Februar 2024

Ja, Panik – Don’t Play With The Rich Kids

VÖ: 02.02.2024

Label: Bureau B

Genre: (Indie-)Rock

Unglaublich, die österreichische Formation Ja, Panik musiziert nun auch schon seit fast 20 Jahren und hat uns eine Menge wunderbarer Alben serviert. Vor allem bei DMD KIU LIDT (2011) besteht sicherlich der größtmögliche Konsens, dass es sich um eine wundervolle Platte handelt. Über die markante Nutzung des Denglischen hinaus werden wunderbare Melodien komponiert und überaus bestechende Texte geschrieben. Spannend ist die von Spechtl und Co. an den Tag gelegte Kompromisslosigkeit im Songwriting und das scheinbare Desinteresse an aktuellen Trends. Don’t Play With The Rich Kids setzt da unmittelbar daran an, denn man orientiert sich an den Rock-Strukturen der frühen Band-Tage, setzt gleichzeitig die Startpunkte für weitere Experimente. Daraus resultieren (u.a. an die Nineties erinnernde) Hymnen wie die hervorragende Single Kung Fu Fighter. Mal wieder ein kraftvolles Statement von Ja, Panik!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)  

https://japanik.space/


The Last Dinner Party – Prelude To Ecstasy

VÖ: 02.02.2024

Label: Universal

Genre: Indie-/Art-Rock / Indie-/Baroque-Pop

Apropos Hymnen, mit eben jenen hat man es auf jeden Fall auf Prelude To Ecstasy zu tun, dem von James Ford produzierten Debüt-Album des in den Medien gefeierten Londoner Quintetts The Last Dinner Party (dessen Karriere so Hollywood-mäßig anmutet). Die grandiose, bereits Anfang 2023 veröffentlichte Single Nothing Matters hat da im Vorhinein schon die Marschrichtung vorgegeben. Es gibt die hymnischen, emotional aufwühlenden wie auch die ruhigen und bedachten Momente, die alle so herrlich ungezwungen und souverän vorgetragen werden, dass es eine wahre Freude ist! Dass passt thematisch auch perfekt, da es um die Extreme der Gefühlswelten des Menschen an sich geht. Man macht sich unter anderem eindeutig für Feminismus und Akzeptanz von unterschiedlichen sexuellen Lebensstilen stark. Eines ist sicher, 2024 bietet schon jetzt eine Vielzahl an wunderbaren Werken von weiblich dominierten Bands, an deren Spitze sicherlich schon jetzt The Last Dinner Party mit Prelude To Ecstasy steht!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)  

https://www.thelastdinnerparty.co.uk/  

    


Grossstadtgeflüster – Das Über-Icke

VÖ: 09.02.2024

Label: BMG

Genre: Elektropop/-punk

Das war mir neu: Die Berliner Band Grossstadtgeflüster gibt es schon seit 2003! Ich kenne sie allerdings erst wirklich seit knapp 10 Jahren, seit ihre klasse EP mit dem gleichbetitelten Song Fickt-Euch-Allee erschienen ist. Ja klar, liegt an dem überaus gewitzten und hintersinnigen Text und den Sounds, die eben Ohrwurm-Potential haben. In eine ähnliche Richtung geht die neue Single Icke!, die ebenfalls klare Slogans aufweisen kann. Eines wird allerdings im Laufe des dazugehörigen, philosophisch angehauchten Albums Das Über-Icke deutlich: irgendwie verliert sich das mit dem Witz und den Wortspielen etwas. Eine Band, die hier nicht nur mit der Nutzung eines Samples am Ende von der oben erwähnten Vorabsingle zitiert wird, produziert und textet im Vergleich letztendlich einfach irgendwie besser und noch unerschrockener innerhalb des Electro-Pop/-Punk. Die Rede ist natürlich von Deichkind. Sorry, aber ist meiner Meinung nach einfach so!

