The Avalanches – We Will Always Love You

VÖ: 11.12.2020

Label: EMI

Genre: (Dance-)Pop / Electronica / Sampledelia

„We Will Always Love You“ – irgendwie gibt es da meinerseits einen Reflex, auf diesen Satz – vielmehr handelt es sich um den Titel des neuen Albums der Australier – mit „I Love You Too, Forever!“ zu antworten 😊 Denn es sollte ja hier auf hicemusic von mir schon oft genug erwähnt worden sein, dass ich The Avalanches für absolut fantastisch halte. Ihr 2000 veröffentlichtes, zahlreiche originell verarbeitete Samples (aus den unterschiedlichsten Richtungen) bietende Debüt Since I Left You halte ich für unglaublich meisterhaft, es gehört zu meinen All Time-Favorites und wurde hier nicht umsonst in der „Classics“-Reihe vorgestellt. Es gibt für mich – mal von DJ Shadow und seinem Endtroducing….. (1996) abgesehen – wohl kein Werk der sogenannten „Plunderphonics“, das mich mehr fasziniert hat! Wer erinnert sich als Musikfernseh-Freak, der um die 2000er Jahre VIVA Zwei gesehen hat, nicht gerne an die abgefahrenen, wahnsinnig originellen Videos von Since I Left You und Frontier Psychiatrist? Es war ja fast schon so, als hätte mich eine große Liebe für immer verlassen und womöglich enttäuscht, als ich als Fan so eine lange Zeit auf den immer wieder angekündigten Nachfolger gewartet hatte. Der erschien dann mit Wildflower (2016) und ich war aufgrund der psychedelischen, verlockenden Disco-/Electro-Melodien – auch wenn natürlich die Genialität des Debüts nicht ansatzweise erreicht werden konnte – doch wieder mit den Avalanches versöhnt. Ich konnte sie ja zusätzlich kurz darauf live in Köln sehen und war von der Show begeistert. Nun hat die australische Band sich glücklicherweise nicht wieder eineinhalb Dekaden versteckt und mich als Fan im Unklaren gelassen. Kurz vor Weihnachten wurde besagtes We Will Always Love You veröffentlicht, auf dem die Avalanches unzählige hochkarätige Gäste vereinen, unter anderem Blood Orange, MGMT, Kurt Vile, Neneh Cherry, Tricky, Jamie XX, Johnny Marr, Mick Jones, Leon Bridges Karen O, Denzel Curry, ja sogar Rivers Cuomo und Vashti Bunyan sind dabei. Es geht nicht mehr vordergründig um die Kunst des Samplings, sondern es wird den Stars die Möglichkeit gegeben, ihre individuelle Note (insbesondere mittels Gesang) einzubringen, ohne dass dem Duo Robbie Chater und Tony Di Blasi die unvergleichlichen Trademarks abhanden kommen. Das „We Will Always Love You“ nimmt Bezug auf Ann Druyan und Carl Sagan, die 1977 die Voyager Golden Records mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 als Botschaften an Außerirdische versendeten. Auch anderen großen Persönlichkeiten wird hier gehuldigt. Mit Musik, die mal sehnsuchtsvoll, mal romantisch, mal feierlich, mal melancholisch, generell gesagt zauberhaft daherkommt und zu jeder Zeit gewohnt vielseitig aufgebaut ist. Ich muss zugeben, nach dem ersten Hören war ich noch nicht ganz fasziniert (außer vom großartigen Gold Sky mit Kurt Vile), doch das Werk entfaltet seine Kraft mit jedem weiteren Durchgang. Bin mittlerweile mehr als überzeugt. Die alte Liebe zu den Avalanches besteht meinerseits immer noch, wie schön!

