Four Tet – Three

VÖ: 15.03.2024

Label: Text

Genre: Electronica / Ambient / Experimental

Schon in meinen Jugendjahren, kurz vor dem Erreichen des vollständigen Erwachsenenstatus, begann ich mich langsam für eine Musikrichtung zu interessieren, die sich klanglich nun wirklich weitab vom Charts-Kram der damaligen Zeit bewegte, den ich noch kurz zuvor bevorzugte. Dies wurde sicherlich begünstigt durch den ausgewählten und ausgefallenen Musikgeschmack meines Vaters, der mir nur allzu gerne die Schätze seiner Plattensammlung präsentierte und mich damit regelmäßig in Erstaunen versetzte, unter anderem mit Alben der Residents, Tangerine Dream oder Krautrockbands à la Popol Vuh oder Can. Es durfte manchmal fast noch „ausgefallener“ sein. Ich selbst hörte mir dann ab ca. Mitte der 2000er Jahre – ich war bereits Twen – Alben von den „Intelligent Dance Music“-Acts wie Aphex Twin, Autechre, Boards Of Canada sowie anderen der Warp Records-Schule als auch jenen weiteren wie Mouse On Mars, Orbital, Future Sound Of London usw. an. Ich war infiziert von Sounds im Universum von Electro, Ambient und Avantgarde. Über die Jahre hielt ich dieses Interesse bei, und auch jetzt – nach fast 20 Jahren – bin ich neugierig. Nicht alles Experimentelle sagt mir sofort zu, aber wenn dann ein Kieren Hebden, der vor allem als Four Tet die Szene seit den späten 1990er Jahren stark geprägt hat und den ich natürlich auch in oben genannter Aufstellung erwähnen müsste, wieder ein neues Studio-Album veröffentlicht, dann bin ich gehooked, zumal er mich schon mit seinen letzten Produktionen absolut überzeugt hat. Der 46-jährige Brite präsentiert auf Three, das übrigens sein 12. Studioalbum ist, eine Übersicht seines musikalischen Schaffens, d.h. alle möglichen Richtungen und Subgenres im Spannungsfeld von Electro, Ambient und Experimental kommen zur Geltung. Was Hebden vor allem auszeichnet ist die Leichtigkeit, Stilsicherheit und Offenheit in einem Bereich, den er wie seine Westentasche kennt. Dies drückt sich dann in Hammer-Tracks wie dem hypnotisch-harmonischen Three Drums aus. So bleibt mein Interesse für „intelligente Dance-Musik“ sicherlich bestehen!

Note: 2,0    

https://www.fourtet.net/

James Blake – Playing Robots Into Heaven

VÖ: 08.09.2023

Label: Republic

Genre: Electronica / Experimental / Dance

„Party Zone“ / Chill Out Zone“- Reloaded, Part 1: Im September gibt es ein paar Platten, die mich mit ihren musikalischen Strukturen sehr an die Sounds der 1990er und frühen 2000er Jahre erinnern. Seit ein paar Monaten verfolge ich nämlich – wenn es mir möglich ist – die alten Electro-Ambient-Sendungen, die der (ehemalige) Musik-Sender MTV im Nachtprogramm von Freitag auf Samstag wiederholt. Ich werde da immer unheimlich nostalgisch, wenn die alten Video-Klassiker zu sehen sind, die tatsächlich auch mit bewegten Bildern „neuerer“ Tracks – d.h. aus den 2010er und 2020er Jahren – ergänzt werden. Da höre ich den erwähnten Platten des Septembers genau zu, da durchaus Verbindungen zu den Videos der „alten Tage“ geweckt werden. James Blake, der ja mittlerweile einer der angesagtesten Produzenten und Feature-Gäste ist (Beyoncé, Rosalía, Jay-Z, Frank Ocean, Kendrick Lamar etc.) und sicherlich einiges dazu beigetragen hat, dass diese Künstler*innen spannendere innovativere Sounds zu präsentieren hatten, findet sich mit seinem neuen Werk unter diesen erwähnten Platten. Schön ist, dass der 35-Jährige auch für seine eigenen Werke weiterhin viel Detailarbeit investiert und einen unheimlich großen Ideenreichtum offenbart. Zwei Jahre nach Friends That Break Your Heart, auf dem sich mehr dem souligen Tönen gewidmet wurde, geht es nun wieder mehr in die – Post-Dubstep verwurzelte – Experimental-Electro-Schiene der frühen Tage. Und wie beeindruckend dies umgesetzt wird! Denn es werden die verschiedensten Stilmittel eingebracht und mit- sowie gegeneinander zusammengeführt und ausgespielt, z.B. Loops, Vocal-Samples sowie Ragga-, Trap- sowie Minimal-/Tropical-, aber eben auch Balearic-House-Elemente. Daher wahrscheinlich die Assoziationen mit besagten MTV-Sendungen. Der melodiöse Soul, R&B und Pop wird ebenfalls nicht vergessen. Das Resultat ist nicht weniger als einer der in meinen Augen bzw. Ohren besten Platten des Jahres. James Blake, Du bist ein Genie!

