Loyle Carner – Hugo

VÖ: 21.10.2022

Label: EMI

Genre: Hip-Hop / Grime

Es kommt nicht selten hier in der „Kontrovers“-Sparte vor, dass ein Album sehr gut ist, aber einfach aufgrund der hohen Erwartungen, die ich dann anhand der grundlegend positiven Reviews, von vornherein an das Werk stelle, diesen nicht ganz so entsprechen kann. Das ist ja im Grunde nicht schlimm, aber oft für mich persönlich interessant…Okay, ich gebe zu, das sind hier genau dieselben Anfangszeilen wie in meiner Rezension zu Kendrick Lamars Mr. Morale & The Big Steppers in dieser Kategorie im letzten Mai. Jetzt könnte man sich vielleicht über mich fragen, was hat er denn mit den Platten von großen Hip-Hop-Künstler/innen? Aber erstens war ja meine Bewertung trotzdem hoch und zweitens hat das wirklich nur zufällig mit dem gleichen Genre zu tun. Das kann ich versprechen. Denn auch wenn ich damals Kendrick Lamars Meisterstreich To Pimp A Butterfly (2015) wohl auch aus objektiver Perspektive zu niedrig eingeschätzt habe, gibt es immer wieder herausragende Alben im Hip-Hop, natürlich auch heute noch. Das gilt auch für Loyle Carners Drittwerk Hugo, auf dem sich der 28-jährige Brite wieder so extrem gekonnt zu den gegenwärtigen sozio-politischen Themen positioniert und seine im Hip-Hop und Grime zentrierten Klänge mit zahlreichen weiteren Elementen (u.a. Jazz, Soul) würzt. Hier wird sich eindeutig gegen den Rassismus im eigenen Land sowie generell gerichtet, wobei natürlich auch die eigenen schicksalshaften persönlichen Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend mit einfließen. Dies drückt sich alles in wirklich unheimlich starken Texten aus. Ich muss allerdings erneut sagen, dass ich noch nicht ganz mit den höchsten Lobeshymnen einiger Musikkritiker/innen mitgehe. Was sagt dies über mich aus? Ignoranz? Unwissenheit? Was sagt ihr zu dem Album? Ist es ein Meisterwerk? Oder eher nicht? Auf eure Meinungen bin ich gespannt!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)  

https://loylecarner.com/

  