Note: 2,0

http://theavalanches.com/

 

The Avalanches – Since I Left You


VÖ: 27.11.2000

Label: Modular

Genre:  Dance-Pop / Electronica

Im Zusammenhang mit der Besprechung des Röyksopp-Klassikers Melody A.M. – und nicht nur zu diesem Anlass – habe ich hier bei hicemusic erwähnt, dass ich ganz wehmütig werde, wenn ich an die Zeiten Anfang der 2000er Jahre zurückdenke, als es noch „richtiges“ Musikfernsehen gab. Vor allem natürlich diesen Sender mit der Ambition, seine Zuschauer mit alternativen, ebenso seltener zu vernehmenden Klängen und sehenden Bildern vertraut zu machen. Gemeint ist selbstverständlich VIVA Zwei. Ich möchte nicht als jemand erscheinen, der getreu dem Motto „früher war alles besser“ argumentiert – das stimmt sicherlich schon aus dem Grund nicht, weil man dazu neigt, einiges nostalgisch zu verklären, etwas aus gegenwärtiger Perspektive eventuell positiver beurteilt wird, als es gewesen ist  –, aber in diesem Fall muss ich darauf bestehen, dass den Clips zu den Songs damals mehr Bedeutung eingeräumt wurde. Ich habe durch das Musikfernsehen eben Sounds kennengelernt, mit denen  ich auf anderem Wege höchstwahrscheinlich nicht in Berührung gekommen wäre. Ende 2000 war Since I Left You von The Avalanches erschienen, ohne dass es von mir damals registriert wurde. Doch dann sah ich bei VIVA Zwei einen wirklich verrückten Videoclip, in dem eine Vielzahl von unterschiedlich verkleideten Personen herumtanzten, gestikulierten, die Samples des Musikstücks (Gesang oder Dialoge) nachspielten und rezitierten. Eine Riesenshow, voller Humor und Raffinesse, meiner Meinung bis heute eines der besten Videos der 2000er Jahre! Es handelt sich um Frontier Psychiatrist, das schon als Musikstück eine Wucht ist, durch das Video noch zusätzlich aufgewertet wird. Ich war begeistert und wurde kurz darauf noch aufmerksamer auf die Avalanches, als ein weiterer hochwertiger Clip erschien, wieder zu sehen auf VIVA Zwei.  Dieser ist schwarz-weiß gehalten:  zwei Bergarbeiter finden durch eine unterirdische Höhle Zugang zu einem dann in bunten Bildern dargestellten Tanzstudio, in dem zwei Ballerinen sich zu den Klängen der Musik bewegen, die Männer schließlich so in einen Begeisterungsrausch versetzt werden, dass sie mit diesen zusammen das Tanzbein schwingen. Wundervoll, es handelt sich natürlich um das Video zu dem fantastischen Titelsong! In dem Porträt bei laut.de hat man passend dazu eine richtige Beschreibung gefunden: „Die Musikvideo-gewordene Band“. Unvergessen bleiben die Avalanches natürlich auch durch ihre unglaubliche Versiertheit im Sampling (bei Interesse könnt ihr euch mal über die sogenannten „Plunderphonics“ informieren, für die The Avalanches neben Künstlern wie DJ Shadow, MF Doom oder DJ Food in der Moderne stehen). Die Australier verarbeiteten für ihre Debüt-LP – auf der selbstverständlich die beiden oben genannten Songs zu finden waren, die ohnehin exemplarisch dafür stehen – unzählige Samples (es sollen angeblich bis zu 3.5000 sein, schaut mal gerne bei whosampled.com nach) aus den unterschiedlichsten Herkunftsbereichen – diverse Musikrichtungen (von Madonna bis Boney M, allerdings auch viel Unbekanntes), Filme (bei Frontier Psychiatrist gibt es beispielsweise einen Textauszug aus John Waters‘ Polyester zu hören) und eine unglaubliche Menge an weiteren Kunstformen und Medien. Eine wahrlich gigantische Fundgrube. Ich selbst habe immer wieder eine Freude daran, das Album zu hören, die Vielseitigkeit zu genießen, mich jedes Mal auf das Neue überraschen zu lassen. Wie groß das Werk ist, hat man ja allein daran gemerkt, wie sehnsüchtig man auf den lang angekündigten Nachfolger gewartet hat, darauf, eine ähnlich mitreißende Klangreise zu unternehmen. Immer wieder hieß es, da kommt was Neues – ich hörte beispielsweise vor Jahren im Radio mal davon, dass Massive Attack, die Gorillaz sowie eben die Avalanches zusammen ins Studio gegangen seien (was sich leider noch nicht bewahrheitet hat). 2016 war es endlich soweit, ich freute mich riesig:  Wildflower kam heraus. Es war richtig gut, aber die Klasse von dem Debüt Since I Left You erreichte es nicht! Wie soll das aber auch möglich sein?!? Das Debüt hat für mich bis heute nichts von seinem Glanz verloren. Kein Durchhänger, auf gesamter Länge ergreifend und voller Energie!