Note: 1,7

https://www.jamesblakemusic.com/

      

                 

Madonna – Music

VÖ: 18.09.2000

Label: WEA

Genre: (Dance-)Pop / Electronica

Vor kurzem – Mitte August – wurde Madonna 65 Jahre alt, was ich als Anlass nutzen möchte, nach 2 Jahren Unterbrechung die „Classics“-Reihe „wiederzubeleben“ und der US-amerikanischen Sängerin mit der Erwähnung eines Albums zu huldigen, das ich persönlich als ihr Bestes erachte. Mit diesem Werk verbinde ich die meisten guten Erinnerungen, insbesondere aufgrund eines Songs, aber dazu später mehr…Natürlich werden einige von Euch sagen, dass es da doch bestimmt bessere Alben von Madonna gibt, vor allem der direkte Vorgänger von Music, namens Ray Of Light (1998). Den finde ich auch absolut fantastisch, keine Frage. Wahrscheinlich werde ich ihn hier an dieser Stelle auch noch einmal besprechen, wer weiß. Gerade weil hier die Großen beteiligt waren (u.a. William Orbit als Produzenten oder Chris Cunningham und Jonas Åkerlund als Regisseure der Musikvideos der Songs Frozen und Ray Of Light) und die Künstlerin ein sowohl grandioses Comeback als auch starkes zeitgemäßes und musikalisch hochwertiges, zukunftweisendes Statement im Bereich des Pop setzte. Mir ist auch klar, dass Madonna mit den Alben der 80er Jahre wie dem selbstbetitelten Debüt (1983), Like A Virgin (1984, produziert vom legendären Nile Rodgers) und Like A Prayer (1989) das Genre revolutioniert hat, nicht umsonst diese Bezeichnung der „Queen Of Pop“ erhalten hat, sie zum Vorbild von so vielen unzähligen folgenden Künstler*innen (natürlich nicht nur Lady Gaga) werden sollte. Das achte Werk Music hat meinen persönlichen Favoritenstatus erlangt, weil es einige stichhaltige Argumente bereithält. Als Übergang in das neue Jahrtausend wurden hier die spannendsten Musikrichtungen der damaligen Zeit aufgegriffen und überaus effektiv in Szene gesetzt. Das lag an dem formidablem Produzententeam um Mirwais, erneut William Orbit und Talvin Singh (u.a.) und dem Songwriter Joe Henry, mit denen Madonna zusammen die Stilarten (Dance-/Disco-/Synthie-)Pop, Electronica, House, Hip-Hop, Rock, Experimental, Folk uvm. erkundete (mit vielen Ausflügen in die 80er Jahre) und eine revolutionäre Mixtur zwischen euphorischen, nach vorne schreitenden sowie ruhigen und bewegenden Momenten kreierte. Das instrumentelle Arrangement hier ist eine absolute Wucht! Das habe ich neulich noch einmal feststellen können, dass diese Sounds auch nach 23 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Die Botschaften, die in den Texten vermittelt werden, sind ebenfalls nachdrücklich (von Feminismus, der kritischen Auseinandersetzung mit Männer-Stereotypen und den neuen Perspektiven, die sich unter anderem durch das Privat- und Familienleben von Madonna damals ergaben). Dazu war das Album kommerziell überaus erfolgreich. Die Songs waren aber auch gut! Dies fing mit dem Vocoder-Titelsong an, der in dem Musikvideo Sacha Baron Cohen in seiner Rolle als Ali G. präsentierte. Dazu das kontroverse, actiongeladene, von Madonnas damaligen Ehemann Guy Ritchie inszenierte Video zu What It Feels Like For A Girl. Dazu als Extra das tolle Cover von Don McLean – American Pie! Aber eines ist – wie bereits zuvor erwähnt – mein absolutes Highlight: der Song Don’t Tell Me und das absolut grandiose Musikvideo. Darin ist Madonna als Cowgirl zu sehen, das durch eine Western-Szenerie schreitet. Ich habe es damals auf MTV und VIVA Zwei unzählige Male gesehen. So ikonisch, würdevoll und attraktiv habe ich Madonna niemals mehr gesehen! Denn später wurde gesagt, dass sie mit Confessions On A Dance Floor (2005), beispielsweise mit dem ABBA-Sample—Song Hung Up – ein beeindruckendes Werk vorgelegt habe, in manchen Momenten auch später. Dies konnte ich nicht so teilen (ich fand den eher mäßig aufgenommenen Music-Nachfolger American Life von 2003 irgendwie besser). Doch zu Zeiten von Music war sie meiner Meinung nach auf der Höhe ihrer kreativen Zeit, aus den Gründen, die ich genannt habe, aber auch aus noch vielen mehr! „Music Makes The People Come Together“!