Childish Gambino – 3.15.20

VÖ: 22.03.2020

Label: RCA

Genre: Hip-Hop / R&B / Soul

Ich habe es ja nicht das erste Mal an dieser Stelle erwähnt, dass Donald Glover ein unglaubliches Multitalent ist. Aber wem erzähle ich das? Man kennt ihn ja sicherlich aus einigen Filmen (z.B. aus Solo als Lando Calrissian) und vor allem Serien wie dem gloriosen Community – das ja übrigens seit ein paar Tagen auf Netflix läuft, eine Empfehlung meinerseits 😊 –, dem immer wieder heiß gehandelten, von mir leider noch nicht gesehenen Atlanta, vielleicht auch dem fantastischen 30 Rock. Er war ja da nicht nur als Schauspieler, sondern eben auch als Schreiber und sonstiger „Ideengeber“ engagiert. Ach ja, zuletzt war er ja dann auch zum Beispiel für die Neuverfilmung des König der Löwen eingebunden, für den Soundtrack und als Stimme für Simba. Nun gut, dann ist das ja natürlich auch das Musikalische in seiner Rolle als Childish Gambino. Als dieser hat Glover zunächst (in meinen Augen „nur“) okaye Hip-Hop-Alben produziert, um dann Ende 2016 das fantastische, im Stile von Price gehaltene Funk-/Soul-/R&B-Wunderwerk “Awaken, My Love“ nachzulegen. Ich bin heute noch von dessen Strahlkraft fasziniert. Wie jeder weiß gab es ja dann auch noch die sensationelle Single, hier in der Bestenliste aufgeführte This Is America mit diesem ehrlich-schockierenden, die politische Lage in den USA deutlich aufzeigenden Video. Da (allerspätestens) zeigte der 36-Jährige, dass er auch auf dem Gebiet des Songwritings absolut begnadet ist. Nun ist ziemlich unvermittelt das neue Album – schlicht 3.15.20 – erschienen. Während es international doch überwiegend gefeiert wird, sind die Kritiken hierzulande eher verhalten bis ziemlich schlecht ausgefallen. In der 2½-Sterne-Besprechung des Musikexpress wird gemeint, er habe sich auf Albumlänge doch mit den verschiedenen Sounds ziemlich verzettelt, in jener von laut steht auch, er sei an seinen hohen Ansprüchen gescheitert. Ich vermute, dass hier die Erwartungen dann doch zu hoch waren, denn man hat mittlerweile tatsächlich gedacht, Glover könne ja nur noch Großartiges abliefern, frage mich aber dann doch warum es ihm so negativ ausgelegt wird, wenn jene dann nicht vollends befriedigt werden. Ich selbst kann zwar zustimmen, dass 3.15.20 lange nicht in der Liga von “Awaken, My Love“ spielt, es auf keinen Fall dessen Kohärenz und Dringlichkeit erreicht, ich aber es lange nicht als misslungen erachte. Dafür greifen manche musikalische Elemente zu häufig, bekommen die Songs ihren notwendigen Schwung verliehen. Ich weiß jetzt auch nicht genau, was das mit den Titeln genau soll (ja klar, die Minuten- und Sekunden-Angabe, aber warum?) oder das mit dem Artwork (Minimalismus?). Es wirkt manchmal wirklich etwas fragmentarisch. Doch mittelmäßig oder gar schlecht ist das Album wirklich nicht, vielleicht einfach nicht so anspruchsvoll wie andere Veröffentlichungen von Childish Gambino. Aber ist  das so schlimm? Ich finde das Werk okay, aber vielleicht ist das bei einem Donald Glover eben auch schon „schwer enttäuschend“. Das wüsste ich gerne von euch. Wie findet ihr das Album? Auf eure Antworten bin ich gespannt.

Note: 2,7 (vorerst)

https://donaldgloverpresents.com/

 

Caribou – Suddenly

VÖ: 28.02.2020

Label: City Slang

Genre: Electronica / Pop

Meine ausgesprochen hohe Wertschätzung für den Kanadier Dan Snaith kam ja höchstwahrscheinlich zuletzt im Jahrzehntrückblick zum Ausdruck, da ich seine beiden als Caribou in der letzten Dekade veröffentlichten Alben Swim (2010) und Our Love (2014) darin aufgelistet habe. Er ist für mich einer der Künstler/innen, die es in den 2000er Jahren stets verstanden haben, die beiden musikalischen Pole Pop und Electronica (anfangs auch Folk) am eindrucksvollsten zusammenzuführen. Denn es wird meiner Meinung oft vergessen, dass schon The Milk Of Human Kindness (2005) sowie Andorra (2007, mit diesem Wahnsinnssong Melody Day ) Meisterstreiche darstellten. Erwähnt seien zudem das frühere bzw. aktuelle Projekt Snaiths  (Manitoba bzw. Daphni), mit denen er ebenfalls Electronica und Pop zusammenführ(t)e, aber auf eine noch andere Weise als unter dem bekanntesten Alias Caribou. Es ist halt so, dass er unter dem letztgenannten Pseudonym bei allem musikalischen Anspruch das Hitpotential dazu kommt, man nehme nur Songs wie Odessa, Sun, Our Love oder Can’t Do Without You. Ich liebe es! Dementsprechend hoch sind meine Erwartungen an das neue  Album Suddenly gewesen, dessen Erscheinen (nach 6 langen Jahren!) mit den absolut beeindruckenden Singles Home und You And I Ende des letzten Jahres angekündigt wurde. Was soll ich sagen? Ich bleibe weiterhin ein Riesenfan von Dan Snaith, soviel ist sicher. Wer es so beeindruckend hinbekommt, einen Song wie erwähntes, mit einem grandiosen Sample von Gloria Barnes aufwartendes Home an die Glanzzeiten der eigenen Diskografie erinnern zu lassen, dabei aber so viele neue Ideen dezent wieder einfließen zu lassen, dem ist doch jegliches Lob sicher (zumindest von mir)! Generell schafft er es als Caribou, wieder Pop und Electronica spannend zu synthetisieren – mit vielfältigen Ideen (z.B. passend ausgewählten Hip-Hop-Samples) – und diese mit unterschiedlichen Genres zu kombinieren. Mir gefällt zudem der Verweis auf die eigene Diskografie (z.B. die frühe IDM-Phase als Manitoba, mit hypnotischem Leiern im Stile Boards Of Canadas), die nicht einfach zitiert, sondern originell in einen modernen Kontext verpflanzt wird. Vielleicht spielt Suddenly (noch) nicht in der Liga der beiden Vorgänger, doch Snaith hält genügend Ideen für die neue Dekade bereit, das steht fest!