P.S.: Ich hatte dieses Jahr die Gelegenheit, die Band live in Köln zu erleben. Es machte unheimlich Spaß, die unbändige Spiellaune steckte das Publikum merklich an. Schön war’s!

Note: 1,0

http://theavalanches.com/

 

The Avalanches – Wildflower

VÖ: 08.07.2016

Label: XL

Genre: Electronica / Hip-Hop

Es gibt Bands, von denen man Jahre nichts hört, über die es immer heißt, sie würden wiederkommen, womöglich mit einem ganz bestimmten, mythenumrankten Album. Erinnert sei da an die Guns N‘ Roses mit ihrem Chinese Democracy oder Dr. Dres Detox. In diesem Kontext sind mittlerweile auch die Australier von The Avalanches zu nennen, die vor über 15 Jahren ihr geniales Debüt Since I Left You veröffentlichten, ein Meisterstück der „Plunderphonics“. Wie DJ Shadows fantastischer Erstling Endtroducing….., mit seinen rein aus Samples bestehenden Klängen, ist oben genannte Veröffentlichung der Avalanches dem „Genre“ zuzurechnen. Diese nutzten ebenso die Technik, Ton- und Musik-Aufnahmen aus unzähligen Platten der unterschiedlichsten Stilrichtungen, Filmen und diversen anderen Formen zu vereinen, woraus ein gleichfalls einzigartiges klangliches Gesamtkunstwerk mit Kultstatus entstand (weit über 3000 Samples soll man letztlich verarbeitet haben). So erinnert sich der Autor dieser Zeiten an selige Viva Zwei-Zeiten Anfang des Jahrtausends, als die großartigen Videos zu den nicht minder wundervollen Singles Since I Left You und Frontier Psychiatrist im Programm liefen und man gleichzeitig vom Visuellen wie auch Auditiven fasziniert war. Natürlich sind die Erwartungen hoch gewesen an den Nachfolger, der mehrmals angekündigt wurde, ohne letztlich physisch vorzuliegen. Nun ist es tatsächlich soweit! Wildflower klingt  schon wie der große Vorgänger, ist dennoch keine öde Kopie, sondern glänzt mit vielen tollen neuen Einfällen, zeigt die Stärken, die die Avalanches schon damals auszeichneten. Originell eingesetzte und interpretierte, vielfältige Samples sind wieder dabei (u.a. von den Beach Boys), kombiniert mit selbst komponierten Sounds, um der Pop-Kultur wieder die Ehre zu erweisen. Ein spannender Mix aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen (u.a. Hip-Hop), mitgetragen von Gästen wie Danny Brown, MF Doom, Toro Y Moi und Father John Misty. Ein fabelhafter Hörgenuss!

Note: 2,0

http://www.theavalanches.com/

The Avalanches | Frankie Sinatra from DIVISION on Vimeo.

The Avalanches – The Wozard of Iz [Music Video] from Danny Brown on Vimeo.

 

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