Note: 1,7  

https://www.madonna.com/

    

Alison Goldfrapp – The Love Invention

VÖ: 12.05.2023

Label: Skint

Genre: Nu-Disco / Synthie-Pop / Electronica

Liebe Alison Goldfrapp,

ich war schon Fan Ihrer Musik, als ich Videos im Fernsehen Anfang der 2000er Jahre gesehen habe, zum Beispiel ihre Features auf dem phänomenalen In Sides von The Orbital. Nicht zu vergessen die ersten Berührungspunkte mit den Sounds Ihrer Band mit Will Gregory, natürlich spreche ich von Goldfrapp. Als ich erstmals den Song Utopia hörte, war ich hin und weg. Ein Geniestreich, den Sie beide dort hingezaubert haben! Und dann erst das dazugehörige Album Felt Mountain, mit diesem unwiderstehlichen Mix aus Electronica, Ambient, Pop, Cabaret, Folk und diesem Soundtrack-Feeling, das es erzeugte. Ein unvergessener Meilenstein, bestimmt nicht nur für mich! Wunderbar fand ich auch diesen doch recht straighten Wechsel zu Disco, Synthie-Pop und generell Electroclash und viel 80’s-Flair, den Sie und Mr. Gregory auf dem Nachfolger Black Cherry vollzogen haben. Mutig war es, aber es hat sich gelohnt. Die fünf Nachfolger, die sie bis 2017 produzierten haben mich immer noch überzeugen können, da Sie einen doch immer wieder zwischen diesen  – ich gebe zu vereinfacht gesagt – Polen des Ambient und des Nu-Disco variiert haben, eine passende Balance aus Experiment und Unterhaltung,  doch dabei stets neue Ideen präsentierten, Songwriting at its best! Ich habe dann – nachdem ich mich schon fragte, wie es mit Goldfrapp weitergeht und ich Ihre Features, vor allem jenes auf dem ersten Profound Mysteries letztes Jahr, herausragend fand– vor ein paar Monaten recht plötzlich vernommen, dass Sie dieses Jahr Ihr erstes Solo-Album veröffentlichen. Ihre Liebe für 80er-Sounds bringen Sie da wieder ganz klar zum Ausdruck, mit wunderbaren Instrumentationen und echt lässigen, charmanten und coolen Moroder-artigen Klängen. Wenn auch für mich Ihr Goldfrapp-Debüt und Black Cherry unerreicht bleiben, eines weiß ich ganz genau: ich bleibe weiterhin ein großer Fan – von Ihnen als auch Ihrer Musik. Machen Sie bitte weiter so!

Ihr hicemusic

Note: 2,3

https://www.alisongoldfrapp.com/

             

