Werk Office Politics angehört habe, denn es ist einfach nur richtig klasse, klanglich vielseitig, inklusive mit der Geschäftswelt herrlich abrechnenden Texten und allerhand überraschenden Einfällen. Wirklich ein großer Spaß!
Note: 2,0
Robag Wruhme – Venq Tolep
VÖ: 07.06.2019
Label: Pampa
Genre: Ambient / Electronica
Das von DJ Koze mit betriebene Pampa Records liefert einfach konstant hohe Qualität im Spannungsfeld zwischen Electronica und Ambient ab, ich bin immer noch total geflasht von dessen Meisterstreich Knock Knock aus dem letzten Jahr! Der aus Jena stammende Gabor Schablitzki tritt mit Venq Tolep den Beweis an, dass da noch weitere tolle Künstler/innen bei Pampa unter Vertrag stehen. Hier sind schon ein paar Vorbilder herauszuhören (der Labelchef, aber auch weitere namhafte Größen wie ein Four Tet oder Aphex Twin). Doch hier ist auch ganz klar eine individuelle Handschrift erkennbar, die Tracks wirken zudem jederzeit modern!
Note: 2,3
https://www.facebook.com/robagwruhme/
Yeasayer – Erotic Reruns
VÖ: 07.06.2019
Label: Yeasayer
Genre: Psychedelic-/Soft-/Experimental-Rock, (Indie-/Synthie-)Pop, Worldbeat
Mich haben die New Yorker Psych-Experimental-Rocker vor allem mit dem 2007er-Erstling All Hour Cymbals (mit wundervollen Songs wie Sunrise oder 2080) gekriegt, das war eine perfekte, zeitgemäße Zusammenführung von ambitionierten, abgefahrenen Pop-, Rock-, Electro- und Worldbeat-Strukturen! Seitdem bin ich weiterhin von den Qualitäten der Band um Chris Keating überzeugt geblieben. Album Nummer 5 – Erotic Reruns – ändert daran nichts, das ist einfach zu catchy und funky was hier geboten wird!
Note: 2,3
Bonaparte – Was mir passiert
VÖ: 14.06.2019
Label: Columbia
Genre: Indie-Pop / Worldbeat
Ich bin zwiegespalten: in einigen Momenten erinnert mich die Musik, die Bonaparte um ihren charismatischen Frontmann Tobias Jundt auf ihrem neuen Tonträger Was mir passiert an ihre starken Momente, die sich wahrlich in ihrer Diskografie finden lassen (z.B. mit Big Data mit den beiden Ärzten Farin Urlaub und Bela B. oder dem mit Jundts Landsfrau Sophie Hunger in reinem Schweizerdeutsch vorgetragenen Dene wos guet geit). Man bietet u.a. feine Wordmusic-Arrangements (das Album wurde zumindest zu großen Teilen in der Elfenbeinküste mit einheimischen Musikern eingespielt) und gewitzte deutsche Texte. Andererseits kopiert man hier einigermaßen verkrampft den Austro-Pop im Stile von Bilderbuch oder erinnert mich manchmal an die von mir leider überhaupt nicht geschätzten Culcha Candela. Die positiven Momente überwiegen allerdings dann doch!
Note: 2,7
Bill Callahan – Shepherd In A Sheepskin Vest
VÖ: 14.06.2019
Label: Drag City
Genre: Folk / Lo-Fi / Indie-Rock
Ich muss zugeben, dass ich nicht alle Werke von Bill Callahan, der ja bis Woke On A Whaleheart (2007) noch als Smog musizierte, kenne. Ich müsste mich da mal genauer in die Werkschau einhören. Wenn ihr konkrete Alben empfehlen könnt, nur zu 🙂 Shepherd In A Sheepskin Vest gefällt mir ziemlich gut, mit diesen entspannten, ganz und gar nicht düster anmutenden, toll instrumentierten Melodien und originellen Texten, in denen er persönliche (Callahan hat privat einige glückliche Momente in den letzten Jahren erlebt, u.a. ist er Vater geworden) als auch generelle Alltagsgeschichten zum Besten gibt!
Note: 2,3
https://www.dragcity.com/artists/bill-callahan
Cassius – Dreems
VÖ: 21.06.2019
Label: Caroline
Genre: Synthie-Pop / Disco / Electronica
Ich habe im Zusammenhang mit der Hot Chip-Rezension schon erwähnt, dass es einen tragischen Verlust bei Cassius zu beklagen gibt: Philippe Zdar ist verstorben. Neben seiner Produzententätigkeit hat er mit seinem Kollegen Boom Bass noch ein letztes Album fertiggestellt, welches wie A Bath Full Of Ecstasy zwei Tage nach dessen Tod erschienen ist. So schmerzlich es ist: Dreems ist ein würdiges Abschiedswerk, das nochmal alle Stärken im Soundkosmos von Cassius vereint: Disco, Pop und Electro mit allerlei interessanten Spielereien (u.a. klassische Chill-Out-Klänge im Café Del Mar-Stil). Das ist nicht so groß wie einst vor genau 20 Jahren auf 1999, gefällt mir in der Gesamtheit (bisher) aber besser als das neue Hot Chip-Album!