Note: 2,0 (vorerst)      

http://www.caribou.fm/

 

Chromatics – Closer To Grey

VÖ: 02.10.2019

Label: Italians Do It Better

Genre: Electronica / Synth-/Dream-/Art-Pop

Es wäre doch angebracht, dass ich mich noch einmal aufmerksamer mit der Diskografie der Band aus Portland auseinandersetze. Ja klar, die allgemein höhere öffentliche Aufmerksamkeit haben die Chromatics wohl spätestens durch den Einsatz ihres großartigen Tick Of The Clock in den Action-Thrillern Drive und  96 Hours – Taken 2 erlangt. Der Track ist auf dem von Kritikern schon geliebten Album  Night Drive (2007) enthalten. Nun, es folgten weitere Einsätze von Chromatics-Songs in Kino- sowie TV-Filmen bzw. -serien (u.a. den neuen Twin Peaks-Folgen oder Mr. Robot). Es ist aber auch einfach Musik, die perfekt passt zu Bildern, die ihre entsprechende Wirkung erzielen sollen, anspruchsvoll und detailliert in den Arrangements. In der Veröffentlichungs-Geschichte der Chromatics sind große kreative Pausen nun schon gewöhnlich, betrachtet man einmal die Release-Abstände zwischen den letzten drei Alben Night Drive (2007), Kill For Love (2012) und jetzt Closer To Grey. Was ich damit betonen möchte, dass diese langen Phasen mir ganz guttun, um mich mit dem jeweils letzten Werk eingehender zu beschäftigen, das braucht bei mir seine Zeit! Wenn ich bedenke, dass ich Kill For Love zunächst noch nicht so viel abgewinnen konnte, es sich mir erst nach und nach erschlossen hat. Wenn ich ehrlich bin, dann aber auch noch nicht vollends, weshalb ich die Formulierung des ersten Satzes dieser Rezension gewählt habe. Bei Closer To Grey kann ich mich wertungstechnisch ebenfalls nicht sofort festlegen. Zwischendrin war es ja so, dass eigentlich ein Album mit dem Titel Dear Tommy erscheinen sollte (kommt wohl noch), die Veröffentlichung der hier besprochenen LP doch recht unvorhersehbar erfolgt ist. Das Release-Datum an einem Mittwoch (statt Freitag) ja auch recht vielsagend. Kommen wir zu der Musik: der Einstieg, das meiner Meinung nur okaye The Sound Of Silence-Cover, hat mich zunächst etwas abgeschreckt. Allerdings können die weiteren Songs schon bildhafte, atmosphärische, oft nachdenklich-träumerische Momente aufweisen, die mir ziemlich gut gefallen, unter anderem eine weitere, im Vergleich zu The Sound Of Silence eindrücklichere Neuinterpretierung – On The Wall, im Original von The Jesus And Mary Chain (Cover-Versionen beherrschen die Chromatics für gewöhnlich gut). Generell ist alles wie gewohnt anspruchs- und geschmackvoll in Hinsicht der Arrangements (die Gesangsstimme von Ruth Radelet fügt sich federleicht ein z.B.). Es fällt mir nur wie bereits erwähnt schwer, mir ein abschließendes Urteil zu bilden. Aber vielleicht ist das auch in Zusammenhang mit den Chromatics nicht die allererste Priorität. Ich bin mir auch sicher, dass die Platte sich entwickelt!