Leftfield – This Is What We Do

VÖ: 02.12.2022

Label: Virgin

Genre: Electronica / House

Zum Abschluss des Jahres 2022 möchte ich mich mit einem Album befassen, dass von einer britischen Institution veröffentlicht wird, die einflussreich für die verschiedensten Acts der elektronischen Musik und darüber hinaus war, ja sogar ein eigenes experimentelles Genre mit dem Bandnamen begründete: Leftfield. Nun, es gab diese beiden Alben in den 1990er-Jahren: das geniale Leftism (1995, mit Klassikern wie Open Up, Song Of Life, Original oder Release The Pressure,ich liebe bis heute auch den Chillout-Kracher Melt) und das ebenfalls wunderbare Rhythm & Stealth (1999, auch hier gab es Schätze wie Afrika Shox, Dusted, Phat Planet oder Swords). Diese Werke machen heute noch deutlich, dass hier zukünftige Sound-Strukturen der experimentellen Electronica vorweggenommen wurden und sie auch gut gealtert sind. Vor knapp 8 Jahren gab es dann ein Quasi-Solo-Album von Neil Barnes, da das andere Gründungsmitglied des Duos – Paul Daley – ausgeschieden war: Alternative Light Source. War irgendwie gut, auch wenn der Drive der frühen Jahre schon fehlte. Naja, waren ja auch ganze 16 Jahre vergangen! Jetzt hat Barnes zusammen mit Adam Wren wieder eine Platte produziert: This Is What We Do. Man mag hier irgendwie schreiben, dass der Titel wörtlich zu nehmen ist, mit dem Zusatz: „…but for many years in the same style“. Denn auch wenn die Sounds teilweise ihre Wirkung erzielen, ist mir bewusst, weshalb viele Kritiker*innen dieses Werk eher verhalten bewertet haben: das gab es von Leftfield und anderen Genre-Vertretern der Electro-Szene eben auch früher in den Neunzigern schon. Wenn dann ein Bezug zur Gegenwart fehlt, dann ist das eben weit weniger beeindruckend. Ich bin deshalb auch eher „unterwältigt“ von diesem Album. Das haben verwandte Acts wie Orbital jüngst überzeugender und zeitgemäßer hinbekommen. Nun: was haltet ihr davon? Zieht es euch auf die Tanzfläche oder animiert es euch eher zum Rumstehen im Club? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

Note: 3,0

https://www.leftfieldmusic.com/ 

Little Simz – No Thank You

VÖ: 12.12.2022

Label: Forever Living Originals

Genre: Hip-Hop / Gospel / Funk / Electronica

Irgendwie schon ein beruhigendes Gefühl, dass sich im Hip-Hop immer wieder neue Artists beweisen und dem Genre nach wie vor mannigfaltige Ideen zu entlocken verstehen! Insbesondere die britischen Vertreter*innen gewinnen zurzeit nicht nur meine Aufmerksamkeit mit genialen Beats, wunderbaren Samples und Melodie-Spielereien sowie schlagkräftigen, punktgenauen und unmissverständlich positionierten Messages und Stellungnahmen zu gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Themen. Gibt ja auch einiges zu kommentieren zurzeit. 2 Künstlerinnen hebe ich da insbesondere hervor, die wirklich ganz zufällig im Jahr 1994 geboren wurden. Da wäre einerseits Loyle Carner, der ja vor kurzem das grandiose Hugo veröffentlichte, und andererseits Little Simz, die mich mit ihrem letzten Werk Sometimes I Might Be Introvert (2021) wahrlich umgehauen hat! So virtuos wurden Elemente in die Hip-Hop-Sounds eingearbeitet sowie absolut reflektiert Statements zu Gegenwartsthemen in der Gesellschaft und persönlichen Erfahrungen (insbesondere der eigenen Herkunft der 28-Jährigen) getroffen. Für mich ganz klar eines der Alben 2021! Nun ist es Little Simz tatsächlich gelungen, zum Ende diese Jahres erneut einen Favoriten für die höchsten Platzierungen in den Jahresendabrechnungen zu liefern. Das Wunderbare ist unter anderem, dass die Britin sich vorgeblich zurückhaltend gibt, nur um dann umso druckvoller ihre Messages zu positionieren, die so direkt und ehrlich mit den eigenen unschönen Erfahrungen im Musikbusiness, den mentalen Problemen, den Ungerechtigkeiten umgehen. Wie sich hier zudem die Streicher-Arrangements herausschälen und ihre Wirkung entfalten, das ist kurz und knapp einfach fantastisch!              