Note: 2,3
http://www.cassiusofficial.com/
Holy Ghost! – Work
VÖ: 21.06.2019
Label: West End
Genre: Synthie-Pop / Disco / Electronica
Ein schönes discoides Elektropop-Album haben auch Holy Ghost! veröffentlicht. Das Jahrzehnt, das hier zu großen Teilen klanglich als Vorbild dient, lässt sich spielend leicht heraushören. Ich hab vor allem in letzter Zeit das Gefühl, dass da immer wieder aus den 1980er Jahren die interessanteste musikalische Essenz herausgefiltert und in ein modernes Gewand gepackt wird (wie u.a. von Com Truise zuletzt). Große Klasse ist hier insbesondere der hohe Anteil an Funk und die gehörige Portion Coolness!
Note: 2,3
Prince – Originals
VÖ: 21.06.2019
Label: Warner
Genre: Pop / Rock / Funk / Soul / R&B
Wo wir schon bei Funk und Coolness sind, da sollte immer ein Name fallen: Prince. Von dem legendären, 2016 verstorbenen Künstler ist posthum ein Werk erschienen, das auf sinnige und wundervolle Weise sein musikalisches Schaffen, seinen Genius zum Ausdruck bringt. Das wäre vielleicht nicht so sensationell, wenn es sich dabei nicht um unveröffentlichte Aufnahmen von Songs handeln würde, die er für die Anderen geschrieben hat. Und ihr wisst, wie genial die teilweise waren, denkt nur an Sinéad O’Connor’s Version von Nothing Compares 2 U… Ja, eben! Es gibt hier so viel zu entdecken, versprochen!
Note: 1,7
The Raconteurs – Help Us Stranger
VÖ: 21.06.2019
Label: Third Man
Genre: Indie-/Blues-/Garage-Rock, Power-Pop
Ist das schon so lange her mit dem zweiten Album Consolers Of The Lonely? 11 Jahre nichts mehr gehört von den Raconteurs, jener Band um Jack White und Brendan Benson. Ich war damals total begeistert von deren Debüt Broken Boy Soldiers (2006). Ich bin ohnehin totaler Fan von White. Doch bei manchen Aktivitäten außerhalb des The White Stripes-Kosmos muss ich bei aller Begeisterung auch ein bisschen Kritik üben. Help Us Stranger ist wie gewohnt handwerklich einwandfrei produziert, doch fehlen mir in wenigen Momenten auch die neuen Ideen. Aber ich möchte kein Spielverderber sein, eine Menge Laune verbreitet das hier schon. Eigentlich sogar sehr oft 🙂
Note: 2,3
The Black Keys – Let’s Rock
VÖ: 28.06.2019
Label: Nonesuch
Genre: Blues-/Garage-Rock
Nicht ganz so lang Zeit wie die Raconteurs haben sich die Black Keys gelassen, aber immerhin auch 5 Jahre. Ich mag das US-Duo sehr (ich sage nur: Lonely Boy mit diesem phänomenalen Video!), auch wenn mir das letzte Werk Turn Blue nicht ganz so zusagte. Vielleicht funktioniert nun das neue Album mit dem schlichten Titel Let’s Rock so gut, weil man sich darauf konzentriert hat, richtig klassischen, nach vorne preschenden Blues- und Garage-Rock zu spielen, bei dem nicht zuvorderst darauf geachtet wird, ob das bei einem möglichst breiten Publikum ankommt. Funktioniert prächtig, die Platte!
Note: 2,3
Peggy Gou – DJ-Kicks
VÖ: 28.06.2019
Label: !K7
Genre: Electronica
Boah, wie alt ist diese DJ-Kicks-Albumreihe schon? Vor fast 24 Jahren ist die erste Ausgabe von CJ Bolland erschienen. Seitdem haben bereits fast alle legendären Größen oder vielversprechenden Künstler/innen der Electronica-Szene etwas beigesteuert und den Hörern die besten Tracks kompiliert. Jetzt ist die tolle südkoreanische Produzentin Peggy Gou dran, die eine exquisite musikalische Reise in House, Techno und allem weiteren aus dem Bereich der ambitionierten Electronica anbietet! Wunderbar, was hier alles zusammenkommt. Wie gut beispielsweise ist heute bitte noch Aphex Twins Vordhosbn? Aber natürlich nicht nur der Track!
Note: 2,0
https://www.facebook.com/peggygoupeggygou/
Thom Yorke – Anima
VÖ: 28.06.2019
Label: XL
Genre: Electronica
Nach dem letztjährigen Soundtrack zu Suspiria kommt jetzt das dritte Soloalbum des Radiohead-Frontmanns heraus, zu dem wiederum ein von Paul Thomas Anderson (Boogie Nights, Magnolia, There Will Be Blood) gedrehter Kurzfilm bei Netflix erschienen ist. Der Film ist klasse, ebenso wie das Album. Was mir besonders imponiert, ist die Kompromisslosigkeit, wie Yorke hier seine Electronica-Klänge in Szene setzt und seine Ängste und Sorgen damit zum Ausdruck bringt. Klar, wagemutig geht der 50-Jährige immer vor, doch hier scheint er sich nochmal weiter hinauszutrauen, mit vielen neuartigen Ideen (z.B. in Bezug auf seine Stimme)!
Note: 2,0
https://twitter.com/thomyorke?lang=de