Note: 2,3 (mit Potential nach oben)

https://www.facebook.com/CHROMATICSBAND

 

Chance The Rapper – The Big Day

VÖ: 26.07.2019

Label: Chance The Rapper (Self-Released)

Genre: Hip-Hop

Ich gebe zu, ich bin im Hip-Hop nicht immer so fachkundig unterwegs. Die „großen“ Platten aus den 1980er-/90er Jahren höre ich ab und zu – oder zumindest die klassischen Songs. Mit Genre-Vertretern des deutschen Sprachraumes ist es sogar so, dass ich diesbezüglich wohl komplett den Anschluss verloren habe, ich einiges gar nicht mehr kenne. Andererseits bleibe ich offen, da ich weiß, dass es bestimmt auch abseits gängiger Stereotypen, die im Zusammenhang mit dem Hip-Hop aufkommen, viele interessante Veröffentlichungen gibt, die jene nicht bedienen, natürlich neben denen allseits bekannter und versierter Künstler/innen wie Kendrick Lamar.  Da wäre beispielsweise Chance The Rapper, der Anfang dieser Dekade ein paar interessante, künstlerisch hochwertige Mixtapes veröffentlichte. Immer wieder habe ich ein paar Songs gehört und war aufgrund der Vielseitigkeit seiner Musik (es wurden unter anderem Elemente  aus Blues, Soul, Jazz integriert) sowie der Hintergründigkeit seiner Texte (der heute 26-Jährige behandelte darin reflektiert seine eigenen biografischen Erfahrungen, z.B. den Verlust eines guten Freundes) sehr angetan, zumindest wurde meine Aufmerksamkeit geweckt. Die Musikpresse reagierte ja auch positiv, zudem wurden Chance The Rapper in einem Umfeld mit anderen spannenden Interpretinnen/Interpreten (u.a. Childish Gambino) immer wieder gute Voraussetzungen geboten, tolle Veröffentlichungen zu kreieren. Aus dem Grund war ich im Vorhinein schon ein bisschen gespannt, was auf der Debüt-LP geboten wird. Ich muss leider sagen, dass ich letztlich nicht gecatcht bin, denn vieles hört sich jetzt im direkten Vergleich zu anderen Hip-Hop-Produktionen nicht so individuell an wie erhofft, seine Handschrift wird irgendwie nicht erkennbar. Es geht thematisch um sein Familienleben (er hat dieses Jahr geheiratet), musikalisch werden dazu meiner Meinung nach zu wenig Sounds geboten, die sich im Ohr festsetzen. Natürlich ist das nicht die Katastrophe, als die theneedledrop sie ansieht (hat er dieser wirklich 0/10 Punkten gegeben?), aber ich finde es nur mäßig. Kann aber – wie bereits anfangs  geschrieben – daran liegen, dass ich nicht so fachkundig bin. Wie findet Ihr The Big Day? Auf Eure Meinungen bin ich gespannt!

Note: 3,0

https://www.chanceraps.com/

 

The Chemical Brothers – No Geography

VÖ: 12.04.2019

Label: Virgin

Genre: Electronica / Dance

Wieder eine meiner absoluten Lieblingsacts in der “Kontrovers”-Sparte! Ich habe letztens noch einmal das geniale Video zu Elektrobank geschaut, mit der wunderbaren Sofia Coppola als Tänzerin, die mal so richtig kunstvoll eine Choreographie der Extraklasse abliefert und die Konkurrentin blöd aus der Wäsche schauen lässt. Atemberaubend, wie hier die Bilder mit den auch heute noch Maßstäbe setzenden Electronica-Sounds kombiniert werden (typisch Spike Jonze eben!). Ein Klassiker des mit Krachern gesegneten Meilensteins Dig Your Own Hole (1997)!  Es ist den Chemikalienbrüdern bis heute nicht mehr gelungen, diese Qualität – die schon mit dem tollen Debüt Exit Planet Dust (1995) angedeutet wurde – zu übertreffen, auch wenn mir der Nachfolger Surrender (1999) ebenso imponiert hat. Ich hatte so nach Come With Us (2002) allerdings das Gefühl, dass oft mit den (häufig  Starbesetzung aufbietenden) Singles  wieder eine gewisse Klasse unter Beweis gestellt werden konnte, doch dass auf komplette Albumlänge die Ideen etwas ausgingen. So kann ich sagen, dass ich nach der Rezeption des neunten Werkes der beiden Briten zumindest in Ansätzen positiv überrascht bin. Denn irgendwie wirken die Tracks irgendwie wieder kraftvoller, als ob sie wieder richtig abliefern möchten. Vor allem gefallen mir die Features mit Aurora! Mich wundern daher die doch sehr gemischten Kritiken, obwohl international ja eher die positiven Einschätzungen überwiegen. Ich mag es, was haltet ihr davon? Eure Meinung ist jetzt gefragt 🙂