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://www.littlesimz.com/

Röyksopp – Profound Mysteries III

VÖ: 18.11.2022

Label: Embassy Of Music

Genre: Ambient / Electro-Pop / Electronica / Dance

Ja, ich weiß, Röyksopp waren erst vor kurzem in dieser Sparte mit dem zweiten Teil ihrer Profound Mysteries-Trilogie vertreten. Doch jetzt aus einem doch anderen Grund. Vielleicht noch einmal eine kurze Zusammenfassung: Röyksopp in ihren Anfangstagen fand ich genial, das habe ich ja auch schon einige Male hier auf dem Blog betont. In ihren „mittleren“ Jahren waren die Norweger immer noch irgendwie gut. Wie ist das nun mit den „späten“ Röyksopp? Der im April erschienene erste Teil war auch dank der Gastauftritte von Alison Goldfrapp wirklich klasse. Der zweite Teil aus dem August hat mich hingegen nicht überzeugen können, zu viel Bemühen um bestechende Sounds, was aber leider ins Leere lief, zumindest für mich. Nun also Teil 3, was ist mit diesem? Die generellen Kritiken sind wohlwollender als beim direkten Vorgänger. Hmm…ich kann dem leider nicht so zustimmen, denn ich finde das auch auf Profound Mysteries III zu viel Klänge nicht die Durchsetzungskraft erzeugen, wie ich es mir erwünscht habe. Die Liste der Gäste liest sich zwar gut (u.a. ist Alison Goldfrapp wieder an Bord), doch auch diese erzeugen für mich nicht so einen Effekt wie erhofft. Da gibt es beispielsweise einen Track wie The Night (mit eben Alison Goldfrapp), der einen tollen Beginn bietet, nur um dann doch zu zeigen, dass man hier eben die Legenden von Kraftwerk zitiert. Ja , ist wie gesagt gut, aber eben dann doch nicht so revolutionär…naja, ich möchte nicht meckern. Die Platte ist besser als der Vorgänger, aber eben für mich nicht so klasse wie es die Musikkritiker*innen schreiben. Oder bin ich als Fan der Norweger zu streng mit ihnen? Was sagt ihr zu dem Album? Auf eure Meinungen bin ich gespannt!

Note: 2,7

https://profoundmysteries.royksopp.com/

     

Röyksopp – Profound Mysteries II

VÖ: 19.08.2022

Label: Embassy Of Music

Genre: Ambient / Electro-Pop / Electronica / Dance

Ich sage es jetzt mal direkt und frei heraus: ich bin enttäuscht! Das norwegische Duo um Svein Berge und Torbjørn Brundtland hat mich mit ihrem bis heute unvergleichlichen 2001er-Debüt Melody A.M. direkt gefangen genommen! Das waren so wunderbare Songs wie So Easy, Eple, Poor Leno oder Remind Me, die im Spannungsfeld von Ambient / Downtempo, Pop sowie den verschiedensten Electronica-Spielarten zwar nicht komplett neue, aber überaus spannende Wege fanden. Absolut nachhaltig, auch nach jetzt 21 Jahren (!). Die Nachfolge-Alben waren ebenfalls klasse, auch wenn die Melodien sich nicht so sehr im Ohr festsetzten wie die des besagten Erstlingswerkes. Die „Zwillings“-Platten Junior (2009) und Senior (2010) haben sich gut ergänzt mit den jeweils verschiedenen Bezugnahmen auf Electronica- und Ambient-Klänge, auch wenn erstgenanntes Album mir etwas besser zu gefallen verstand. Nun geht Röyksopp ja mit den Profound Mysteries eine dreiteilige Reihe an. Nah dem ersten, wirklich tollen Werk aus dem April, auf dem ja unter anderem Alison Goldfrapp als Feature zu hören war, kommt nun der Nachfolger. Ich muss den Anfang noch einmal aufgreifen, ich bin enttäuscht. Denn die Melodien, die hier zu hören sind, verbergen zwar teilweise wirklich interessante Ansätze, aber diese werden leider nicht ausdefiniert. So bleiben zwar wieder Sounds, die im Spannungsfeld von Ambient und Electronica angesiedelt sind, die auch an die seligen 1990er/2000er-„Chillout“-Melodien der Café Del Mar-Compilations erinnern – auf denen sich ja die Songs von Röyksopp ebenfalls wiederfanden – , aber leider auch wenig neue Ideen präsentieren. Dies unterscheidet sich dann doch auch sehr von dem Vorgänger, auf dem es dem Duo noch gelungen war. Mal schauen, was Teil III dann im November bieten wird, aber das hier ist angesichts meiner Ansprüche doch etwas zu wenig. Keine Katastrophe, aber eben auch nicht zwingend. Was sagt ihr zu dem Album? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Note: 3,0       

https://profoundmysteries.royksopp.com/

           