Note: 2,7

https://grossstadtgefluester.de


Chelsea Wolfe – She Reaches Out To She Reaches Out To She

VÖ: 09.02.2024

Label: Loma Vista

Genre: Experimental / Electronica / Gothic-Rock / Doom-Metal

Dave Sitek hat es sich nicht nehmen lassen, die großartige Künstlerin Chelsea Wolfe bei der musikalischen Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen der letzten Jahre (eigene Alkohol-Abstinenz, Begleitung einer befreundeten Person, die sich aus einer langjährigen toxischen Beziehung befreien konnte und vieles mehr) zu assistieren. Dies ist im Resultat gewohnt experimentierfreudig geworden, wobei die 40-jährige Kalifornierin auf ihrem siebten Studio-Album She Reaches Out To She Reaches Out To She den Fokus auf mehr Electronica-Elemente legt, umgeben von vielen weiteren Musik-Richtungen, die hier in die Klangwelten zwischen Gothic-Rock und Doom-Metal gelegt werden. Einzigartig im Ergebnis!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)  

https://chelseawolfe.com


Idles – Tangk

VÖ: 16.02.2024

Label: Partisan

Genre: Post-Punk / Punk-Rock

Joe Talbot und Co. legen ja schon eine – im Vergleich zu anderen Bands der heutigen Zeit – effektive und produktive Veröffentlichungspolitik an den Tag. Mit Tangk erscheint bereits das fünfte Album der Idles, innerhalb von sieben Jahren (2017 kam das Debüt Brutalism heraus). Man weiß, es kann auch mal so richtig zur Sache bei den Briten gehen, wenn sie losgelassen werden, um ihre Wut über die sozialen und politischen Missstände oder natürlich auch die eigenen Sorgen zum Ausdruck zu bringen. Tangk wirkt im Vergleich zu den Vorgängern schon fast „ruhiger“ und „bedachter“. Könnte unter anderem an Co- und Radiohead-Stamm-Produzent Nigel Godrich liegen. Nancy Whang und James Murphy schauen auch vorbei. Musikalisch und auch thematisch eben mal wieder unheimlich vielseitig aufgestellt!

Note: 2,0 (mit Potential nach oben)

https://www.idlesband.com


Nouvelle Vague – Should I Stay Or Should I Go?

VÖ: 16.02.2024

Label: PIAS

Genre: Bossa Nova / Lounge-Pop

Mir ging es da so wie wahrscheinlich vielen Hörern: ich fand die Bossa Nova-Versionen von 1970er-/80er-New-Wave-/Post-Punk-Songs schon sehr ansprechend und äußerst charmant, vor allem auf dem selbstbetitelten Debüt (2004) sowie zu Teilen auf dem Nachfolger Bande À Parte (2006). Andererseits muss man sagen, dass der „Witz“ dann mit dem Drittwerk 3 (2009) auserzählt war, die vierte LP Couleurs Sur Paris (2010) und die danach erschienenen Platten (LP und EPs) habe ich gar nicht mehr gehört. Wie sehr macht es dann Sinn, dass sich die französische Band um Marc Collin (Co-Bandgründer Olivier Libaux verstarb leider im Jahr 2021) und verschiedene Gastsängerinnen in den 2020er Jahren dieses Rezept des Coverns noch einmal aus der Taufe hebt. Meiner Meinung nach leider nicht viel. Es sind im Original erneut gute bis geniale Songs (natürlich ist der titelgebende The Clash-Song dabei), die zugegebenermaßen toll gesungen werden, aber insgesamt werden nicht so viele neue Facetten geboten und ich bin letztlich nicht so richtig gepackt. Wie geht es Euch beim Hören?

Note: 3,0    

https://nouvellevaguemusic.com/   


Nadine Shah – Filthy Underneath

VÖ: 23.02.2024

Label: Universal

Genre: Indie-/Psychedelic-Rock / Art-Pop

Ich hab die Diskografie der 38-jährigen Britin in letzter Zeit ein bisschen aus den Augen verloren, was angesichts der spannenden Herangehensweise von Nadine Shah an die Musik schon sehr schade ist. Vor allem Kitchen Sink (2020) soll ja fantastisch sein. Es ist auf jeden Fall vorgemerkt. Ich finde aber auch Filthy Underneath absolut gelungen, denn die Künstlerin – die immer schon pointiert die eigenen Lebenserfahrungen sowie sozialpolitische Themen dieser Welt in Worte fassen konnte – bietet erneut textliche Raffinessen sowie vielfältige und stilistisch bunte Klänge, insbesondere ergänzt durch eine großartige Gesangsstimme. Ich sollte – was die Diskografie von Nadine Shah betrifft – unbedingt am Ball bleiben, soviel stellt auch Filthy Underneath klar!

Note 2,0

https://nadineshah.co.uk

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