Note: 2,3

https://www.thechemicalbrothers.com/

 

The Cinematic Orchestra – To Believe  

VÖ: 15.03.2019

Label: Ninja Tune

Genre:  Nu Jazz / Electronica

Wo ich gerade über das neue Album von Unkle in den Kurzbesprechungen geschrieben habe, ist es ganz passend die Veröffentlichung von einer Band zu thematisieren, die ich vielleicht in einem ähnlichen Klanguniversum verorte. Was aber vielleicht daran liegen kann, dass ich beide zu einer fast gleichen Zeit kennengelernt habe. Das muss so Ende der 1990er oder Anfang der 2000er Jahre gewesen sein, als ein guter Freund meines Vaters immer mal wieder ein paar Alben mitbrachte, unter anderem mit in Electronica-/Ambient-/Downtempo-/(Nu-)Jazz-/Avantgarde-Gefilde reichenden Musik, u.a. von Massive Attack, Nils Petter Molvær, Air, Zero 7, DJ Shadow, Nightmares On Wax, Kruder & Dorfmeister, Archive und eben Unkle sowie The Cinematic Orchestra. Ich meine da ging es um die Songs von den ersten beiden Studioalben der Londoner, Motion (1999) und Every Day (2002) als auch den Soundtrack Man With A Movie Camera (2003), das weiß ich leider nicht mehr genau. Ich fand diese Sounds passten ja genau in die Zeit, als sie ca. ab Mitte der 1990er bis um die Jahrtausendwende absolut in Mode waren. Zu Recht natürlich, das waren spannende Experimente, die sich auch viele andere Genres einverleibten in die oben beschriebene Melange, weit entfernt von „Fahrstuhl-Musik“.  The Cinematic Orchestras Sounds hatten es mir angetan, spätestens mit ihrem dritten Werk Ma Fleur (2007) – mit ihrem wohl bekanntesten Song To Build A Home – konnten sich die Briten sicherlich noch mehr Hörer erschließen. Nun ist also nach 12 Jahre wieder ein reguläres Album erschienen, das mich im Vergleich leider nicht erreichen kann, zumindest bis jetzt. Die Kritiken sind ja vor allem im internationalen Segment ziemlich gut ausgefallen. Ich finde zwar auch, dass – ähnlich wie bei Unkle – die Songs wirklich hochwertig und zeitgemäß produziert sind, im Spannungsfeld von Nu Jazz, Electronica und Ambient, mit Strukturen Klassischer Musik. Dennoch geht in meinen Augen oft ein wenig die Spannung verloren, wenn auch die Melodien gut ins Ohr gehen. Bin ein wenig verunsichert. Ist natürlich nicht schlecht, aber eben auch nicht so fantastisch wie teilweise geschrieben wird. Hm…Was sagt Ihr zu dem Album? Bin gespannt auf Eure Rückmeldungen!

