VÖ: 07.10.2016
Label: Caroline
Genre: Hip-Hop /Spoken Word / Electronica
Der Herbst hält einige große Werke bereit! Nach dem atemberaubendem Skeleton Tree von Nick Cave und seinen Bad Seeds – hier bei hicemusic verdienterweise gerade zum Album des Monats September gekürt – und dem ebenso fantastischen neuen Bon Iver-Tonträger meldet sich nun die 30-jährige Allroundkünstlerin Kate Esther Calvert alias Kate Tempest mit ihrem Zweitling zurück. Zum musikalischen Debüt wurde an dieser Stelle geschrieben, dass die Londonerin absolut versiert darin sei, „(…) Kritik an gesellschaftlichen Missständen auszuüben – selbstbewusst, pointiert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.“ Diese Beschreibungen lassen sich 1:1 auf Let Them Eat Chaos übertragen, sie klingen fast schon untertrieben, angesichts der Direktheit, Kompromisslosigkeit und harten, schmerzhaften Ehrlichkeit, dem bitteren Pessimismus, mit dem man hier konfrontiert wird. Ähnlich wie auf Everybody Down folgt man unterschiedlichen Protagonisten, die gegenwärtige gesellschaftliche Probleme am eigenen Leib erfahren müssen, wobei die politische Note noch mehr betont wird als auf besagtem Vorgänger. Das Albumcover deutet es ja bereits an, dass auf dieser Welt einiges im Argen liegt, was Tempest natürlich nicht nur auf ihre Heimat im Zuge des bevorstehenden Brexits bezieht – auch wenn der Ort der Handlung London ist, in der die Charaktere unabhängig ihres gesellschaftlichen Status zeitgleich (genau um 04:18 Uhr) der „sozialen Kälte“ ausgesetzt werden – sondern auf jegliche Brandherde referiert, allgemein Themen, die unsere Nachrichten momentan dominieren. Einerseits muss die sprachliche Brillanz dabei nicht verwundern, ist die Britin doch (mittlerweile eine recht bekannte) Autorin und Lyrikerin, andererseits ist man schon erstaunt über die konkrete Bildhaftigkeit, die inhaltliche Stringenz und Hintergründigkeit ihrer Geschichten. Man kann die Ängste und Nöte, die Traurigkeit der einzelnen Schicksale der Protagonisten sehr gut nachvollziehen und –fühlen. Zudem hat sich Kate Tempest auch musikalisch noch weiter gesteigert, ihre Raps sind fantastisch klar akzentuiert, die Kombination mit den futuristisch anmutenden (Electronica-)Sounds funktioniert ausgezeichnet. In höchstem Maße beeindruckend!
Note: 1,7
https://www.katetempest.co.uk/
Kate Tempest – Let Them Eat Chaos (Album Trailer) from Eskimo Media & Technology on Vimeo.