           

Hot Chip – Freakout/Release

VÖ: 19.08.2022

Label: Domino

Genre: (Synthie-)Pop / Electronica / Dance

Die 1995 gegründete Londoner Formation Hot Chip hat – vereinfacht gesagt – bisher immer wieder eine klasse Mischung und Balance aus Pop und Electronica (mit allerlei weiteren Einflüssen) hinbekommen. Soweit ich es in Erinnerung habe, hieß es mal, dass Alexis Taylor eher der Pop-Connaisseur ist und Joe Goddard die Dance/Electro-Schiene bevorzugen würde. Davon mal abgesehen, dass man sich ja dann durchaus fragen kann, was mit den anderen Mitgliedern ist und welche Rolle sie einnehmen, ist eine weitere Beschäftigung in diese Richtung nicht weiter von Belang, solange solche großartigen Songs rauskommen, die Hot Chip im Kollektiv immer wieder zu kreieren verstand. Das gilt vor allem für diejenigen der frühen Werke – insbesondere von The Warning (2006) und Made In The Dark (2008) –, aber auch auf den dann folgenden vier Studioalben fanden sich eben jene Perlen. Okay, mit dem letzten – A Bath Full Of Ecstasy (2019) tat ich mich insgesamt und für Hot Chip-Verhältnisse etwas schwerer, aber das war ja trotzdem noch mehrheitlich gut, was da an Sounds geboten wurde. Nun, jetzt ist Werk Nr. 8 erschienen, auf dem eine funky-discoide Richtung mit Schwerpunkt auf poppig-eingängige Melodien eingeschlagen wird, schon der Einstieg mit Down macht dies deutlich. Aber nicht falsch verstehen, das steht den Briten sehr gut, da sie eine Lockerheit und Verspieltheit wiedergefunden haben, die vor allem die besagten Frühwerke ausgemacht hat. Klanglich werden auch die unterschiedlichsten Elemente eingebunden, von 90er-House über Synthie-Pop der Marke Pet Shop Boys bis Disco der Chic-Art. Im Kontrast zu dieser, positive Assoziationen hervorrufenden Musik stehen oft die Texte, die tatsächlich Selbstzweifel sowie Infragestellungen so mancher menschlicher Verhaltensweisen und Standpunkte vermuten lassen. Aber macht das nicht spannende Alben aus, Gegensätzlichkeiten dieser Art? Klasse Rückkehr, so oder so!

Note: 2,3 (mit Potential nach oben)

https://www.hot-chip.co.uk/

 

    

The Range – Mercury

VÖ: 10.06.2022

Label: Domino

Genre: Electronica / Experimental

Monat der Comebacks, Part 4: Vor einigen Jahren – es muss die Zeit gewesen, als der US-amerikanische Produzent James Hinton alias The Range sein Studioalbum Potential (2016) veröffentlichte – fragte mich ein Freund, ob ich von diesem bereits gehört hätte. Hatte ich damals noch nicht, doch ich fand insbesondere das besagte Werk ziemlich spannend, da hier Tracks sich spielerisch leicht zwischen Electronica und Experimental bewegten und neue Ansätze gewagt wurden. Es wurde ja auch einiges an Aufwand betrieben, unter anderem hat Hinton wohl aus über 200 Stunden YouTube-Material seine Samples gesammelt und einzigartige klangliche Mixturen erschaffen (er soll auch einige von den Personen, deren Stimmen gesamplet wurden, an dem Gewinn der LP beteiligt haben). Ich stieß dann auf ein weiteres Album von The Range, nämlich den Vorgänger Nonfiction (2013), der ebenfalls schon diesen Wagemut in all seinen Facetten erkennen ließ. Soll doch einer mal behaupten, es kämen aus dem Bereich der elektronischen Musik keine Innovationen mehr. Nun, nach eben diesen 6 Jahren Pause seit Potential kommt Mercury nach dem ersten Hören vielleicht nicht direkt innovativ herüber, doch wenn dem Werk etwas Zeit gewidmet wird, dann eröffnen sich einem schon viele atmosphärische Klangstrukturen, die dem Hörer musikalische Ausflüge u.a. in R&B/Soul, Hip-Hop und – klar – verschiedene Stilarten der Electronica bieten. The Range hat seine Sounderkundungen ganz sicher noch nicht beendet!

Note: 2,3   

http://www.therange.us/

  

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