Note: 2,7 (eventuell mit Potential nach oben)

https://www.cinematicorchestra.com/

 

Neneh Cherry – Broken Politics

VÖ: 19.10.2018

Label: Smalltown Supersound

Genre: Soul /Jazz / Dub / Electronica

Mit diesen Comebacks ist das ja immer so eine Sache. Gerade wenn man den/die Künstler/in, die Band so richtig lieb hat, die Diskografie womöglich rauf und runter gehört hat, nach langer Zeit ein neues Lebenszeichen wahrnimmt, dann ist oft Skepsis angesagt. Geht mir zumindest so, möchte das jetzt nicht verallgemeinern. Ich weiß, es gibt auch jene Musiker/innen, bei denen ohnehin nichts Großes mehr zu erwarten ist. Umso schöner ist das für mich, wenn eine Rückkehr glückt oder – mehr noch – sensationell ausfällt. Ich denke da beispielsweise an den Drittling von Portishead! Vor vier Jahren erschien eine Platte, die hat mich ebenfalls sofort mehr als überzeugt, es handelt sich dabei um Blank Project. 2014 erschienen, hatte die Schwedin Neneh Cherry – Stieftochter des großen Don Cherry und unter anderem Halbschwester von Titiyo (wer von Euch erinnert sich noch an Come Along?) und Eagle-Eye Cherry (wer von Euch erinnert sich noch an Save Tonight?) – nach 18 Jahren wieder ein Lebenszeichen unter ihrem Namen von sich gegeben (in den 2000er Jahren hatte sie mit CirKus zwei Alben herausgebracht, 2012 mit The Thing produziert). Die Sängerin also, die Ende der 1980er Jahre mit Raw Like Sushi ein fulminantes Debüt vorgelegt hatte (mit Knallersongs wie Buffalo Stance und Manchild). Besagtes Blank Project überzeugte vor allem, weil es (ähnlich wie das oben genannte Album von Portishead) höchst zeitgemäße, gern auch kompromisslose Sounds aufbot, man sich eben nicht wie so viele andere Comeback-Acts zwanghaft an der glorreichen Vergangenheit festklammerte (mit möglichst an jene Tage erinnernden Klängen). Jetzt ist Broken Politics draußen, das erneut  mit einer vielseitigen Auswahl an Sounds und Beats punkten kann und – wie der Titel verrät – in den Texten eine gesellschaftspolitische Botschaft aufweist, unter anderem in Form von pointierten Statements zu Migrationspolitik und der Rolle der Frau in der Gegenwart. Produziert ist dieses starke Album wie der Vorgänger von dem großartigen Four Tet  (bei der wundervollen Single Kong war zudem 3D von Massive Attack im Spiel). Was hätte da aber auch wirklich schief gehen können? Richtig gut, Frau Cherry!

Note: 2,0

https://de-de.facebook.com/nenehcherryofficial/

 

Cat Power – Wanderer

VÖ: 05.10.2018

Label: Domino

Genre:  Folk / (Country-)Blues / Indie-Rock

In meinem Familien- und Freundeskreis wird mir manchmal nachgesagt, ich sei nicht immer objektiv genug, wenn es darum gehe, Musik zu bewerten, bezogen auf Situationen, in denen ich sie den entsprechenden Personen nahelegen möchte. Ich würde dann letztens Endes nur meine Meinung akzeptieren. Ich gebe ja zu, dass es mir manchmal schwerfällt – gerade ich wenn die Künstler/innen außergewöhnlich toll finde – gegenteilige Ansichten hinzunehmen, aber ich kann mich da schon mit abfinden. Doch doch, das geht schon! 🙂 Meine Schwester beispielsweise ist das eine oder andere Mal ziemlich direkt, wenn es um die Einschätzung von Musik geht. Dann denke ich: „Ach, das ist doch nicht richtig“, komme jedoch im Nachhinein noch einmal ins Grübeln. So oder so, ich schätze ihre direkte Art sehr, ich habe dann einen Ansporn, auf ihre Bewertung hin eine genauere Begutachtung des Werkes vorzunehmen, um entweder meine vorherige Meinung zu revidieren oder eben nicht. Es ist zudem nicht selten vorgekommen, dass ihre Einschätzung mir zu neuen Erkenntnissen verholfen hat (z.B. die Großartigkeit von Bright Eyes‘ I’m Wide Awake, It’s Morning, der ich mir erst wesentlich später gewahr wurde und die ich wahrscheinlich ohne sie nicht erkannt hätte). So fragte meine Schwester vor kurzem, nachdem sie Woman, die erste Single des neuen, nach 6 Jahren Pause erscheinenden Werkes von Cat Power (mit Lana Del Rey als Feature), gehört hatte: „Macht sie nicht oft dieses EINE Lied?“ In diesem Fall wusste ich, dass das nicht als „Angriff“ gemeint war, da sie sich schon früher lobend über die Sängerin geäußert hatte. Ich bin mir sehr sicher, dass auch meine Schwester über die Verdienste der 46-jährigen US-Amerikanerin Chan Marshall Bescheid weiß. Dennoch war es für mich ein Anlass, mit einer kritischeren Einstellung an die Rezeption von Wanderer zu gehen. Meine Einschätzung fällt größtenteils positiv aus, auch wenn einzelne Songs klar hervorstechen und tatsächlich besser sind als Woman – in meinen Augen In Your Face, You Get,  Horizon und Me Voy. Cat Power bietet nach einigen Stilwechseln wieder den rockig-bluesigen Folk- und Lo-Fi –Sound früherer Tage in Kombination mit nach wie vor berührenden, persönlich-expressiven Texten. Ist ja auch wieder einiges passiert in ihrem Leben (Geburt ihres Kindes z.B., das wohl auf dem Cover zu sehen ist). Wanderer ist zwar nicht so genial wie Moon Pix, You Are Free oder The Greatest, aber trotzdem stellt es immer noch ein starkes Statement von Cat Power dar! Besitzt durchaus Wachstumspotential!

