Ihr entscheidet, welche Veröffentlichung „Album des Monats Mai“ wird.
Zur Wahl stehen diejenigen Alben, die in dem Monat veröffentlicht und bei hicemusic vorgestellt wurden.
Ihr urteilt über die Umfrage „Wie bewertest Du die Musik?“. Das Album mit den besten Werten, also idealerweise mit dem Urteil „Großartig“, gewinnt (je mehr Nennungen, desto besser).
Einige Musiker lassen mal bis zu 5 Jahre nichts von sich hören. Das ist in Zeiten, in denen aus marketingstrategischen Gründen eben nicht mehr jedes Jahr ein neues Album erscheint, schon recht normal. Doch auch dann werden Fans und Kritiker ungeduldig, sind gespannt auf neuen Output. Zusätzlich gibt es jene Acts, die lassen mal so eine Dekade verstreichen, bis sie ein neues Lebenszeichen von sich geben, beispielsweise in Form einer lang erwarteten LP. In Zeiten der vielen Comebacks ist es zudem mal gewöhnlich, dass eine Band 15 bis 20 Jahre von der Bildschirmfläche verschwunden bleibt, dann aber mal wieder von sich hören lässt. Es gibt mal ein paar Live-Auftritte, beispielsweise auf Festivals, aber auf musikalischen Output (LP, EP oder sowas) lässt man sich aus verschiedenen Gründen (z.B. Streitigkeiten) nicht ein. Es gibt allerdings diese Ausnahmen, wie letztes Jahr die großartigen Avalanches, die nach 16 Jahren ein neues Album präsentierten, oder wie jetzt die legendären Slowdive, die fast 2 Dekaden verstreichen ließen. Nun ja, manchmal sind es auch andere Verpflichtungen, die eine lange Abwesenheiten (mit) erklären können. Im Fall von Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodríguez-López weiß man ja sicherlich, was das bedeutet. Ersterer hat bereits in unzähligen Bands gespielt, während Zweitgenannter neben seinen anderen Formationen unter anderem bereits unendlich Soloalben produziert hat. Natürlich darf in diesem Zusammenhang eines der gemeinsamen Projekte nicht vergessen werden: die fantastischen, mittlerweile leider aufgelösten Progressive-Rocker The Mars Volta, die nach dem Ende jener Hardcore-Institution gegründet wurden, die hier nun besprochen wird: At The Drive-In. In/Casino/Out (1998)und vor allem der Klassiker Relationship Of Command (2000) mit dem Brecher One Armed Scissor haben auch heute nichts von ihrer Kraft verloren. Nach über 16 Jahren kommt nun endlich In·ter a·li·a, das die Erwartungen leider nicht erfüllen kann. Auch wenn hicemusic nicht ganz die richtig schlechten Wertungen verstehen kann, die teilweise in der Musikpresse zu lesen sind, fehlt auf dem Tonträger tatsächlich die Energie alter Tage. Sie blitzt immer mal auf, kann aber nicht auf Länge des gesamten Albums gehalten werden. Irgendwie vermisst man bis auf ein paar Ausnahmen (u.a. Hostage Stamps und Governed By Contagions) die wirklich memorablen Songs. Ein bisschen schade, obwohl vielleicht auch nur die pure Freude am Comeback im Vordergrund stehen sollte, der Spaß am straighten, aggressiven Rock. Oder was meint Ihr? Wie steht Ihr zu der neuen Musik von At The Drive-In?
Es gibt ja immer wieder Künstler/innen, bei denen man glaubt, sie seien schon eine längere Zeit im Musikbusiness aktiv, man sie zumeist älter einschätzt als sie tatsächlich sind. Das war insbesondere in den letzten Monaten der Fall (Angel Olsen, Laura Marling, Jake Bugg, Alexandra Savior, Courtney Barnett usw.). Natürlich werden oft Genres aufgegriffen, bearbeitet, uminterpretiert und kombiniert, die in der Popmusik eine große Tradition aufweisen – also bestimmt nicht neu sind. Aber die Art, wie die Musik präsentiert wird, da möchte man als Hörer nur respektvoll applaudieren. Die Ü20-Generation versteht es, eigene Interpretationen der Musikvergangenheit anzustellen und die Richtungen stilvoll in die Gegenwart zu holen und dort überzeugend neu zu positionieren. Die 1990 in Neuseeland geborene Aldous Harding gehört ebenso zu jenen Künstlerinnen, legte 2014 ihr selbstbetiteltes Debüt vor, auf dem sie ziemlich zierlich und zerbrechlich wirkte, sie äußerst pessimistische Texte zu Gehör brachte, ihre Sounds erinnerten schon damals an eine Mischung aus Chelsea Wolfe, Vashti Bunyan, PJ Harvey und Kate Bush. Hört man nun einen Song wie Horizon auf ihrem Zweitwerk Party lassen sich Parallelen zu letztgenanntem Vorbild wirklich nicht mehr verhehlen. Wie bei allen oben genannten Beispielen junger talentierter Musiker/innen wäre sie allerdings wohl nur halb so spannend, wenn nicht individuelle Züge, neue Ansätze erkennbar sein würden, auch wenn ein John Parish (der unter anderem bereits mit PJ Harvey, den Eels oder Sparklehorse zusammenarbeitete) auf dem neuen Album als Produzent ausgeholfen, wie auch Gäste wie Perfume Genius darauf ihre effektiven Beiträge zum Gelingen der Songs geliefert haben. Aldous Harding kann mit ihrer Stimme großartig experimentieren und eine respektable Bandbreite an Instrumenten vielseitig einsetzen, damit unterschiedliche Stimmungen erzeugen. In der Mehrheit ist die Musik natürlich erneut von Melancholie geprägt, wenn Harding sich mit der Natur auseinandersetzt. Klasse Platte!