Note: 2,3 (mit Potential nach oben)

https://www.catpowermusic.com/

 

Chvrches – Love Is Dead

VÖ: 25.05.2018

Label: Vertigo

Genre: (Synthie-/Indie-)Pop

Ich weiß, dass hier bei hicemusic die Wertungen in der Regel und in der Mehrheit durchweg positiv ausfallen. Das liegt daran, dass ich mir ja auch alle paar Wochen nur die Platten von Acts aussuche, von denen ich mir viel oder zumindest etwas verspreche. Oft ist bei den Veröffentlichungen Musik dabei, die mich grundlegend nicht interessiert, gelegentlich auch von etablierten Künstler/innen und Gruppen, von denen ich mir jedoch nicht viel erhoffe (ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass Ihr mich gerne eines Besseren belehren dürft, mir auch mal Alben vorschlagen dürft, die ich – sofern es die Zeit zulässt – besprechen kann). Nun gut, es gibt ja hier die Rubrik „Kontrovers“, in der schon so einige Acts aufgetaucht sind, die ich grundsätzlich mag, deren Platten mich jedoch enttäuscht haben. Um noch einmal auf den Anfang dieses Textes zu kommen, dass ich grundsätzlich vieles sehr gut bewerte: kommen wir in diesem Zusammenhang doch einmal auf eine Band zu sprechen, um die generell sehr viel Hype veranstaltet wird, deren Alben überaus positiv bewertet werden, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Ich meine das schottische Trio Chvrches. Auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache: ich schätze vielleicht die produktionstechnischen Aspekte ihres Sounds, doch emotional haben mich ihre Songs nie wirklich (obwohl es die Texte sicherlich suggerierten) berührt, auch nicht die ihres gefeierten Debüts The Bones Of What You Believe (2013). Klar, es gab auf ihm und auf dem Nachfolger Every Open Eye (2015) Ausnahmen (allen voran The Mother We Share, Sängerin Lauren Mayberry hat auch zugegebenermaßen eine tolle Stimme), doch in der Mehrheit fehlte mir irgendwie etwas Individuelles, einiges klang mir zu „glatt poliert“. Letzteres wird nun Love Is Dead von der Musikpresse vorgeworfen, dem ich leider zustimmen muss. Auch hier gibt es positive Ausreißer, ich mag beispielsweise My Enemy mit The National-Frontmann Matt Berninger, doch vieles ist mir ebenso zu formlos, unterschiedet sich dann kaum von vergleichbaren kraftloseren, massenkompatiblen Charts-Musiken. Was sagt Ihr dazu? Liege ich total falsch und seid Ihr völlig anderer Meinung? Ich würde mich sehr über Eure Äußerungen freuen!

Note: 3,0

http://chvrch.es/

 

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